KIRA – SXLFMADE
|Montreals KIRA liefert mit „SXLFMADE” ein kraftvolles Statement künstlerischer Unabhängigkeit ab – eine ausufernde, 16 Tracks umfassende Hip-Hop-Odyssee, die die ehrgeizige Vision und das autodidaktische Können des jungen Künstlers zur Schau stellt. Nur zwei Jahre nach Beginn seiner musikalischen Laufbahn zeigt KIRA eine bemerkenswerte Reife sowohl bei der Produktion als auch beim Gesang und erschafft einen Sound, der auf pulsierenden Beats, starkem Autotune und einem unbestreitbar geschmeidigen Flow basiert.
Das Album eröffnet mit „Sxlfmade Lifestyle – Intro” und etabliert sofort die zentrale These des Projekts der künstlerischen Autonomie. Dies bereitet die Bühne für eine faszinierende Erkundung der Grenzen des modernen Hip-Hop, wo experimentelle Klanglandschaften auf Mainstream-Sensibilitäten treffen. KIRAs Versprechen, „experimentellen Sound mit typischer Mainstream-Musik zu verschmelzen”, ist nicht nur Marketing-Sprech – es ist die treibende Kraft des Albums.
Herausragende Tracks wie „Rockstar” – ein amüsant ironischer Titel für einen Hip-Hop-Track, der KIRAs spielerischen Umgang mit Genre-Konventionen perfekt einfängt – und „Turn It Up” zeigen seine Fähigkeit, eingängige Hooks zu schaffen, während er mit mühelosem Flow auf pulsierenden Beats reitet. „Turn It Up” verfügt über eine äußerst vage Produktion, die den Track irgendwie intriganter macht, wobei KIRAs Vocals am Ende jeder Zeile leicht verstärkt zu werden scheinen, was dem Song eine explosive Wendung verleiht, die die Zuhörer bei der Stange hält. Diese clevere Manipulation der Lautstärke-Dynamik scheint eine wiederkehrende Technik im gesamten Album zu sein. „I Feel Insane” demonstriert am effektivsten sein Genre-Mixing-Können, eröffnet mit Elektro-Pop-Elementen, bevor Synthesizer den Übergang in den vollen Hip-Hop-Modus leiten und zeigen, wie KIRA einen ausgesprochen persönlichen Stil entwickelt hat. Sein liberaler Einsatz von Autotune ist keine Krücke, sondern vielmehr eine stilistische Entscheidung, die seinen Vocals Textur und Atmosphäre verleiht und eine hypnotische Qualität schafft, die die Zuhörer tiefer in jeden Track hineinzieht. Die Produktion, betreut von einem vielfältigen Roster einschließlich Spicee, Froese und bemerkenswert Billboard-Chart-Produzenten F1lthy und Lukrative, bietet eine reiche Grundlage rhythmischer Beats, die KIRAs melodische Sensibilität perfekt ergänzen.
Der emotionale Kern des Albums zeigt sich in Tracks wie „Serotonin Slump + I Saw an Angel in My Sleep (Interlude)” und „Heartbreak”, wo KIRAs Verletzlichkeit durch die Prahlerei hindurchschneidet. Diese Momente der Introspektion bieten notwendige Atempausen in einer ansonsten hochenergetischen Sammlung und demonstrieren das Verständnis des Künstlers für dynamischen Flow. „Sxlfmade Freestyle 1″ dient als Schauplatz für KIRAs technische Fähigkeiten, während spätere Tracks wie „Found My Sound” sich wie Mission Statements anfühlen. Der abschließende Track „I’m Sxlfmade” bringt das Album zum vollen Kreis und verstärkt die Themen der Selbstständigkeit und künstlerischen Vision, die das gesamte Projekt durchdringen.
Am beeindruckendsten an „SXLFMADE” ist, wie KIRAs natürlicher Flow jeden Track trägt und nahtlos zwischen schnellfeuerigen Versen und melodischen Hooks wechselt, die in Autotune getränkt sind. Die pulsierenden Beats schaffen eine fast trance-artige Kulisse, die seinem Gesang erlaubt zu glänzen, egal ob er prahlerische Bars oder introspektivere Momente liefert. Sein DIY-Ethos – das Aufnehmen und Produzieren vollständig selbst zu lernen – durchdringt jeden Track und schafft eine Authentizität, die in der heutigen stark kollaborativen Hip-Hop-Landschaft zunehmend selten ist.
Während einige Tracks etwas unterentwickelt wirken und die Länge des Albums gelegentlich gegen sein Momentum arbeitet, gelingt „Sxlfmade Lifestyle” sowohl als Visitenkarte als auch als Mission Statement. KIRA hat hier etwas wirklich Unverwechselbares geschaffen – ein Projekt, das die Hip-Hop-Tradition ehrt, während es fest in unbekanntes Terrain vorstößt. Für einen Künstler, der diese Reise mit 16 ohne fremde Hilfe begann, repräsentiert „SXLFMADE” nicht nur ein vielversprechendes Debüt, sondern einen faszinierenden Einblick in die Zukunft des melodischen Hip-Hop. KIRA hat die Kunst gemeistert, moderne Produktionstechniken mit echtem Gesangstalent zu kombinieren und einen Sound zu schaffen, der sich sowohl zeitgemäß als auch einzigartig anfühlt. Ein neuer Stil ist geboren. (7/10) (SXLFMADE)