Perlen der Popmusik: Die Geschichte hinter Osibisa – “Sunshine Day”
Als im Januar 1976 die Single „Sunshine Day“ von Osibisa erscheint, kulminiert eine bemerkenswerte Reise afrikanischer Rhythmen zu den europäischen Popradios. Der Song, der sich zu einem der größten Erfolge der Band entwickelte, erzählt die Geschichte einer Gruppe, die die Musikwelt für immer veränderte, indem sie Kontinente durch eine einzigartige Verschmelzung von Stilen verband.
Osibisa
Osibisa wurde 1969 in London von vier westafrikanischen und drei karibischen Musikern gegründet. Zur ursprünglichen Besetzung gehörten die Ghanaer Teddy Osei am Saxophon, Sol Amarfio am Schlagzeug und Mac Tontoh an der Trompete, zusammen mit dem Nigerianer Lasisi Amao, Wendell Richardson aus Antigua, Spartacus R aus Grenada und Robert Bailey aus Trinidad. Diese multikulturelle Zusammensetzung sollte entscheidend für ihren unverwechselbaren Sound sein. Die ursprüngliche Band, die auf den ersten drei Studioalben zu hören war, wurde allgemein als The Beautiful Seven bezeichnet – ein Name, der auch der Titel eines Stücks auf ihrem Album „Woyaya“ wurde.
Der Name Osibisa stammt vom Fante-Wort „osibisaba“, was Highlife bedeutet, obwohl die Band ihn selbst als Rhythmen beschrieb, die vor Glück explodieren. In Ghana hatten Osei, Amarfio und Tontoh bereits in den 1950er Jahren in der Highlife-Band The Star Gazers und später in The Comets gespielt, mit denen sie 1958 in Westafrika mit „Pete Pete“ einen Hit landeten.
Sunshine Day
„Sunshine Day“ erschien auf dem Album „Welcome Home“, dem siebten Studioalbum von Osibisa, das 1975 veröffentlicht wurde. Das Album wurde 1975 in den Roundhouse Recording Studios in London aufgenommen, obwohl einige Quellen angeben, dass die Aufnahmen Ende 1975 und Anfang 1976 stattfanden. Das Eröffnungsstück war zugänglicher und kommerzieller als ihre früheren Werke, mit funkigen und wiederholenden Popelementen, die sofort ins Ohr gingen.
Die Single wurde im Januar 1976 veröffentlicht und entwickelte sich zu einem der größten Hits der Band. Später im selben Jahr folgte mit „Dance the Body Music“ ein weiterer Erfolgstitel. Für eine Band, die afrikanische Musik einem Mainstream-Publikum näherbrachte, bedeutete dies einen bedeutenden Durchbruch.
Der Song zeigte eine andere Seite von Osibisa. Das markante Riff und die 70er-Jahre-Atmosphäre machten ihn zu einem radiotauglichen Hit. Keyboarder Kiki Gyan, der Robert Bailey vor der Veröffentlichung dieser Single ersetzt hatte, trug wesentlich zum Sound bei.
Revolutionäre musikalische Fusion
Osibisa gilt als die erfolgreichste und langlebigste Band mit afrikanischen Wurzeln in London und war maßgeblich an der Etablierung von Weltmusik und Afro-Rock als kommerzielle Genres beteiligt. Ihr Sound vereinte Elemente aus Rock, Progressive Rock, Jazz, Funk, Soul, Highlife, Reggae, Calypso und Pop zu einem explosiven Ganzen.
Die Band war die erste ghanaische und afrikanische Gruppe, die eine Reihe von Hitsingles und Alben in den Popcharts platzieren konnte. Ihre Alben aus den frühen 1970er Jahren erreichten die US-amerikanischen Billboard Hot 200, darunter ihr Debütalbum „Osibisa“, das Platz 55 erreichte, und „Woyaya“, das bis auf Platz 66 kam.
Die Musik von Osibisa wies Ähnlichkeiten mit der von Santana auf, insbesondere durch den Einsatz psychedelischer Gitarren und komplexer rhythmischer Strukturen. Santana hatte in den 1970er Jahren einen großen Einfluss auf afrikanische Gitarristen durch seine Polyrhythmen und afro-kubanische Percussion. Wie Santana schuf auch Osibisa eine Verschmelzung aus psychedelischer Gitarre und raffinierten Rhythmen, jedoch mit einem deutlich afrikanischen Charakter.
Matt Bianco
1998 veröffentlichte die britische Band Matt Bianco eine Coverversion von „Sunshine Day“. Diese Version, in einem elektronischen Dance-Stil, stellte den Song einer neuen Generation vor. Das Cover erschien auf dem Album „World Go Round“ und erhielt mehrere Remixe, darunter Club-, Dub- und Latin-Deep-House-Versionen, die den Titel in tanzbare Tracks der späten 1990er Jahre verwandelten.
Die Version von Matt Bianco zeigte, wie vielseitig das Original war und wie sich die Melodie für unterschiedliche Interpretationen eignete. Während Osibisas Version auf organischen afrikanischen Rhythmen und Rockinstrumentierung basierte, verlieh Matt Bianco dem Song ein zeitgemäß elektronisches Gewand.
Welcome Home
„Welcome Home“ markierte einen Wendepunkt in Osibisas Karriere. Die Band wechselte von Warner Brothers zum Bronze-Label, was mit einer leichten Veränderung ihres Sounds einherging. Das Album enthielt weniger psychedelische Elemente als ihre früheren Werke und bot zugänglichere Melodien und funkige Grooves.
Neben „Sunshine Day“ enthielt das Album Juwelen wie „Seaside Meditation“, ein instrumentales Stück mit Polyrhythmen und beeindruckenden Gitarrensoli. Das Album setzte Vibraphone, Percussion und Bläser ein, um eine sonnendurchflutete Klanglandschaft zu schaffen. Der sanfte akustische Titelsong „Welcome Home“ bildete einen schönen Kontrast zum energiegeladenen Opener.
Das Album zeigte, wie Osibisa afrikanische und britische Einflüsse in Einklang brachte, ihren Wurzeln treu blieb und zugleich ein breiteres Publikum ansprach.
The Coffee Song
Nach dem Erfolg von „Sunshine Day“ folgte ein weiterer Titel, der Osibisas Vielseitigkeit und ansteckende Energie zeigte: „The Coffee Song“. Der Song beginnt mit unwiderstehlich rhythmischer Percussion und lebhaften Bläsern, während der Gesang fröhlich den Refrain einsetzt. Wie bei „Sunshine Day“ verband die Band ihre afrikanischen Wurzeln mit westlichen Pop- und Funkeinflüssen, wodurch eine musikalische Mischung entstand, die sowohl tanzbar als auch raffiniert war. „The Coffee Song“ zeigte, dass Osibisa nicht nur Hits produzieren konnte, sondern auch Stücke, die eine festliche, universelle Atmosphäre ausstrahlten, in der Rhythmus und Melodie mühelos verschmolzen.
Der Text von „The Coffee Song“ dreht sich auf spielerische Weise um Kaffee, geht aber weit über das Thema selbst hinaus. Das Stück wurde zu einem Symbol für Freude, Gemeinschaft und das Genießen kleiner Alltagsmomente – Themen, die für die Band charakteristisch waren. Durch die Kombination komplexer Rhythmen, Harmonien und treibender Bläserlinien entstand ein Gefühl von Optimismus und Vitalität, das das Publikum sofort mitriss. Der Song zeigte erneut Osibisas Fähigkeit, scheinbar einfache Themen in Musik zu verwandeln, die Menschen weltweit berührte und verband – ein Beweis für ihre Überzeugung, dass Musik eine universelle Sprache ist.
Auch wenn „The Coffee Song“ kommerziell vielleicht nicht so erfolgreich war wie „Sunshine Day“, sicherte es sich einen dauerhaften Platz im Repertoire von Osibisa. Das Stück verkörpert das Wesen der Band: virtuose Rhythmen, überschäumende Energie und eine ansteckend positive Lebenseinstellung. Wie ihre anderen Klassiker zeigt es, wie Osibisa afrikanische Einflüsse und westliche Popmusik verschmolz und so einen bleibenden Einfluss auf Weltmusik und Afro-Rock hinterließ. „The Coffee Song“ bleibt eine Erinnerung an die kreative Einzigartigkeit der Band und ihre Fähigkeit, mit jeder Note Freude und Verbundenheit zu vermitteln – selbst in einem Lied über etwas so Alltägliches wie Kaffee.
Die Band tourte während der 1970er Jahre fast ununterbrochen rund um die Welt und trat vor großem Publikum in Japan, Australien, Indien und Afrika auf. 1980 spielte Osibisa bei den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit Simbabwes – ein Beweis ihres Status als kulturelle Botschafter.
Der ghanaische Hiplife-Produzent Hammer of The Last Two erklärte, dass seine erste Produktion, Obrafours Album „Pae Mu Ka“, vom Osibisa-Titel „Welcome Home“ inspiriert wurde. Dies zeigt, wie der Einfluss der Band über Generationen hinweg anhielt – sowohl in Afrika als auch darüber hinaus.
Osibisa öffnete Türen, die zuvor verschlossen waren. Sie bewiesen, dass afrikanische Musik und westlicher Rock keine Gegensätze, sondern komplementäre Kräfte waren, die zusammen etwas Neues und Aufregendes schaffen konnten. „Sunshine Day“ war mehr als nur eine Hitsingle – es war eine Botschaft der Hoffnung und Freude, verpackt in Rhythmen, die tatsächlich vor Glück explodierten.
In einer Zeit, in der die Musikwelt zunehmend fragmentiert war, brachte Osibisa die Menschen zusammen. Ihre Musik kannte keine Grenzen, keine Vorurteile – nur pure Freude und einen unwiderstehlichen Drang, sich zu bewegen. Und genau das tut „Sunshine Day“ auch heute noch, fast fünfzig Jahre nach seiner Entstehung.

