Übersicht über die Albumrezensionen: Robert Plant, Buddy Guy und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Fabia Mantwill Orchestra – In.Sight
Ein Orchester. Sie denken groß. Wir auch. Und genau das bekommen wir auf “In.Sight” vorgesetzt: eine Big Band bestehend aus 32 Musikern, die sechs Solisten begleiten, alle geleitet von Fabia Mantwill, die hierfür mit der erfahrenen griechischen Bandleiterin Magda Giannikou zusammenarbeitete. Das Ensemble liefert sechs Kompositionen, jede mit ihrer völlig eigenen Atmosphäre. Dennoch ist dies nicht die typische Big Band-Musik mit hauptsächlich viel Bläsergewalt. Nein, das ist next level. Big Band trifft Fusion. Das wird sofort im Eröffnungstrack “Satoyama” deutlich, der mit einem reichen Streicherarrangement beginnt, bevor wir Mantwill am Tenorsaxophon und Daniel Buch – den ersten Solisten – am Baritonsaxophon hören. Die Streicher sind ständig in der Begleitung präsent und verleihen dem Ganzen ein filmisches Gefühl. So wird jedem Stück ein eigener Charakter verliehen, wobei der Solist allen Raum bekommt. In “Whirl the Wheel” ist das Roosevelt Colliers Pedal Steel, der sich unter anderem bei den Allman Brothers einen Namen machte. Und die Pedal Steel ist nicht das einzige ungewöhnliche Instrument, das wir auf “In.Sight” hören: “Sleeping Giant” ist ein wirbelndes Stück dank Goran Stevenovitchs Akkordeon. Der Schlussakkord gehört buchstäblich dem Gitarristen Kurt Rosenwinkel, der in “Fairy Glen” virtuos soliert. Mit “In.Sight” setzt Mantwill einen neuen Standard… auch wenn wir diese prominenten Bläser manchmal vermissen. (Jeroen Mulder)(8/10)(GroundUp)
MusicTragik – Crescendo
“Crescendo” ist bereits das 13. Album dieser amerikanischen melodischen Hard-Rock-Band. Hauptmann von Tragik ist Phil Vincent. Er spielt nicht nur Schlagzeug, Bass, Keyboards und Gitarre auf “Crescendo”, er singt auch und ist zusammen mit Jacob Hansen, der das Album gemastert hat, für den ausgezeichneten Sound verantwortlich. Die Gitarren liegen dick im Mix, sodass Sie optimal die vielen und langen Gitarrensoli und das Riffwork genießen können. Vincent wird auf diesem Album von Bassist Damien D’Ercole, Schlagzeuger Dirk Philips und Gitarrist und Vertrauter Vince O’Regan unterstützt. “Crescendo” ist Kevin “Scoop” Ratte gewidmet. Zufälligerweise ist der Song “Scoop” auch sogleich der beste Song des Albums. “Scoop” weicht auch von den anderen 11 Songs in der Dauer ab. “Scoop” dauert knapp über 6 Minuten. “Crescendo” bietet für jeden melodischen Rockliebhaber etwas. Solide Rocker wie der Opener “Phoenix Rising”, emotional geladene Songs, die etwas dunkler sind wie “Scoop”, und natürlich fehlen auch die ruhigen Songs nicht, wie die Ballade “Human”. Außerdem steht auch noch ein Cover auf “Crescendo”, nämlich “Givin’ It All Away” von Bachman Turner Overdrive. Es geht mir zu weit zu behaupten, dass dieses Album absolut nicht in Ihrer Sammlung fehlen darf, aber Sie machen hier sicherlich keinen Fehlkauf. Wärmstens empfohlen und mit dem Lautstärkeregler nach rechts gedreht abspielen. (Ad Keepers) (7/10) (Rock Company Records)
Buddy Guy – Ain’t Done with the Blues
An seinem 89. Geburtstag beweist Buddy Guy, dass Alter nur eine Zahl ist. Nach seiner ‘Damn Right Farewell Tour’ kehrt die Blues-Legende mit einem ambitionierten Doppelalbum von 18 Tracks zurück, produziert von seinem vertrauenswürdigen Partner Tom Hambridge. “How Blues Is That?” mit Joe Walsh fungiert als perfekte Visitenkarte, eine energetische Zusammenfassung von Guys Philosophie, wo er erklärt: ‘I’m from the back woods way down South, grew up living hand to mouth.’ Der Song hat die Direktheit seines Klassikers “Stone Crazy”, aber mit der Weisheit eines Veteranen. “Blues Chase the Blues Away” zeigt Guys Überzeugung, dass Blues nicht unbedingt düster sein muss, während “Jesus Loves the Sinner” einen Mark Knopfler-ähnlichen Groove zeigt. Die Gaststars: Joe Bonamassa, Peter Frampton, Christone ‘Kingfish’ Ingram, fügen wenig zu Guys eigenem kraftvollen Spiel hinzu. Viel wirkungsvoller sind die Beiträge von Chuck Leavell (Allman Brothers) an der Hammond B3 und Bassistin Tal Wilkenfeld, die den Sound bereichern, ohne von Guys Geschichte abzulenken. Mit 18 Tracks ist das Album vielleicht zu großzügig bemessen, aber Guys stimmliche Kraft und Gitarrenarbeit bleiben überraschend vital. Eine würdige Ergänzung zu seinem beeindruckenden Spätwerk. (Jan Vranken) (8/10) (RCA Records)
Robert Plant – Beacon Theatre (Live 2006)
Diese Live-Aufnahme dokumentiert Robert Plants Beitrag zum Benefizkonzert für Arthur Lee von Love am 23. Juni 2006. Das Beacon Theatre in New York bildete die Kulisse für einen emotionalen Abend, bei dem Plant, unterstützt von The Rant Band, einem seiner großen musikalischen Helden Tribut zollte. Plants Setlist kombiniert geschickt Led Zeppelin-Klassiker mit Love-Covers. Seine Version von “The Old Man” aus Loves Meisterwerk “Forever Changes” ist bewegend und einzigartig, möglicherweise das einzige Mal, dass er diesen Song live aufführte. Die Led Zeppelin-Songs wie “Ramble On” und “What Is And What Should Never Be” bekommen eine folkige, intime Behandlung, die perfekt zur theatralischen Kulisse und dem guten Zweck passt. Die ‘Rant Band’, bestehend aus erfahrenen Sessionmusikern wie Andy York und Tony Shanahan, vermisst manchmal die Chemie von Plants regulärer Strange Sensation-Band. Die kleinste Bassdrum, die jemals für Zeppelin-Material verwendet wurde, sorgt für einen eigenartigen Sound, obwohl dies der Intimität des Abends zugutekommt. “Hey Joe” bekommt eine gespenstische Interpretation, die sowohl auf Loves als auch auf Hendrix’ Versionen verweist. Plants stimmlicher Umfang bleibt beeindruckend, von Banshee-Ausbrüchen in “Ramble On” bis zum zärtlichen Crooning in “Can’t Help Falling in Love”. Sein Duett mit Ian Hunter bei “When Will I Be Loved” zeigt seine spielerische Seite. Ein einzigartiges Dokument von Plants Vielseitigkeit und seinem Respekt für die Musikgeschichte. Obwohl es als Bootleg begann, verdient diese Aufnahme offizielle Anerkennung wegen ihres historischen Wertes und Plants leidenschaftlicher Aufführungen. (William Brown) (7/10) (Wickerman)
YoungBoy Never Broke Again – MASA
Nach seiner Präsidentenbegnadigung kehrt der Baton Rouge-Rapper mit MASA (Make America Slime Again) zurück, einem Projekt, das weiter beweist, dass Quantität keine Qualität garantiert. Mit 30 Tracks und 93 Minuten Spielzeit fühlt sich dieses achte Studioalbum wie ein emotionaler Daten-Dump anstatt wie ein durchdachtes Album an. Es öffnet theatralisch mit “XXX”, wo ‘The Star-Spangled Banner’ mit YBs üblicher Bravado gemischt wird. Die Produktion schwankt zwischen solidem Louisiana Trap und vorhersagbaren 808-Mustern, die seit Jahren keine Überraschungen mehr bieten. Höhepunkte wie “Where I Been” zeigen Verletzlichkeit, wenn YoungBoy offen über seine Süchte spricht, während “Kickboxer” seine charakteristische Energie zeigt. Das Problem liegt in der gnadenlosen Länge. Nach Track 15 wird das Zuhören zur Plackerei, mit zu viel Füllmaterial wie “Combat Boots” und “Lo'”, die sich mehr wie Studiosessions als fertige Songs anfühlen. Selbst die Playboi Carti-Zusammenarbeit bei “Fire Your Manager” kann die allgemeine Mittelmäßigkeit nicht retten. Anders als zeitlose Tracks wie “Outside Today” fehlt MASA Fokus und Bearbeitung. YoungBoys Stimme bleibt kraftvoll, aber ertrinkt in seiner eigenen Produktivität. Ein enttäuschend langes Comeback, das beweist, dass mehr Material nicht unbedingt besseres Material bedeutet. (Elodie Renard) (6/10) (Never Broke Again/Motown)