Toto stark im Tussling

Foto (c) Eus Driessen, Maxazine.com

Ich bin mit meiner Frau aus Salzburg Umgebung angereist und war schon skeptisch, wie wohl die Parkplatzsituation sein wird. Wir schafften es erst gegen 18:45 Uhr dort anzukommen, da ich fast direkt von der Arbeit kam. “Doors” war ja schon ab 18:00 Uhr. Jedoch war sofort klar, zu wenige Parkplätze wird es hier nicht geben. Alles sehr gut organisiert, von den Parkplatzanweisern bis zur Ticketkontrolle. Dann dieser imposante Anblick des Schlosses und seiner riesigen Gartenanlage. Vor dem Schloss war die große Bühne aufgebaut und die Stehplätze der Zone 2, diese Karten hatten wir, war durch die Zone 1 in eine linke und rechte Seite geteilt. Man konnte sich aussuchen, ob man links oder rechts stehen wollte. Für mich keine schwere Entscheidung, Steven steht ja vom Publikum aus gesehen immer eher links. Als ich die weit von der Bühne entfernten Sitzplatzränge sah, war ich sehr froh, dass wir uns für die Stehplatzkarten entschieden hatten. Sitzen konnten wir auch bequem am Boden, mit Bier und Brezel, bis kurz vor Beginn. Als sich gegen 19:15 Uhr ein einzelner Roady an den Instrumenten zu schaffen machte kam langsam Stimmung auf und uns wurde klar, dass pünktlich zum angegebenen Beginn um 19:30 Uhr eine Vorband starten würde.

DeWolff

Dann betraten drei junge langhaarige Musiker in countryartigen Hemden und Hosen die Bühne und legten ohne Gerede sofort los. Und wie die loslegten. Mit treibenden Rhythmen, die mich stilmäßig an Stonerrockbands à la Kyuss erinnerten, überzeugenden Vocals und großartigem Gitarrenspiel hatten die drei Musiker die Menge sofort auf ihrer Seite. Die Band heißt „DeWolff“, sollte man sich vielleicht merken, und sie kommen aus den Niederlanden. Schlagzeug (mit Gesang), Hammondorgel (mit Gesang), Gitarre (mit Hauptgesang) und eine tolle Bühnenpräsents sind ein gutes Rezept um Spaß zu haben. Besonders im Ohr blieb mir dabei der Song „Sugar Moon“.

Toto

Um kurz nach 20:00 Uhr war dann Schluss und nun waren die Roady`s der „Großen“ dran. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, viele Bands habe ich im Laufe der Jahre live erleben dürfen, doch Toto würden nun zum ersten Mal vor mir stehen.

Um 20:30 Uhr betraten nach und nach die Musiker die Bühne und dann kam ER, mein Hero, Steven Lukather. Als Opener bekamen wir Orphan zu hören. Gänsehaut. Joseph Williams gesanglich gleich gefordert und gut abgeliefert. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass sie musikalisch noch nicht ganz auf dem Punkt waren, was beim Opener natürlich zu verzeihen sei. Dann das Klavierintro von „Hold The Line“, jetzt schon so ein Kracher, dachte ich mir. Geil. Das Publikum, geschätzte 4000 bis 5000 Leute, ging gemäßigt mit. Bei einem Altersschnitt von 50+ ist das auch so zu erwarten. Mit „I`ll Be Over You“ kam dann Stevens Gesang zum vollen Einsatz und er stand Joseph in nichts nach. Großartig. Danach das Keyboardsolo von Dominique “Xavier” Taplin. Sicher ein begnadeter Meiser seines Fachs, aber eben nicht David Paich. Mit einem direkten Übergang in das Intro von „White Sister“ ging es weiter. Jetzt war die Band schon wesentlich besser „on the point“. Darauf folgte „Georgy Porgy”.

Frauennamen

Joseph kündigte den nächsten Song an, indem er darauf aufmerksam machte, dass Toto überdurchschnittlich viele Songs mit Frauennamen als Titel hat. Ich dachte sofort an „Rosanna“, auf der Setlist stand jedoch „Pamela“. Dann kam „Kingdom Of Desire“ mit einem unfassbar guten Solo von Steven. Einfach unfassbar. Das mussten diejenigen, die dachten, sie könnten ganz gut Gitarre spielen (inklusive mir), erst mal verarbeiten. Dazu kam das Schlagzeugsolo mit James Brown Samples gerade recht. Mit einem weitern Song von Toto´s erstem Album, „You Are The Flower“, gings weiter. Man spürte, dass wir die Superkracher wohl erst gegen Ende des Konzerts zu hören bekommen werden. Dann eine sehr persönliche Ansage von Steve, der den nächsten Song als Lieblingssong seiner verstorbenen Mutter ankündigte. „I Won`t Hold You Back“, sehr berührend.

40

Aufgrund des vierzigsten Jubiläums des Albums „IV” wurde der nächste Song zum Besten gegeben, „Waiting For Your Love“. Nun stellte Steven die Band auf durchaus witzige Art vor und wies darauf hin, dass er mit 45 Dienstjahren das einzige verbliebene Gründungsmitglied der Band ist und vergaß auch nicht, an die verstorbenen Bandmitglieder zu erinnern. In Amstardam überraschte David Paich das Publikum an dieser Stelle mit einem Gastauftritt. In Tüssling war das leider nicht der Fall. „Home Of The Brave“ folgte, ein Song, der eine große Unbeschwertheit ausstrahlt und dabei richtig rockt. Dann ein Hammondartiges Klavier, „With A Little Help For My Friends“, ich liebe es, wenn große Bands große Bands covern. Endlich war der einleitende Schlagzeugbeat von „Rosanna“ zu hören. Yes.

Afrika

Nun war das Publikum richtig gut drauf und ging super mit. Danach stellte Steven die Frage: „do you want to hear THAT song“? Alle wussten welcher Song gemeint war. YES, wir wollen ihn hören! „AFRICA“, selten habe ich mich live nach einem Song so sehr gesehnt. Unglaublich, ist das real? Ich höre den markanten Schlagzeugbeat, dann das Keyboard, ja, es ist real. „Africa“, wenn die Spezies des Homo Sapiens etwas Gutes vollbracht hat, dann ist es dieser Song. Das war vom offiziellen Set der letzte Song. Für mich war der Abend nun schon perfekt, dennoch brüllte ich natürlich lautstark „Zugabe“ mit. Toto kam noch einmal auf die Bühne zurück und vollendete ein großartiges Konzert mit „Stop Loving You“.

Geflasht vom erlebten und total happy gingen meine Frau und ich zurück zum Parkplatz. Toto auf der „Dogs Of Oz“ waren diese Reise auf jeden Fall wert. Daran würde ich auch denken, wenn am nächsten Tag um 5 Uhr morgens der Wecker läutet und ich wieder zur Arbeit muss.

Change consent