Übersicht über die Albumrezensionen: André 300, The Action 4s und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Jacob Alon – In Limerence
Mit seinem Debütalbum “In Limerence” versucht der schottische Songwriter Jacob Alon, seinen Stempel auf die zeitgenössische britische Folk-Szene zu drücken. Trotz der fachmännischen Produktion von Dan Carey erweist sich das zwölfteilige Album jedoch als ein Werk, das vor allem Liebhaber des Genres ansprechen wird, während es andere möglicherweise gleichgültig lässt. Das Album beginnt vielversprechend mit dem kurzen “Glimmer”, gefolgt vom stimmungsvollen “Of Amber”. Alons engelhafte Stimme ist unverkennbar das stärkste Element, aber nach “Don’t Fall Asleep” und “I Couldn’t Feed Her” wird die Formel zu vorhersehbar. Der Kontrast zwischen seinen ätherischen Gesängen und den dunklen Texten ist anfangs faszinierend, verliert aber im Laufe der Zeit seine Wirkung. “Confession” und “Elijah” bieten zwar Momente echter Emotion, aber “Liquid Gold 25” und “August Moon” folgen einem zu ähnlichen Muster, wodurch die Aufmerksamkeit zu schwinden beginnt. In der zweiten Hälfte des Albums scheint Alon an einem bewährten Rezept festzuhalten, ohne wirklich zu überraschen. “Home Tapes” und “Zathura” sind handwerklich gut ausgeführt, fehlt aber der nötige Funke, um über den Durchschnitt hinauszuragen. “Fairy In A Bottle” ist vielleicht der ambitionierteste Song, aber bis “Sertraline” das Album abschließt, hat der Hörer möglicherweise bereits abgeschaltet. Für engagierte Folk-Liebhaber enthält “In Limerence” genügend Handwerkskunst und subtile Nuancen zum Schätzen, bietet aber für ein breiteres Publikum zu wenige Überraschungen, um wirklich zu überzeugen. (Norman van den Wildenberg) (6/10) (Strip Joint Glasgow)
Steve Adorno & Lori Rose – Espirito: A Brazilian Music Fantasy
Kid Creole and the Coconuts. So. Jetzt wissen Sie, in welcher Ecke Sie Steve Adorno suchen müssen. Der Mann ist neben Komponist und Produzent vor allem Schlagzeuger, und zwar einer, der wie kein anderer in lateinamerikanischen Rhythmen zu Hause ist, wie die Diskografie des Mannes zeigt, in der wir neben dem bereits genannten Kid Creole Künstler wie Kool and The Gang und Chic finden. Mit “Disco Nights” erreichte er mit G.Q. sogar Platinstatus, zumindest in den USA – in unserem Land wird es bei wenigen klingeln. Nun, es sollte klar sein: Legen Sie eine Platte mit Adorno am Schlagzeug auf, und Sie haben sofort ein Fest. “Espirito” enthält in dieser Hinsicht keine Überraschungen. Hängen Sie die Girlanden auf und stellen Sie die Pitú Cachaça bereit. Adorno wird auf “Espirito” von Sängerin Lori Rose unterstützt, und ehrlich gesagt: Es klingt einfach alles gut. Vom Opener “Sad Sad Sister Sister” bis zu “Starlight Star-Bright” werden wir angenehm in Salsa, Rumba, Samba und Bossanova eingetaucht. Alle notwendigen Zutaten sind vorhanden, einschließlich der funkigen Gitarren, der unaufhörlichen Congas und guter Bläsersätze. Außerdem weiß Adorno, wem er verpflichtet ist: “Sergio’s Samba” ist eine Ode an den Übervater des Genres, obwohl sich diese Platte nicht im Entferntesten mit einem legendären Album wie “Look Around” messen kann, das Mendes 1967 mit Brazil ’66 aufnahm (und danach die gesamte Band entließ). Aber “Espirito” ist gut genug. Gut genug für einen schönen Sommer. Unsere verschwitzten Körper wiegen sich in die Nacht, während wir an einem letzten Cocktail nippen und Adorno noch eine Bossa anstimmt. There’s a gentleman that’s going round, turning the joint upside down… (Jeroen Mulder) (7/10) (Onroda MusicWorks)
André 3000 – 7 Piano Sketches
André 3000s neues Album “7 Piano Sketches” ist genau das, was der Titel verspricht: sieben unfertige Klavierideen, die man entweder fantastisch findet oder überhaupt nicht schätzen kann. Dazwischen gibt es nichts. Die Aufnahmen klingen, als wären sie mit einem einfachen Recorder in seiner Küche gemacht worden. Die Stücke kommen nie über eine erste Skizze hinaus – ein Beginn einer Idee, die nicht ausgearbeitet wird. Beim dritten Stück hört man kurz etwas Potenzial, aber dann versinkt es wieder in zögerndem Geklimper. Für den Mann, der mit OutKast musikalische Grenzen verschoben hat, ist dies eine seltsame Wendung. Natürlich gönnt man einem Künstler seine kreative Freiheit, aber manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass dies ein Scherz sein muss. Das ist es wahrscheinlich nicht. Nach seinem vorherigen Solo-Abenteuer “New Blue Sun” mit Flötenkompositionen fühlen sich diese Klavierskizzen noch unvollständiger an. Ihnen fehlt Richtung und Überzeugung. Seien wir ehrlich: Es erscheinen derzeit viel bessere Klavieralben. Wer André 3000 von seiner besten Seite hören möchte, greift besser auf die OutKast-Klassiker zurück, wo seine Exzentrik in abgeschlossenen, fesselnden Kompositionen wirklich zur Geltung kam. (Jan Vranken) (3/10) (Epic)
The Action 4s – The Action 4s
Auf dem Cover dieses Debütalbums werden Mathias Heise, Anton Eger, Rasmus Sørensen und Conor Chaplin als Actionfiguren abgebildet. Das Album ist eine logische Fortsetzung erfolgreicher Auftritte, hauptsächlich in Dänemark, der Heimat von The Action 4s. Diese Auftritte entlockten Kritikern sogar die Bezeichnung “Supergroup”, womit das Bild auf dem Cover direkt erklärt ist. Dann gibt es nur eine Frage, die gestellt werden muss: Macht The Action 4s es wahr? Kurz und bündig: ja. Das Quartett mischt Jazz mit Rock, Funk und elektronischer Musik, wobei Heises Mundharmonika stets einen prominenten Platz einnimmt. Es ist vor allem die Energie, die ansteckend wirkt und durch die man versteht, dass dies live eine Sensation sein muss. Dabei fällt auf, wie technisch virtuos die Männer sind. Heises schwungvolle Mundharmonika, Chaplins unglaubliche Basslinien, Sørensens dynamisches Klavierspiel, Egers unermüdliche Trommelwirbel. Stücke wie “The Mikster” und “Smoothie” kann man nicht stillsitzend erleben. Technisch virtuos, aber vor allem auch sehr zugänglich. Die Platte kennt in dieser Hinsicht eigentlich keine schwachen Nummern. Höhepunkte sind “IOEDWLTO” – auf dem Heise auch den Synthesizer-Part übernimmt – mit einer überraschenden Wendung, durch die sich das Stück auf halbem Weg fast wundersam in der Stimmung verändert, und “Searchlight Theory”, das ein herrliches Fusion-Thema hat, aber vor allem durch ein sublimes Zusammenspiel zwischen Mundharmonika und Bass glänzt. Haben wir schon über das Schlagzeugspiel gesprochen? Meisterhaft auf “Eclectic Horizons”. Wir kommen wirklich Ohren zu kurz. (Jeroen Mulder) (9/10) (April Records)
Kali Uchis – Sincerely,
Zwei Jahre nach ihrem wunderschönen “Red Moon in Venus” kehrt Kali Uchis mit “Sincerely,” zurück – ihrem ersten vollständig englischsprachigen Album. Diesmal kreiert sie eine Sammlung verträumter, downtempo Lieder, die perfekt für die späten Stunden sind. Uchis’ engelhafte Stimme schwebt mühelos über reich orchestrierten Neo-Soul-Kompositionen. Die Einflüsse sind vielfältig: von Kate Bush bis Clannad, alle perfekt zu ihrem eigenen unverwechselbaren Sound verschmolzen. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Album “Orquídeas” mit seinen lebhaften Latin-Rhythmen entscheidet sie sich jetzt für eine zurückhaltendere Atmosphäre. Die Mutterschaft hat deutlich ihren Stempel auf dieses Album gedrückt. Auf dem wunderschönen Schlusslied “ILYSMIH” singt sie offenherzig darüber, wie ihr Baby ihre Perspektive veränderte, abgeschlossen mit dem Klang eines lachenden Kindes. Höhepunkte sind das jazzige “Silk Lingerie” und das funkelnde “Territorial”, in dem ihre honigsüße Stimme perfekt mit Pizzicato-Streichern verschmilzt. Nur “Lose My Cool” hätte kürzer sein können als sechs Minuten. “Sincerely,” ist ein zeitloser musikalischer Balsam für eine rastlose Welt – ein intimes Album, das bei jedem Hören mehr preisgibt. (Elodie Renard) (8/10) (UMG)