Ibrahim Maalouf – Trumpets of Michel Ange

Dass Ibrahim Maalouf ein Geschichtenerzähler ist, wissen wir nur zu gut. Vor allem erzählt er Geschichten mit seiner Musik, aber auch auf der Bühne greift er gerne zum Mikrofon, um das Publikum in seine Gedankenwelt zu entführen. Auf seinem neuesten Album kommen verschiedene Erzählstränge zusammen, die eine Erklärung erfordern.

Zunächst einmal ist das neue Album eine Hommage an den Trompeter Nassim Maalouf, seinen Vater, der seine ganze Seele in die technische Anpassung der Trompete mit einem vierten Ventil investiert hat, um Vierteltöne spielen zu können, die in der klassischen arabischen Musik häufig vorkommen. Zusammen mit der berühmten Instrumentenfabrik Selmer in Paris entwickelte er die erste Version dieser Trompete. Übrigens war Nassim Maalouf nicht der Einzige, der mit Taktarten experimentierte. Auch der amerikanische Jazz-Trompeter und Ethnomusikologe Don Ellis tat dies bereits in den 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit dem Instrumentenhersteller Holton. Nassim Maaloufs großer Wunsch war es, dass viele Musiker auf dieser besonderen Trompete spielen. Mit dem Projekt „Trumpets of Michel Ange“ und der Veröffentlichung des gleichnamigen neuen Albums möchte Ibrahim Maalouf diesen Traum verwirklichen.

Hingabe

„Die neun neuen Lieder erzählen auch von der Feier der Liebe, dem Aufbau einer Familie und den Dingen, die Eltern ihren Kindern weitergeben“, sagt Maalouf über das neue Album. „Die Geschichte handelt von der Reise zweier junger Liebender, die eine Familie gründen, ihre Hochzeit feiern, sich einander widmen, die Geburt ihrer Kinder erleben und schließlich diese wieder loslassen, wenn sie erwachsen werden.“

Liebe und Freude

Es sind vor allem die Liebe und die Freude, die einem beim Hören der Tracks ins Wohnzimmer strömen. Es beginnt direkt mit „The Proposal“, einem Lied, das übrigens aus einer spontanen Jam-Session auf Maaloufs eigener Hochzeit entstanden ist. Danach sprühen die Funken mit „Love Anthem“ und „Fly With Me“, und in „Zajal“ rocken die Trompeten kräftig unter der Führung des Gitarristen François Delporte, Maaloufs langjährigem musikalischen Partner. Erst bei „Stranger“, das dem bewegten Leben und der Leidenschaft seines Vaters Nassim Maalouf gewidmet ist, gibt es einen Moment der Besinnung. Doch mit „The Smile of Rita“, das Maaloufs Tochter gewidmet ist, bekommt man sofort wieder Lust zu tanzen. Beim epischen „Au Revoir“ verdrücken wir eine Träne, nur um dann bei „Capitals“, bei dem auch Trombone Shorty fröhlich mitbläst, wieder aufzustehen. Der Abschluss „Timeless“ hat einen klaren afrikanischen Charakter, inspiriert durch die Zusammenarbeit mit Toumani und Sidiki Diabaté. Auch Maaloufs Sohn Nael und sein Vater Nassim leisten auf überraschende Weise einen Beitrag zum Schlussstück.

Meisterwerk

„Ich habe das Album, die Trompetenlinie – die inzwischen mit Antoine Courtois Instruments entwickelt wurde – und die neue Musikakademie, die wir gründen, ‚Trumpets of Michel Ange‘ genannt, zu Ehren meines Vaters“, erklärt Maalouf zu dem gesamten Projekt. „Als er zum ersten Mal aus dem Libanon nach Frankreich kam, fand er Zuflucht und Arbeit in einer der ältesten Kirchen von Paris, und dort entwickelte er auch seine Ideen zur Herstellung der Viertelton-Trompete. Als ich jünger war, sah ich ihn oft als eine Art Michelangelo, der die Sixtinische Kapelle malte. Dieses Instrument ist sein Meisterwerk, und ich hoffe, dass jeder es erleben kann.“ (8/10) (Mister I.B.E.)

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