Übersicht über die Albumrezensionen: Spin Doctors, Alpha Blondy und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Soft Ffog – Focus

Die EP „Focus“ ist die zweite Veröffentlichung von Soft Ffog. Dieses norwegische Quartett kombiniert Jazz mit Prog-Rock und schafft damit nostalgische, instrumentale Stücke. Der Opener „Camel“ ist komplex aufgebaut – es gibt viel zu hören. Elemente vom Anfang kehren am Ende zurück. „Focus“ enthält unter anderem zurückhaltende Passagen und schöne, hohe (Keyboard-)Töne. Dieser dritte (und vorletzte) Track ist eine gelungene Mischung aus Jazz und Prog. Wegen des komplexen Aufbaus braucht man eine Weile, um sich mit dieser EP vertraut zu machen. Das Gleichgewicht bzw. die Abwechslung zwischen den Instrumenten ist hervorragend. Das bleibt auch so, wenn die Musik gegeneinander zu laufen scheint. Es gibt unzählige Wechsel in Tempo und Lautstärke. Die Retro-Atmosphäre der Musik ist herrlich, der Sound ist gut. Auch wenn in den leise gespielten Teilen eine leichte Dumpfheit über der Musik zu liegen scheint, stört das überhaupt nicht. Die Titel der (sehr unterschiedlichen) Stücke verraten ihre Inspirationsquellen. Diese Einflüsse sind hörbar. Dennoch hat Soft Ffog einen eigenen Sound – und der gefällt sehr. (Esther Kessel-Tamerus) (9/10) (Is it Jazz? Records)

Spin Doctors – Face Full of Cake

Nach einem Jahrzehnt ohne neues Album kehren die Spin Doctors mit „Face Full of Cake“ zurück – ein Werk, das sich für Liebhaber ihres charakteristischen funky Alternative Rock wie eine warme Umarmung anfühlt. Der Titeltrack eröffnet das Album mit einem hypnotischen Groove, der gleichzeitig nach vorne und zurückblickt – eine Zeitreise, die das Wesen der Band bewahrt, während sie vorsichtig neues Terrain erkundet. Chris Barrons Stimme – gereift, aber unverkennbar dieselbe, die einst „Two Princes“ Leben einhauchte – webt sich mit vertrauter Geschmeidigkeit durch die Kompositionen. Die erste Single „Still a Gorilla“ bestätigt mit jeder Note, dass diese Veteranen noch immer vor sprühender Energie strotzen – verwurzelt in einer musikalischen Chemie, die dem Zahn der Zeit standgehalten hat. Die Arrangements balancieren geschickt zwischen nostalgischen Elementen und frischen musikalischen Wendungen, wodurch das Album gleichzeitig vertraut und überraschend wirkt. Dies ist kein verzweifelter Versuch, relevant zu bleiben, sondern eine selbstbewusste Bestätigung ihrer musikalischen Identität. Das Album lädt zum Live-Erlebnis ein – diese neuen Tracks werden sich zweifellos nahtlos mit ihren Klassikern verbinden in einer Show, die die zeitlose Anziehungskraft der Spin Doctors unter Beweis stellt. (Jan Vranken) (8/10) (UMG Recordings)

Phil Brown – Rule of Three

Ein All-you-can-eat-Weltrestaurant. So ein Laden, der mit verschiedenen Küchen wirbt, oft in Buffetform präsentiert. Es ist immer etwas dabei, das einem zusagt. Aber: Man sollte keine kulinarischen Meisterwerke erwarten. Sei froh, wenn es einigermaßen warm ist und man schmeckt, was es mal gewesen sein soll. Dieses Gefühl vermittelt „Rule of Three“. Bassist Phil Brown bringt auf diesem Album einen inzwischen bekannten Mix aus Jazz, Latin, klassischen Einflüssen und Fusion. Für jeden etwas dabei. Damit ist dieses Album keineswegs schlecht – im Gegenteil –, aber das ist vor allem dem handwerklichen Können von Brown und den Musikern zu verdanken, mit denen er sich umgibt – sie alle können kochen. Allesamt Musiker, die sämtliche präsentierten Stile perfekt beherrschen. Brown selbst ist als Bassist durch seine langjährige Erfahrung bei zahlreichen renommierten Orchestern äußerst vielseitig, und diese Vielseitigkeit ist das Leitmotiv dieser Platte. Vom mitreißenden Samba zu Beginn des Albums – karnevalesk und ein wenig zu klischeehaft – bis zum sehr zurückhaltenden „Magnolia“, in dem Gitarrist Isaac Lausell und Pianist Tom Edgar ihr Können in einer wunderschönen Komposition unter Beweis stellen. Es ist einer der besseren, überraschenderen Tracks. Neben „Magnolia“ gehören auch „El Buscador“ und der Titeltrack zu den besseren Stücken dieses Albums: immer noch kein Material, für das man Superlative hervorkramen müsste, aber es vermag die Aufmerksamkeit zu halten. Der Titeltrack ist eine feine funky Fusionnummer mit unter anderem einer fuzzigen, aber angenehm beißenden Gitarrenimprovisation. Aber es ist zu wenig. Eine große stilistische Vielfalt ist ein lobenswertes Ziel, darf aber nicht in einem Ergebnis enden, das zeigt, dass keine klaren Entscheidungen getroffen wurden. Genau unter diesem Mangel leidet die Platte. Es wird ein Sammelsurium, ein Potpourri. Zum Glück endet das Album mit „Hip-bop“. Das Dessert macht, wie so oft, vieles wett. (Jeroen Mulder) (6/10) (Phil Brown)

Alpha Blondy – Rise

Im Herbst seiner Karriere entzündet der ivorische Reggae-Veteran Alpha Blondy – inzwischen über siebzig – weiterhin musikalische Feuer, die mit ungebrochener Entschlossenheit erklingen. „Rise“ manifestiert sich als meditative Fortsetzung seiner lebenslangen Mission: den panafrikanischen Traum gegen die anhaltenden Schatten von Rassismus und Neokolonialismus am Leben zu halten. Die vertrauten, langsamen Reggae-Beats bilden einen hypnotischen Untergrund, auf dem Blondys Botschaften treiben – nicht innovativ, aber unbeirrbar konsistent. Seine Kollaborationen mit etwa Koffi Olomide schaffen besonders leuchtende Momente – kulturelle Brücken, die das Wesen seiner Vision verkörpern. Die Produktionscredits deuten auf eine Prince-hafte Autonomie hin – vielleicht ein strategischer Zug in der Musikindustrie. Auch wenn „Rise“ nicht die transzendenten Höhen von „Merci“ (2010) erreicht, bestätigt das Album Blondys unverzichtbare Position als einer der letzten großen afrikanischen Reggae-Könige nach dem Tod von Lucky Dube – ein lebendiges Echo aus einer goldenen Ära, das sich weigert zu verstummen. (Jan Vranken) (7/10) (Alphaliancce)

Eisbrecher – Kaltfront°!

Die deutsche Band ging aus Megaherz hervor, bei der Frontmann Alexx Wesselsky und Gitarrist Noel Pix früher spielten. Wesselsky, Gründer von Megaherz, geriet über den Musikstil mit anderen Bandmitgliedern in Streit und beschloss daraufhin, eine neue Band namens Eisbrecher zu gründen. Damit brachte man mehr elektronische Industrial-Musik ein. Besonders auf den ersten Alben ist das deutlich zu hören. Nach und nach kehrten die harten Gitarren zurück und die Band veröffentlichte eine ganze Reihe bärenstarker Alben. Leider kann das nicht ewig so bleiben – und dieser Moment ist nun mit der Veröffentlichung von „Kaltfront“ gekommen. Auch wenn sich starke Tracks wie der Titeltrack und „Everything Is Wunderbar“ finden lassen, hört man leider auch enttäuschende Songs. „Waffen Waffen Waffen“ zum Beispiel beginnt interessant, das Riff ist gut, aber alles drum herum fehlt die typische Eisbrecher-Flair. Auf dem ersten Album ohne Pix ist sein Fehlen spürbar. Dem Album fehlt vor allem sein Beitrag im Songwriting. Hier und da gibt es gute Songs, aber insgesamt ist es ein Rückschritt gegenüber dem, was die Band in den letzten Jahren veröffentlicht hat. (Rik Moors) (6/10) (Sony Music)

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