Da Lata – Edge Of Blue

Vor fünfundzwanzig Jahren veröffentlichten Patrick Forge und Chris Franck ihr erstes Album als Da Lata. Jetzt sind sie zurück mit “Edge Of Blue”, einer Platte, die sich wie das Album anfühlt, das sie schon immer machen wollten. Es klingt zugleich vertraut und frisch, als würden alle Puzzleteile ihrer musikalischen Reise endlich an ihren Platz fallen.

Forge und Franck waren früh dabei, als brasilianische Musik in den Neunzigerjahren die britischen Clubs eroberte. Forge legte Platten bei Kiss FM auf und organisierte zusammen mit Gilles Peterson legendäre Sessions, während Franck mit seiner Band Smoke City einen Welthit mit “Underwater Love” landete. Als sie 2000 gemeinsam “Songs From The Tin” veröffentlichten, setzten sie einen neuen Standard dafür, wie man brasilianische Rhythmen mit Clubsounds mischen konnte. Jetzt sind sie zurück, sechs Jahre nach “Birds”.

Der Höhepunkt von “Edge Of Blue” ist “The Lonely City”, in dem Franck zum ersten Mal selbst auf einem Da Lata Track singt. Seine Stimme hat etwas von José González oder Rhye, sanft und nah. Die Texte waren ihm zu persönlich, um sie jemand anderem anzuvertrauen. Über einen herrlich lounge-artigen Bossa Beat, mit tiefem Synth Bass und sparsamer Gitarre, singt er über städtische Einsamkeit. Der Track klingt viel größer, als man von so einer schlichten Besetzung erwarten würde. Hier hört man, wo Da Lata nach all den Jahren steht: reif, verfeinert, aber immer noch auf der Suche nach neuen Wegen.

Auf dem Rest des Albums ziehen etliche interessante Gäste vorbei. Bembé Segué, Ikone der Broken Beat Szene, bringt auf “Arena” genau diese Mischung aus Kraft und Geschmeidigkeit, für die sie bekannt ist. Lenna Bahule, eine mosambikanische Sängerin, die von Brasilien aus arbeitet, zeigt auf “Tsinguipa”, wie afrikanische Traditionen und moderne Sounds sich gegenseitig verstärken können. LUINZGAs Stimme auf “Caberá” erinnert an den großen Milton Nascimento, eine bewusste Wahl, die dem Track zusätzliches Gewicht verleiht.

Adriana Vasques glänzt auf “Musa”, mit Harmonien, die durch einen hindurchgleiten. Bruna Lucchesi bringt auf “Boca Seca” etwas Wildes und Chaotisches, mit Anspielungen auf Os Mutantes, verstärkt durch das Altsaxophon des Altgedienten Finn Peters. Und Sukirti Uikey rahmt das Album mit ihrer schwebenden Stimme auf “First Rays” und “Listen”, zwei Ruhepunkte zwischen den Grooves.

Franck und Forge geben selbst an, dass das Album eigentlich zu einer Art Bluesplatte geworden ist. Nicht Blues im traditionellen Sinne, sondern Songs über Kampf und Überleben, gesehen durch ihre Nord-Londoner Brille. Nun ja, so kann man es auch betrachten. Persönliche Geschichten, die universell werden. Es ist Musik für eine Welt, die auf ihren Grundfesten wankt, daher der Titel: alles hat einen blauen Schimmer, diese Farbe der Melancholie, aber auch der Hoffnung.

Francks Gitarre zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, von der allerersten Note bis zur letzten. Sie ist nicht zu prominent, aber seine Gitarre fügt überall genau das bisschen Menschlichkeit hinzu, das den elektronischen Elementen manchmal fehlt. Die Produktion klingt warm und räumlich, mit Liebe zum Detail, aber nie übermäßig poliert.

Was “Edge Of Blue” besonders macht, ist, dass es sich nicht wie ein nostalgisches Projekt von Veteranen anfühlt, die noch einmal zeigen wollen, was sie können. Dies ist ein Album, das einfach immer noch in der Gegenwart steht und sich auf das bezieht, was heute geschieht. Themen über Isolation, Widerstandsfähigkeit und Gemeinschaft sprechen direkt zur Gegenwart. Und musikalisch liegt es irgendwo zwischen meditativ und tanzbar, eine Balance, die nur wenige so gut finden wie Da Lata.

Nach einem Vierteljahrhundert bleibt Da Lata an der Spitze der brasilianischen Musik; und das von London aus. “Edge Of Blue” zeigt, dass Groove und Gefühl Hand in Hand gehen können, dass Tradition und Experiment sich nicht ausschließen müssen. Ein Album, für das man sich Zeit nehmen muss, aber das diese Zeit doppelt und dreifach zurückgibt. (8/10) (Da Lata Music)

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