Pete Philly & Perquisite zurück auf der Bühne: Wie das Wiedersehen mit einem alten Freund

Sieben Stockwerke über der Skyline von Utrecht sitzen Pete Philly und Perquisite entspannt auf der Couch in ihrer Garderobe. Vor ihnen liegt die Stadt, in der sie an diesem Abend auftreten werden. Die Aussicht ist ungeordnet, aber im Inneren herrscht eine ruhige Gelassenheit. Heute Abend steht das Duo zusammen mit ihrer Band im Hertz-Saal für eine Show ihrer Time Flies Theater Tour, zu Ehren ihres neuen Albums „EON”, dem 20-jährigen Jubiläum von „Mindstate” und als Feier einer besonderen Wiedervereinigung und Freundschaft.

Pete lehnt sich mit einem Lächeln zurück. ‚Es fühlt sich vertraut an, aber gleichzeitig neu’, sagt er. ‚Als würde man nach Jahren einen alten Freund wiedersehen und sofort erkennen: Wir sind immer noch auf derselben Wellenlänge.’ Pieter, besser bekannt als Perquisite, nickt zustimmend. ‚Wir sind beide gewachsen, als Musiker und als Menschen. Aber sobald wir wieder zusammengearbeitet haben, war dieser alte Zauber sofort wieder da. Es ist wunderbar, dass das nie verschwunden ist.’

Und das, obwohl ihre Hintergründe nicht unterschiedlicher hätten sein können. Pete, geboren als Pedro Philip Monzón auf Aruba und aufgewachsen in Den Haag, fand seine Stimme im Hip-Hop. Pieter, ‚Jeder nennt ihn Perq’, gibt der Tourmanager vorab an, wurde in Amsterdam geboren und begann als Teenager, Beats in einem inzwischen vergessenen Computerprogramm, Fasttracker, zu machen. Er grinst: ‚Das war ziemlich primitiv im Vergleich zu heute. Mittlerweile bin ich verheiratet und weiß nicht einmal, was alles in unserem Garten wächst. Mohnblumen, glaube ich? Um den Garten kümmert sich hauptsächlich meine Frau, also muss ich wirklich nachdenken.’ Das Duo bricht in Gelächter aus, aber es zeigt sofort, wo ihre wahre Leidenschaft immer gelegen hat: Musik.

Das war auch die Grundlage für ihren Erfolg. Nachdem sie sich durch einen gemeinsamen Freund, Bao-an, kennengelernt hatten, arbeiteten sie bereits beim Gelegenheitsprojekt North West Metropolis zusammen, das als Vorläufer von Pete Philly & Perquisite angesehen werden kann. Die Zusammenarbeit gefiel den beiden so gut, dass sie bald zusammen weitermachten. Im Jahr 2003 waren sie in den Niederlanden noch Pioniere mit ihrer Mischung aus Hip-Hop, Jazz und klassischen Instrumenten wie dem Cello. In den Vereinigten Staaten gab es damals A Tribe Called Quest, De La Soul und Guru’s Jazzmatazz. ‚Deshalb haben wir mit einem amerikanischen Label zusammengearbeitet’, sagt Pete Philly.

Time Flies

Ihr Erfolg kam schnell. ‚Bevor wir es wussten, hatten wir 2008 120 Shows in einem Jahr. Wahnsinn’, sagt Perquisite mit einem breiten Lächeln. Sie tourten überall: Deutschland, Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Skandinavien, Serbien, Ungarn, Japan, Südafrika, die USA… es ging in einem durch. Bis der Kuchen 2009 aufgegessen war. Pete und Perq gingen beide ihre eigenen Wege. Pete, der mit der Lyme-Krankheit kämpfte, arbeitete zuvor bereits mit Künstlern wie Gotcha!, Benjamin Herman, ging wieder auf Solo-Tour und suchte Kooperationen mit unter anderem C-Mon & Kypski. Perq blieb mit seinem Label Unexpected Records beschäftigt, ging eine Zusammenarbeit mit Kris Berry ein, produzierte für Jeangu Macrooy und Swan und machte viel Filmmusik. Dennoch nagte es weiter: diese besondere Chemie zwischen ihnen beiden.

Die Idee zur Wiedervereinigung kam von Pete. ‚Nach allerlei Solo-Abenteuern fühlte ich, dass es Zeit war, wieder zusammen etwas zu machen. Ich vermisste unsere Zusammenarbeit, unseren einzigartigen Sound’, erzählt er. Als er Pieter anrief, musste dieser nicht lange nachdenken. ‚Ich hatte seit Jahren eigentlich nicht mehr selbst auf der Bühne gestanden’, sagt Pieter. ‚Aber es ist gut, wieder zusammen zu sein. Wir entdecken jetzt neue Seiten voneinander.’ Gerade ihre verschiedenen Hintergründe machen ihre Zusammenarbeit so besonders. ‚Unsere Live-Band ist eigentlich auch ein großer Crossover’, sagt Pete. ‚Jeder kommt von woanders her, mit anderen Einflüssen. Genau das macht uns einzigartig.’ Perq ergänzt: ‚Wir ergänzen einander. Was dem einen fehlt, bringt der andere. Dadurch wird die Musik reicher.’

Im Jahr 2023 gaben sie nach vierzehn Jahren Abwesenheit eine spektakuläre Reunion-Show in einem ausverkauften AFAS Live. Das machte Lust auf mehr. Mit ihrem neuen Album „EON” begannen sie eine europäische Clubtour, in der alte Zeiten wieder auflebten, aber auch neue Energie zu hören war. ‚Technisch hat sich viel verändert’, sagt Perq. ‚Aber der Kern ist derselbe geblieben: Beats und Worte zu einer Geschichte kombinieren.’ Pete nickt. ‚Wir haben gelernt, getrennt und zusammen. Aber wenn wir zusammenarbeiten, verstehen wir uns sofort. Das macht es kreativ so stark.’

Fest der Wiedererkennung und Überraschung

Während ihrer Auftritte bringen sie nicht nur alte und neue Lieder, sondern auch eine einzigartige Interaktion mit dem Publikum. Nach der Pause nehmen sie beispielsweise Geräusche und Stimmen aus dem Saal auf. ‚Ich verarbeite diese live zu Beats und Samples’, sagt Perq, ‚worüber Pete dann freestylt. Jedes Mal kommt dabei wirklich etwas anderes heraus. Außerdem improvisieren wir auch viel im Rest der Show. Wir nehmen alles auf und so haben wir am Ende der Tour einen kompletten Überblick, wobei kein Auftritt dem anderen gleicht.’ Und jetzt blicken sie nach vorne. Im Jahr 2025 wird ihr legendäres Debütalbum „Mindstate” zwanzig Jahre alt. Das feiern sie mit einer Theatertour, in der sie ihre mittlerweile klassischen Songs wie „Mystery Repeats”, „Time Flies” und „Mellow” bringen, aber durch die Linse von allem, was sie in den vergangenen Jahren erlebt und gelernt haben. ‚Es könnte auch gut unsere letzte Tournee sein; zumindest von dieser Reunion’, gab Pete an, als wir den Termin machten, zwei Wochen zuvor in Eindhoven. ‚Also wer Pete Philly & Perquisite noch live sehen will, muss schnell sein.’

Plötzlich springt Pete auf und zeigt auf sein Mobiltelefon. ‚Wir müssen gleich auf die Bühne!’ Zu dritt hatten wir die Zeit vergessen, und das Interview endet mit einem schnellen Händedruck und einem breiten Lächeln, bevor wir jeweils unseren eigenen Weg gehen.

Time flies – aber manche Verbindungen erweisen sich als zeitlos.

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