Guns N’ Roses bringen München zum Beben
|Die Allianz Arena verwandelte sich in einen brodelnden Hexenkessel des Rock, als Guns N’ Roses die Bühne eroberten. Axl Rose stürmte mit seiner unverwechselbaren Energie auf die Bretter, während Slash bereits die ersten Akkorde von “It’s So Easy” anschlug. Das Publikum war von der ersten Sekunde an elektrisiert.

Rose wirkte an diesem Abend besonders inspiriert. Seine Stimme klang kraftvoll und ausdrucksstark, als er sich durch “Mr. Brownstone” sang. Der Frontmann bewegte sich mit jugendlicher Leichtigkeit über die Bühne, seine charakteristischen Tanzschritte ließen die Jahre vergessen. Bei “Chinese Democracy” wechselte er geschickt zwischen aggressiven Passagen und melodischen Momenten. Wings’ “Live and Let Die” wurde zum ersten Höhepunkt des Abends. Rose setzte sich ans Klavier, seine Finger glitten über die Tasten, während Pyrotechnik das Stadion erhellte. In solchen Momenten zeigt sich die theatralische Größe der Band, die mehr als nur eine Rockshow bietet.
Slash übernahm bei “Slither” die Führung. Der Mann mit dem Zylinder ließ seine Gibson sprechen, jeder Ton saß perfekt. Seine Gitarrenarbeit bei diesem Velvet Revolver-Stück bewies einmal mehr, warum er zu den einflussreichsten Gitarristen seiner Generation zählt. Duff McKagan sorgte währenddessen für das rhythmische Fundament, sein Bass dröhnte durch die Arena. “Welcome to the Jungle” entfesselte die Menge vollends. Jeder sang mit, die Atmosphäre war greifbar. Rose animierte das Publikum, seine Stimme überschlug sich vor Begeisterung. “Double Talkin’ Jive” hielt die Energie hoch, bevor Bob Dylans “Knockin’ on Heaven’s Door” für einen emotionalen Moment sorgte.
Toll war “Attitude” von den Misfits. Selten gespielt, umso intensiver in der Wirkung. Rose bellte die Lyrics mit roher Kraft, während die Band einen Punk-Sound erzeugte, der ihre Vielseitigkeit unterstrich. “Rocket Queen” folgte mit einem ausgedehnten Slash-Solo, das die Arena zum Verstummen brachte.
Johnny Thunders’ “You Can’t Put Your Arms Around a Memory” zeigte eine verletzliche Seite. Rose sang mit ungewohnter Zartheit, seine Interpretation war berührend. Solche Momente machen deutlich, dass Guns N’ Roses mehr sind als eine reine Hard-Rock-Maschine. “Nightrain” brachte die Party zurück. Die Arena bebte, als die Band in den Groove fand. Richard Fortus und Slash lieferten sich bei “Down on the Farm” ein Gitarrenduell, das die musikalische Chemie zwischen den Musikern verdeutlichte. Die UK Subs-Nummer kam überraschend, funktionierte aber perfekt.
“Civil War” schlug nachdenklichere Töne an. Rose nutzte die Gelegenheit für eine kleine gesellschaftskritische Botschaft, ohne dabei zu belehrend zu wirken. Die Musik sprach für sich, die Texte bekamen durch die aktuelle Weltlage neue Relevanz. “November Rain” bildete den emotionalen Kern des Abends. Slashs berühmtes Gitarrensolo ließ viele Zuschauer verstummen, manche hatten Tränen in den Augen. Dizzy Reed unterstützte mit seinen Keyboard-Arrangements, die dem Song seine orchestrale Wucht verliehen. Dieser Moment war pure Magie.
Jimmy Webbs “Wichita Lineman” überraschte als ruhiger Zwischenstopp. Rose interpretierte den Song mit unerwarteter Sensibilität, seine Stimme klang warm und vertraut. “Estranged” fesselte anschließend mit seiner komplexen Struktur, die Band navigierte mühelos durch die verschiedenen Stimmungen des Songs. “Coma” rundete den Hauptteil ab, ein seltener Gast in der Setlist. Die Fans dankten es mit besonderem Enthusiasmus. Frank Ferrer am Schlagzeug und Melissa Reese an den Keyboards sorgten für den treibenden Rhythmus, der diesen komplizierten Song zusammenhielt.
Die Zugabe begann mit “Sweet Child O’ Mine”. Das Publikum sang jeden Ton mit, die Emotionen kochten über. Rose lächelte sichtlich über die Reaktion, seine Freude war ansteckend. Slash spielte die berühmte Einleitung, als würde er sie zum ersten Mal hören. “Paradise City” krönte den Abend. Die Arena wurde zu einem einzigen singenden Organismus, als der Refrain einsetzte. Rose dirigierte das Publikum wie ein Maestro, seine Arme fuchtelten wild durch die Luft. Die Band gab alles, was sie hatte, der Schlussspurt war atemberaubend.
Die Allianz Arena erwies sich als würdige Kulisse für diesen Auftritt. Die Akustik funktionierte hervorragend, selbst in den obersten Rängen war jedes Detail hörbar. Die Bühnenproduktion war professionell, ohne dabei zu überladen zu wirken.
Guns N’ Roses bewiesen an diesem Abend, warum sie nach Jahrzehnten immer noch relevant sind. Die Mischung aus “Appetite for Destruction”-Klassikern und “Use Your Illusion”-Epik funktionierte nahtlos. Die sorgfältig ausgewählten Covers zeigten die musikalischen Wurzeln der Band und ihre Fähigkeit, fremde Songs zu eigen zu machen. Die Begeisterung im Publikum war echt, die Energie der Band ungebrochen.