Übersicht über die Albumrezensionen: Peter Perrett, Dylan Jack Quartet und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Dylan Jack Quartet – Winter Panes
Weihnachten steht vor der Tür, und ebenso die von Weihnachten inspirierten Alben. Auf “Winter Panes” gibt das Dylan Jack Quartet Winterklassikern eine frische, neue Jazz-Interpretation. Die Aufnahmen, die in einer kalten Kirche in Massachusetts gemacht wurden, spiegeln wörtlich und im übertragenen Sinne verschiedene kulturelle Perspektiven auf die Wintersaison wider. Der Ton wird gleich zu Beginn mit dem feurigen Trompetenspiel von Jerry Sabatini auf dem Eröffnungstrack “New Africa” von Grachan Moncur III gesetzt, während Eric Hofbauers Gitarre, subtil bereichert durch Elektronik, die Klanglandschaft verstärkt. James Browns “Santa Claus Go Straight to the Ghetto” ist verspielt und schwungvoll, mit einem ansteckenden Groove, angetrieben von Jack und Bassist Tony Leva. Die weniger offensichtlichen Entscheidungen sind jedoch die auffälligsten. Vince Guaraldis “Skating” wird in einem polymetrischen Stil interpretiert, der das ursprüngliche Dreiviertel-Taktmuster völlig neu gestaltet. Das sephardische Chanukka-Lied “Ocho Kandelikas” entfaltet sich von einem majestätischen Anfang zu einem mitreißenden Tango-Finale. Die Produktion ist intim und warm und nutzt die Akustik der Kirche optimal aus. Das Quartett beweist hier, dass ein Weihnachtsalbum nicht vorhersehbar sein muss. “Winter Panes” ist eine erfinderische Reise durch verschiedene musikalische Traditionen, vereint durch die kohärente Vision des Ensembles. Ein Winteralbum, das das ganze Jahr über faszinieren kann. (William Brown) (7/10) (Creative Nation Music)
Thus Love – All Pleasure
Die zehn Tracks, die zusammen etwas mehr als dreißig Minuten umfassen, zeigen vor allem die musikalischen Grenzen der Band. Ihre minimalistische Grundausstattung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug scheint eher auf technische Einschränkungen als auf künstlerische Entscheidungen zurückzuführen zu sein. Obwohl die Bandmitglieder einen Hintergrund in Jazz und klassischer Musik behaupten, ist davon in den simplen Arrangements wenig zu hören. Der Titelsong “All Pleasure” ist am gelungensten, mit einem gewissen Aufbau und einer Atmosphäre, die Neugier weckt. Leider bleibt es dabei. Auch wenn die Band sich von Größen wie Grace Jones und ambitionierten Genres wie Post-Punk und Glam-Rock inspirieren lässt, fehlt es an musikalischem Können, um diese Einflüsse überzeugend umzusetzen. Nach Tourneen mit angesehenen Acts wie Wild Nothing und Dry Cleaning hatte man vielleicht gehofft, dass Thus Love etwas von ihren Tourpartnern lernen würden. Die jugendliche Begeisterung ist zwar da, kann aber das Fehlen musikalischer Tiefe nicht verbergen. Für diejenigen, die die Band in einem dunklen Keller mit Gleichgesinnten auftreten sehen, mag es noch ein wenig Freude geben. Auf der Platte wird jedoch schmerzhaft klar, dass Thus Love noch einen langen Weg vor sich haben. Für ein nächstes Album könnte es nicht schaden, wenn die Band etwas mehr Zeit in die Erweiterung ihres musikalischen Vokabulars investieren würde. Das Herz ist am rechten Fleck, aber gute Absichten allein machen noch kein bemerkenswertes Album. (Jan Vranken) (4/10) (Captured Tracks)
Peter Perrett – The Cleansing
Nach seinem vielversprechenden Comeback im Jahr 2017 liefert der ehemalige Frontmann der Only Ones mit “The Cleansing” ein enttäuschendes Album ab. Trotz einer beeindruckenden Gästeliste (darunter Bobby Gillespie, Johnny Marr und Mitglieder von Fontaines D.C.) klingt dieses 20-teilige Album wie eine ermüdende Übung in Wiederverwertung. Perretts charakteristische Stimme, einst erfrischend eigenwillig, klingt nun wie eine fade Johnny Rotten-Imitation. Die Gitarrenparts sind kindlich simpel, versteckt hinter einer Mauer vorhersehbarer Akkorde, die in keinem Moment zu fesseln wissen. Während seine früheren Werke mit den Only Ones (“Another Girl, Another Planet”) noch vor Originalität sprühten, ist “The Cleansing” nichts mehr als ein blutleeres Echo vergangener Zeiten. Dieses Album hätte tatsächlich vor 45 Jahren gemacht werden können – und selbst damals wäre es mittelmäßig gewesen. Für einen Künstler, der sich nach Jahren voller Probleme wiedergefunden hat, ist dies ein schmerzhaftes Beispiel dafür, dass manche Comebacks besser nicht stattfinden sollten. (Anton Dupont) (3/10) (Domino Recording Co)
Scott Colley, Edward Simon & Brian Blade – Three Visitors
Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir es mit einer Supergruppe der höchsten Klasse zu tun haben, wenn Scott Colley, Edward Simon und Brian Blade zusammenkommen. Diese drei Virtuosen, jeder mit einer beeindruckenden Karriere im modernen Jazz, haben mit “Three Visitors” ein Album geschaffen, das ihre kollektive Erfahrung und musikalische Vision perfekt widerspiegelt. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese drei Meister, die sich seit Jahren aus verschiedenen Projekten kennen – denken wir an ihre Arbeit in Steel House und verschiedenen anderen Ensembles – hier als gleichwertige Partner zusammenkommen. Colley, mit seinem organischen Bassspiel und tiefem harmonischen Verständnis, Simon mit seiner raffinierten Klaviertechnik, die seine venezolanischen Wurzeln mit modernem Jazz verbindet, und Blade, der Schlagzeuger, der genauso leicht Joni Mitchell wie Wayne Shorter begleitet, bilden eine Dreieinigkeit, die mehr ist als die Summe ihrer Teile.
“Three Visitors” ist ein Meisterwerk in Balance und Feinheit. Nehmen wir zum Beispiel “Nostalgia”, wo Colleys bedachtsame Basslinien das Fundament für eine Komposition legen, die sich allmählich wie eine Blume in der Morgensonne entfaltet. Der Bass fungiert hier nicht nur als rhythmisches Anker, sondern webt ein harmonisches Netz, das Simon und Blade die Freiheit gibt, zu erkunden und zu reagieren. “Kintsukuroi” eröffnet mit einem der beeindruckendsten Momente des Albums: Simons sparsame, aber bedeutungsvolle Klavierakkorde schaffen eine Spannung, die fast greifbar ist. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Stille und Klang einander verstärken können. Wenn sich Blade und Colley ihm anschließen, entsteht ein Dreiergespräch von seltener Intensität und Raffinesse.
Der Titeltrack “Three Visitors” zeigt die kollektive Genialität dieses Trios. Die Komposition basiert auf einem genialen Klaviermotiv, das sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht. Es ist bewundernswert, wie die drei Musiker einander Raum zum Glänzen geben, während sie gleichzeitig eine enge Einheit bilden. Blades subtiler Pinselstrich und Colleys resonanter Bass bilden ein perfektes Gegengewicht zu Simons bedachtsamem Klavierspiel. Die Produktion ist kristallklar und ausgewogen, wobei jedes Instrument seinen eigenen Raum hat, ohne dominant zu werden. Die natürliche Akustik und Wärme der Aufnahme tragen zum intimen Charakter der Musik bei. “Three Visitors” ist ein Album, das eine außergewöhnliche musikalische Reife widerspiegelt. Es ist keine Schau technischer Meisterleistungen – obwohl diese zweifellos vorhanden sind – sondern vielmehr eine Demonstration, wie drei Meister auf dem Höhepunkt ihres Könnens Musik machen, die sowohl intellektuell herausfordernd als auch emotional befriedigend ist. (Jan Vranken) (8/10) (GroundUp Music)
Westside Gunn & DJ Drama – Still Praying
Die Zusammenarbeit zwischen Westside Gunn und DJ Drama auf “Still Praying” versprach viel, enttäuscht jedoch. Dramas Erfahrung mit seiner Gangsta Grillz-Serie und Gunns roher Buffalo-Sound finden in dieser verwirrenden Mischung keine Harmonie. Die Produktion steckt zwischen zwei Welten fest: der Underground-Energie von Gunns Reihe Hitler Wears Hermes und dem polierten Sound, der die jüngsten Erfolge von Drama auszeichnet. Das Ergebnis ist ein fragmentiertes Ganzes, das nirgendwo wirklich ankommt. “Max Caster” ist eines der wenigen Lichtblicke, bleibt jedoch zu kurz, um wirklich Eindruck zu machen. Der übermäßige Einsatz von Samples und Ad-libs erzeugt eine unordentliche Klanglandschaft, die die Kohärenz stört. Das Album scheint mit seiner Identität zu ringen, schwebt zwischen Gangsta-Rap und jazzigen Westküsten-Einflüssen, ohne eine klare Richtung zu wählen. Technisch gekonnt, aber emotional distanziert, erreicht “Still Praying” nie sein volles Potenzial. (Elodie Renard) (5/10) (Griselda Records)