Macy Gray liefert trotz stimmlicher Probleme in Berlin ab

Der Admiralspalast in Berlin war am vergangenen Montagabend Schauplatz von Macy Grays Jubiläumstournee zum 25. Jahrestag ihres ikonischen Debütalbums “On How Life Is”. Trotz anfänglicher Sorgen wurde es ein bemerkenswertes Konzert voller Soul, das die anhaltende Kraft von Grays Musik und ihre Verbindung zu Fans verschiedener Generationen unterstrich.

Foto (c) Jan Vranken

Nach einer erheblichen Verzögerung, die das Publikum vermuten ließ, es könnte technische Probleme geben, betrat Gray schließlich unter enthusiastischem Applaus die Bühne. Schnell wurde klar, dass die Sängerin mit einer Erkältung oder einem Halsproblem zu kämpfen hatte, da sie während der gesamten Aufführung häufig Tee und Wasser trank, die ihr gebracht wurden. Dies erklärte die Wartezeit und zeigte Grays Professionalität im Umgang mit ihrem Instrument – ihrer Stimme.

Gray eröffnete mit “Sweet Baby” von ihrem zweiten Album “The Id” aus 2001, gefolgt von “The Way”, dem Titelsong ihres Albums von 2014. Während Grays charakteristischer Gesang noch immer erkennbar war, hielt sie sich in der ersten Hälfte der Show deutlich zurück und schonte weise ihre Stimme. Die Zurückhaltung war spürbar, aber verständlich, und ihre exzellente Begleitband – die ihre charakteristischen knallbunten Perücken trug – bot starke Unterstützung, um die Songs zu tragen. Gray erschien in einem knallbunten Kleid mit leuchtend gelben Schuhen und roten Handschuhen und behielt trotz ihres Unwohlseins ihren unverwechselbaren künstlerischen Stil bei.

Im Laufe des Abends schien Gray ihren Rhythmus zu finden und kam in der zweiten Hälfte stimmlich mehr heraus, sehr zur Freude des Publikums. Die Menge – eine faszinierende Mischung aus verschiedenen Altersgruppen von jungen Fans bis hin zu einem überwiegend älteren Publikum von 50-70 Jahren, mit einem bemerkenswert hohen Anteil deutscher Fans – war unglaublich partizipativ und tanzte begeistert während der gesamten Show. Diese vielfältige Publikumszusammensetzung deutet möglicherweise auf eine interessante Verschiebung in Grays Fangemeinde hin und zeigt, wie ihre Musik weiterhin bei verschiedenen Gemeinschaften Anklang findet.

In der Mitte des Konzerts legte Gray eine strategische Pause ein und nutzte die Gelegenheit, ihre Bandmitglieder zu präsentieren. Sie stellte jeden Musiker einzeln vor und ermöglichte ihnen Soloauftritte, die ihre individuellen Talente hervorhoben. Das Schlagzeugsolo war besonders beeindruckend und erhielt beträchtlichen Applaus vom Publikum. Diese Zwischensequenz gab nicht nur Grays Stimme eine Pause, sondern demonstrierte auch das hohe Kaliber der Musiker, mit denen sie arbeitet.

Das Publikum genoss sichtlich Klassiker wie “Sex-O-Matic Venus Freak”, “I Can’t Wait to Meetchu” und natürlich ihren Grammy-preisgekrönten Hit “I Try” aus 1999. Diese älteren Hits wurden besonders gut aufgenommen, wobei die Menge mitsang und mit ansteckender Energie tanzte. Gray spielte praktisch alle Songs von “On How Life Is”, einschließlich des funkigen “Why Didn’t You Call Me” und des mitreißenden “Do Something”. Ihre Interpretation von Bobby Hebbs Klassiker “Sunny” von 1966 war völlig in ihrer eigenen Art interpretiert und zeigte die Originalität von Grays künstlerischer Vision.

Das Hauptset endete gegen 22:30 Uhr, aber der Abend war noch lange nicht vorbei. Die Zugabe begann auf theatralische Weise mit einer unbekannten weiblichen Performerin, die tanzte und sang und so die Vorfreude auf Grays Rückkehr steigerte. Die Bandmitglieder kehrten dann Stück für Stück auf die Bühne zurück – die Männer trugen noch immer ihre bunten Perücken – bevor Gray ihren finalen Auftritt hatte. Die Zugabe umfasste zwei zusätzliche Songs, die Grays Stimme auf ihrem stärksten Punkt des Abends präsentierten, nachdem sie sich aufgewärmt und ihre volle Stimmbreite wiedergefunden hatte.

Während des gesamten Konzerts waren sowohl die Tonqualität als auch die Beleuchtung ausgezeichnet und boten die perfekte technische Kulisse für Grays Aufführung. Grays Berlin-Show war eine authentische Darbietung, die sowohl ihre Verletzlichkeit als auch ihre Widerstandsfähigkeit als Performerin zeigte. Obwohl sie offensichtlich mit einer Krankheit kämpfte, lieferte sie eine herzliche Aufführung ab, die bewies, dass Authentizität oft mehr Eindruck macht als technische Perfektion. Das Konzert feierte die zeitlose Qualität ihres Debütalbums und demonstrierte gleichzeitig, warum Gray eine einzigartige und geliebte Stimme in der Musikwelt bleibt, die imstande ist, verschiedene Publikumsgruppen in gemeinsamer musikalischer Freude zu vereinen.

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