Florence + The Machine – Dance Fever

Die britische Band um Frontfrau Florence Welch hat das langersehnte fünfte Album veröffentlicht. „Dance Fever” ist ein weiterer Volltreffer. Verträumt, energisch, Pop, Indie, eigentlich lässt sich die Musik von Florence + The Machine nicht in eine Kategorie einordnen. Nicht so auf „Dance Fever”.

Bereits die Vorgängeralben „Lungs“, „Ceremonials“ und „High as Hope“ gaben einen Einblick in die Philosophie von Florence Welch. Und auch auf „Dance Fever“ sind die Texte wieder sehr persönlich. Damit haben Florence und die Band schon lange ihre Spuren in der Musikbranche hinterlassen. Doch trotz ihres großen Namens wird die breite Öffentlichkeit die Band nur aus „Dog Days Are Over“, „Shake It Out“ oder „Ship To Wreck“ kennen. Aber das ist der Band egal. Sie machen ihr Ding, stehen frei auf der Bühne und sind in der Musikbranche als begehrte Headliner bekannt.

Nach Jahren des Tourens und Tanzens auf der Bühne fragte sich die Sängerin und Texterin Welch, was sie tun würde, wenn sie nicht mehr auftreten könnte. Sie wollte es testen, indem sie selbst eine Pause einlegte, stellte aber fest, dass Lyrik und Tanzen sie in Schwung hielten. Es wäre also ein Albtraum, damit aufzuhören. Sie hatte Choreomanie: eine Krankheit aus dem 16. Jahrhundert mit dem Drang, weiterzutanzen und erst dann aufzuhören, wenn man körperlich nicht mehr kann. Doch dann wurde ihr Alptraum Wirklichkeit. Sie musste wegen der Corona-Pandemie aufhören. Es ist die Inspiration für „Dance Fever“ geworden.

Auf „Dance Fever“ fliegen die Emotionen in alle Richtungen. Die Eröffnungstracks „King“ und „Free“, die zuvor als Singles veröffentlicht wurden, platzen vor Freude. Wenn es eine Sache gibt, zu der man tanzen kann, dann diese beiden Songs. Aber dann, ganz im Sinne der Inspiration des Albums, folgt „Choreomania“. Das Highlight des Albums. Bescheiden anfangen und dann bombastisch auspacken. Das sind die Momente, in denen Florence + The Machine am stärksten ist. Musikalisch und textlich stimmt einfach alles.

Aber neben Songs, die ihre Leidenschaft für das Tanzen unterstützen, enthält “Dance Fever” auch eine Reihe intimerer Songs. Auf „Back in Town“, „Girls Against God“, „Restraint“ und „The Bomb“ zeigen sowohl Florence als auch The Machine eine andere Seite. Sicherlich nicht falsch, aber beide brillieren in den schnelleren Songs.

Dann enthält das Album auch mehrere Zwischenspiele, die die Songs voneinander trennen. Ein solches Intermezzo ist „Heaven is here“. Ein Song, der weniger als zwei Minuten dauert, aber durch den schweren Text einen unauslöschlichen Eindruck hinterlässt: „Jeder Song, den ich schrieb, wurde zu einem Fluchtseil, das um meinen Hals gebunden war, um mich in den Himmel zu ziehen“. Es ist die Antwort auf die Frage, die sich Florence von Anfang an gestellt hat. Was würde sie tun, wenn sie nicht mehr auftreten könnte? Eine Frage, die mit dieser Antwort nur noch mehr Fragen aufwirft. Das ganze Album durch. Florence + The Machine haben es immer geschafft, schwere Texte schön zu kaschieren, aber auf „Dance Fever” treten sie immer mehr in den Vordergrund.

Sängerin Welch bleibt immer stark in ihrer Stimme. Ihre einzigartige, verträumte Stimme kann von Tausenden erkannt werden. Gesanglich sticht „Dream Girl Evil“ heraus. Ihre Stimme packt einen von der ersten Sekunde an und führt einen durch den Song.

Mit ein wenig Hilfe der Produzenten Jack Antonoff (Taylor Swift, Lana del Rey, Lorde, Bleaches, FUN.) und Dave Bayley (Glass Animals) haben Florence + The Machine ein weiteres starkes Album abgeliefert. Nicht alle Songs werden gleich viel Anklang finden, aber mit Singles wie „My Love“, „King“ und „Free“ hat die britische Band mal wieder ein schönes Geschenk abgeliefert. Jetzt wartet sie darauf, dass Florence wieder auf die Bühne kommt und keine Ecke ungetanzt in ihren nackten Füßen lässt. (8/10) (Polydor Records, Universal Music Group)

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