Übersicht über die Albumrezensionen: AFI, Khalid und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Yarni – Anemoia

Manchmal bekommt man ein Album zur Rezension, das man unmöglich in ein bestimmtes Genre einordnen kann. Yarni, der Künstlername des englischen Multiinstrumentalisten Benjamin Harris, liefert mit “Anemoia” ein Album ab, auf dem praktisch jeder Stil aus Jazz und Popmusik vorkommt, von Disco bis Jazz und von Soul bis Hip-Hop. Die Eröffnung “Neon Gods” ist durch das orchestrale Arrangement sofort ein überwältigendes Stück, aber mit einem unwiderstehlichen Funk-Rhythmus. Es ist eine der Perlen des Albums, nicht zuletzt dank einer Vielzahl von Gastmusikern. Sängerin Scarlett Fae verleiht “Sunrise Sunset” und “S.W.A.L.K.” ihre vokale Mitwirkung. Ein Glücksgriff, denn gerade diese Vocals geben den Tracks eine herrlich entspannte Atmosphäre, vergleichbar mit der Hinzufügung von Oleta Adams zu ‘Woman in Chains’ von Tears for Fears: Es ist die Stimme, die dem Song die wahre Seele gibt. Wir beschäftigen uns dann schon lange nicht mehr mit der Frage, ob dies Jazz oder Pop ist. Im Gegenteil, wir lassen uns von jedem Track überraschen und werden nirgends enttäuscht. Jeder Song fühlt sich an wie ein Geschenk mit dem unbezwingbaren Drang, das Geschenkpapier zu zerreißen, um den nächsten Schatz zu entdecken. Von “Silent City” mit Trompetensolo von James Atashroo hip- und trip-hoppen wir zu “Natural Light” (mit Beiträgen von Franz Von und Jeff Darko) und “The Romantic Ghost” (mit Gesang von Plumm), um mit dem abschließenden Afrobeat in “Nino” zu enden. In England ist Yarni bereits radiofähig. Welcher niederländische Sender greift das auf? (Jeroen Mulder) (8/10) (Yarni)

AFI – Silver Bleeds the Black Sun

Zwölf Alben in ihrer Karriere wagen sich die Veteranen von AFI auf “Silver Bleeds the Black Sun” an eine vollständige Rückkehr zu den Wurzeln des Gothic Rock. Nach Jahren, in denen die Band mit Post-Punk auf “Bodies” und New Wave auf “The Blood Album” flirtete, tauchen Davey Havok und seine Gefährten nun tief in den reinen Gothic-Sound der achtziger Jahre ein. Der Opener “The Bird of Prey” gibt sofort den Ton an mit großartigen Drums und zwölfsaitigen Akustikgitarren, die an The Mission und The Cult erinnern. Havok beschwört auf “Behind the Clock” die vampiristische Intensität des Bauhaus-Sängers Peter Murphy herauf, während “Holy Visions” genauso bombastisch klingt wie Sisters of Mercy in ihren kommerziellen Hochzeiten. Die Band hat den Post-Punk ihrer jüngsten Arbeit jedoch nicht vollständig losgelassen. “Ash Speck in a Green Eye” ist voll von Synthie-Linien und dubbigem Bass, und Tracks wie “Voidward” und “I Bend Back” mischen eisige Synths mit Gitarrenlinien, die an The Cure erinnern. Der Abschluss “Nooneunderground” ist ein Nicken zu ihren Punkrock-Wurzeln und bildet einen überraschenden Abschluss. Mit diesem Album liefern AFI möglicherweise ihre beste Platte seit über zehn Jahren ab. (Anton Dupont) (8/10) (Rise Records)

Ledisi – For Dinah

Mit “For Dinah” bringt Grammy-Gewinnerin Ledisi eine liebevolle Hommage an die legendäre Dinah Washington, eine der einflussreichsten Jazzsängerinnen der Geschichte. Das Album wurde vom Jazz-Koryphäen Christian McBride und Ledisis festem Kooperationspartner Rex Rideout produziert und enthält acht Tracks, die Washingtons Erbe ehren. Ledisi erklärt, dass Washington ihr die Freiheit gab zu kreieren und eine weibliche Führungspersönlichkeit in der Musik zu sein. Die Lead-Single “This Bitter Earth” ist eine Neuerzählung von Washingtons Hit aus 1960 und Ledisi fühlt den Schmerz und die Ablehnung, die in dem Song stecken. Das Album enthält auch ein Duett mit Gregory Porter und Auftritte vom Gitarristen Paul Jackson Jr und dem aufstrebenden Star Michael King. Für Ledisi ist dies mehr als ein musikalischer Gruß, es ist ein Dankesbrief von einer mächtigen schwarzen Frau an eine andere. Die Wärme und der Respekt, mit denen Ledisi diese Songs angeht, machen dies zu einem essenziellen Jazzalbum, das Washingtons Namen wieder ins Rampenlicht rückt, wo er hingehört. (Elodie Renard) (8/10) (Verve Records)

Say She She – Cut & Rewind

Das Disco-Trio Say She She kehrt mit ihrem dritten Album “Cut & Rewind” zurück, einer Platte, die die vergangenen Jahre auf Tour und im Studio festhält. Piya Malik, Nya Gazelle Brown und Sabrina Mileo Cunningham beschreiben es als eine Ode an starke Frauen, die mit dem weitermachen, womit sie beschäftigt sind. Die zwölf unwiderstehlich tanzbaren Tracks sind voller Anspielungen auf ihre musikalischen Musen, mit einer Prise Lebensmotto dazu. Die Single “Disco Life” erzählt die Geschichte der berüchtigten Disco Demolition Night von 1979, “Under the Sun” wurde vom Hollywood Writers’ Strike von 2023 und der Kraft kollektiven Handelns inspiriert, und “She Who Dares” zeichnet eine Dystopie, in der Frauenrechte weltweit zerstört wurden. Trotz der dringenden und politisch aufgeladenen Botschaften bleibt die Musik fröhlich und funky. Das Trio beweist, dass Musik sowohl ein Protestmittel als auch ein Balsam in schwierigen Zeiten sein kann. “Cut & Rewind” ist eine Party mit einer Botschaft, wobei die Damen beweisen, dass man auch mit einem Lächeln revolutionär sein kann. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Karma Chief Records)

Khalid – After the Sun Goes Down

Nach seinem Coming-out als Homosexueller im November letzten Jahres kehrt Khalid mit “After the Sun Goes Down” zurück, seinem vierten Studioalbum, das an seinem vierzigsten Geburtstag erscheint. Der Sänger beschreibt dieses Kapitel als die Rücknahme seiner Kraft, das Leben in seiner Wahrheit und die Möglichkeit, sich frei auszudrücken. Das Album erkundet Themen wie Liebe, Selbstfindung, Offenheit und eine erfrischte Freiheit. Die sechzehn Tracks bilden Khalids erste Veröffentlichung seit “Sincere” aus 2024 und lassen einen Künstler hören, der sich mit sich selbst wohlfühlt. Die Singles “In Plain Sight” und “Out Of Body” geben eine Vorschau auf die neuen Klänge, die er erkundet, mit einer Mischung aus R&B, Soul und elektronischen Elementen. Khalid singt mit neuem Selbstvertrauen über das Finden von Liebe und Akzeptanz, sowohl von anderen als auch von sich selbst. Es ist ein persönliches Album, das zeigt, dass der Sänger endlich den Raum gefunden hat, um vollständig er selbst zu sein, ohne Entschuldigungen oder Kompromisse. (Elodie Renard) (7/10) (RCA Records)

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