Pearl Jam – Dark Matter

Offenbar hat Produzent Andrew Watt ein Talent dafür, großen Rockbands, die es schon seit Jahrzehnten gibt, wieder frischen Klang zu verleihen. Letzten Herbst ließ er die Stones mit „Hackney Diamonds“ so klingen, als wären sie wieder in ihrer Blütezeit, und das Gleiche scheint ihm auch mit Pearl Jam gelungen zu sein. Denn auf ihrem neuen Album „Dark Matter“ scheint er das Beste aus Edde Vedder und Co. herausgeholt zu haben.

Nein, das Material zu „Dark Matters“ ist wahrscheinlich nicht innovativ. Ihr vorheriges Album „Gigaton“ war vielleicht überraschender, klang aber hier und da etwas angestrengt, um relevant zu bleiben. „Lightning Bolt“ aus dem Jahr 2013 war eher ein aufwendiges, geradliniges Grunge-Rock-Album. Mehr Ausgewogenheit findet man bei „Dark Matter“. Mit dem Eröffnungstrack „Scared Of Fear“ spürt man erneut die Dringlichkeit einer Band, die sich ohne Hektik erneut beweisen will. Mit den Punksongs „React, Respond“ und „Running“ klingt Pearl Jam so dreckig wie in den 90ern.

Der Sound aus diesem Jahrzehnt ist überhaupt nicht weit entfernt. Denn das ruhige „Wreckage“ orientiert sich stark am Folk-Rock von R.E.M. und Tom Petty in den 90ern. Die Chöre erinnern stark an Pettys „Learning To Fly“. An melodiösen Stadionballaden herrscht kein Mangel. So rufen beispielsweise „Upper Hand“, „Waiting For Stevie“ und „Setting Sun“ Anklänge an „Black“ oder „Daughter“ oder Vedders Solotrack „Hard Sun“ hervor.

Eine Band wie Pearl Jam muss sich nicht mehr beweisen. Bei „Dark Matter“ greift man vielleicht auf ein altes Rezept zurück, aber Andrew Watt schafft es, wie schon bei den Stones, eine gewisse Frische hineinzubringen. Man hört, dass das Album in kurzer Zeit aufgenommen wurde. Dadurch klingen Pearl Jam frischer und spontaner als auf ihren Vorgängeralben. Damit könnte „Dark Matter“ ihr stärkstes Album seit „Backspacer“ aus dem Jahr 2009 werden. (9/10) (Republic)

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