Übersicht über die Albumrezensionen: Melin Melyn, Exterior Palnet und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Melin Melyn – Mill On The Hill
Melin Melyn, eine aus Wales stammende Band, die sehr schwer in eine Schublade zu stecken ist. Eine Mischung aus Psychedelica, Pop, Country und Prog. Der Bandname ist Walisisch für die gelbe Mühle, darum geht es auch in diesem Debütalbum. Es ist ein komplettes Konzeptalbum über ein Dorf und die Band, die Müller, die Musik für ihre Dorfbewohner machen. Obwohl das vielleicht nicht nach der spannendsten Handlung klingt, schafft es dieses Album dennoch, fesselnd zu bleiben. Durch den mühelosen Wechsel der Stile bleibst du dabei und bist gespannt, was der nächste Song bringen wird. Die Band scheint in allen Bereichen zu Hause zu sein. Vom Country mit Slide-Gitarre wechseln sie zu Surf-Rock und zu psychedelischem Pop, der auf die 60er Jahre zurückgreift. Die Band wurde in einem Interview gefragt, wie sie auf dieses fiktive Konzept gekommen sind. Sänger Gruff Glyn antwortete darauf: “Fiktiv? Entschuldigung, was meinen Sie? The Mill On The Hill ist eine Mühle, die auf einem Hügel über dem Dorf Melin steht. Jeder ist willkommen im Dorf Melin. Wir, Melin Melyn, sind die sechs Müller der Mühle. Jeden Morgen spazieren wir auf den Hügel, um Musik für die Dorfbewohner von Melin und darüber hinaus zu machen. Es erschien uns passend, das Album dem Ort zu widmen, an dem es erschaffen wurde. Ohne die Mühle könnte unsere Musik aufhören zu existieren.” Außerdem werden die walisischen Wurzeln nicht vergessen, und einige Lieder werden in dieser Sprache gesungen. Obwohl die meisten außerhalb von Wales nicht viel damit anfangen können, verstärkt es auch den Überraschungseffekt, den jedes Lied hat, besonders beim ersten Hören. Es passiert so viel, dass das Hervorheben einiger Titel den anderen nicht gerecht werden würde. Jeder Song unterscheidet sich so sehr von seinem Vorgänger. In dieser Hinsicht erinnert es etwas an 10cc. Mit “Mill On The Hill” beweist Melin Melyn, dass Musik nicht immer todernst sein muss. Die Musikalität tropft von der Platte, und das, kombiniert mit all dem Humor, den das Album mitbringt, macht dieses Album sehr angenehm. Eine Mühle, die hoffentlich noch lange drehen wird. Melin Village heißt jeden willkommen, also schau unbedingt mal vorbei! (Rik Moors) (7/10) (Blomonj)
Reggie Watkins – Rivers
Pittsburgh: die Stadt der Brücken. Und wo Brücken sind, fließt Wasser darunter; Wasser, das in dieser Stadt immer in der Nähe ist. Und dieses Wasser inspiriert. Es ist kein Zufall, dass die Stadt in Pennsylvania ein Zentrum für wirbelnden Jazz ist und damit einer Hommage würdig. Aber die Huldigung gilt nicht nur und ausschließlich der Stadt, in der der Posaunist Reggie Watkins lebt und arbeitet. Der Titel seines neuesten Albums bezieht sich auch auf Sam Rivers, eines der großen Vorbilder von Watkins. Mit “Rivers” erzählt Watkins seine Geschichte, wie der Jazz ihn geprägt hat, sein Spiel gemacht hat, die Art und Weise, wie er die Noten warm und glühend fließen lässt wie das Wasser in einem der drei großen Flüsse, die in Pittsburgh zusammenfließen. Rivers erzählt von Posaunisten wie David Gibson und Steve Davis, von Monk und J.J. Johnson, von Don Cherry. Es ist die Geschichte einer tief empfundenen Liebe zum Jazz, ausgedrückt in dreizehn eigenen Kompositionen. Das heißt, wenn man sich die Mühe macht, sich durch den Opener durchzubeißen: “Blues in 3-D” ist nämlich ein komplexes Stück, das die Liebe unverständlich und vielleicht sogar unerreichbar machen könnte. Geduld wird hier belohnt, denn “Waiting” ist ein sehr zugängliches Stück und damit viel mehr eine Visitenkarte für dieses Album. Wir könnten jetzt sagen, dass das Album ruhig dahinfließt, aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. “Rivers” beherbergt einige spannende Stücke, die man wirklich auf sich wirken lassen muss. Das dunkle “Mediation” ist ein Beispiel dafür, wo Watkins zeigt, dass er neben virtuos auch langsam tragend und bedrohlich klingen kann – um direkt nach diesem Stück in eine bebop-artige Improvisation zu wechseln. Alles in allem ist “Rivers” damit ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, das wie die Stadt manchmal aufbraust und sprudelt, aber auch von Zeit zu Zeit seine Ruhe nimmt. (Jeroen Mulder) (8/10) (BYNK Records)
Exterior Palnet – Haragma ll
Exterior Palnet ist eine kroatische Band und spielt Avantgarde/Black Metal. Also kein leichter Kost. Derzeit besteht Exterior Palnet aus zwei Personen. Gitarrist Bruno Cavara und Sänger Tomislav Hrastovec. Wer den Rest des Albums eingespielt hat, ist mir nicht bekannt, aber die Rhythmusgruppe und der Keyboarder haben hervorragende Arbeit geleistet. Besonders das Schlagzeugspiel ist von großer Klasse. Exterior Palnet wurde 2015 gegründet. In ihrem 10-jährigen Bestehen haben sie 1 Album veröffentlicht, “Dorsia”, das im Dezember 2017 erschien, und jetzt dieses Album “Haragma ll”. “Haragma ll” enthält nur 5 Lieder, dauert aber trotzdem gut 35 Minuten. Beide Alben wurden in Eigenregie (Bandcamp) veröffentlicht, und ich kann mir gut vorstellen, warum. Die Musik, die Exterior Palnet macht, ist kommerziell nicht sehr attraktiv, um es vorsichtig auszudrücken. Die Lieder sind lang und stecken voller dissonanter Hooks, Wall of Sound-Texturen, die größtenteils von den Keyboards erzeugt werden. All dies in ein kohärentes Ganzes gegossen. Themen, mit denen sich Exterior Palnet beschäftigt, sind Esoterik, Mystik und Science-Fiction und sind genauso komplex wie die Musik, die Exterior Palnet macht. Wenn du Bands wie Krallice, Deathspell Omega und Dødheimsgard magst, kannst du dieses Album beruhigt kaufen. Auch Fans von Voivod können mit diesem Album vermutlich etwas anfangen. Die Musik auf “Haragma ll” kann als Voivod mit Blastbeats beschrieben werden. “Haragma ll” ist auf Bandcamp erhältlich. Ich hoffe, dass diese Band von einer Plattenfirma unter Vertrag genommen wird. Sie haben es verdient. (Ad Keepers) (8/10) (Eigenproduktion)
Lola Kirke – Trailblazer
Lola Kirkes neues Album “Trailblazer” bietet eine zugängliche Sammlung von zehn Pop-Country-Songs, die angenehm ins Ohr gehen, ohne allzu viele Überraschungen. Die Schauspielerin-Musikerin, bekannt aus “Mistress America” und “Mozart in the Jungle”, setzt ihr musikalisches Erbe mit einer Platte fort, die bequem zwischen den Genres balanciert. Der Titelsong neigt mehr zu Pop, während andere Tracks einen stärkeren Country-Einfluss zeigen. Kirkes warme, rauchige Stimme bildet einen konstanten Faktor durch das Album, fehlt aber manchmal die unterscheidende Kraft, um wirklich Eindruck zu machen. “Trailblazer” präsentiert sich als kommerzielles Produkt, das nirgendwo wirklich heraussticht, aber auch nirgendwo zu kurz kommt. Es ist genau das, was man nach ihren früheren Veröffentlichungen “Heart Head West” und “Lady for Sale” erwarten würde – fachmännisch produziert, aber ohne große künstlerische Risiken. Letztendlich ist dies ein Album, das dich nicht schnell irritieren wird, das du aber auch nicht extra auflegen wirst. Eine angenehme Hintergrundplatte für Fans von leichtem Country-Pop, die nicht viel vom Hörer verlangt. (Jan Vranken) (6/10) (Lola Kirke/One Riot Records)
Imperial Triumphant – Goldstar
Die experimentelle Blackened Jazz-Metal-Band Imperial Triumphant aus New York bringt mit “Goldstar” erneut ein bahnbrechendes Album heraus. Die neun Tracks sind allesamt intensive Hörabenteuer, die weiterhin Grenzen verschieben. Der Opener “Eye of Mars” konfrontiert dich direkt mit dem kompromisslosen Ansatz des Trios um Frontmann Zachary Ilya Ezrin. Aber hinter der Mauer aus Dissonanz und technischer Komplexität verbirgt sich ein überraschendes Gefühl für Humor. Die geistreichen Wortspiele in Songs wie “Gommorah Nouveaux” verraten, dass diese Herren sich selbst nicht zu ernst nehmen. Was diese Platte besonders macht, ist die Art und Weise, wie sie plötzlich jazzige Basslinien oder schwebende Gitarrenparts zwischen die extremen Passagen weben. Das Album ist daher nicht nur eine Prüfung für dein Gehör. Die Zusammenarbeit mit Slayer-Schlagzeuger Dave Lombardo auf “Pleasuredome” resultiert in einem langsamen, beklemmenden Albtraum, der langsam an Fahrt gewinnt. Imperial Triumphant hat ein völlig eigenes Genre erfunden – eine einzigartige Mischung aus Avantgarde-Jazz, klassischen Elementen und Extreme Metal. “Goldstar” ist definitiv ein Album für auditive Masochisten, aber eines, das zeigt, warum diese Band eine so besondere Position in der Metallandschaft einnimmt. (Anton Dupont) (7/10) (Century Media Records)