Übersicht über die Albumrezensionen: Hans Luchs, Ale Hop & Titi Bakorta und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Hans Luchs – The Spell is Broken

Der Gitarrist und Komponist Hans Luchs hat mehr als genug Flugstunden als gern gesehener Gast in zahlreichen Jazzclubs und auf großen Festivals, insbesondere in und um Chicago. Luchs ist inzwischen nach New York gezogen, und daher wird “The Spell is Broken” als sein New Yorker Debüt bezeichnet, bei dem er von einer herausragenden Band unterstützt wird, deren Mitglieder alle in der großen Apfelstadt ansässig sind: Neben Luchs hören wir eine fantastische Band mit Simon Willson am Bass, Adam Arruda am Schlagzeug, Mike King am Klavier und Daniel Berkey am Saxophon, allesamt sehr gefragte Sessionmusiker, die von Luchs den Raum bekommen, ihre Handschrift auf den acht Tracks von “The Spell is Broken” zu hinterlassen. So eröffnet “Azizam” mit Berkys Saxophon, bevor wir Luchs’ Finger auf den Saiten hören. Sofort fällt der leichte Anschlag und die Dynamik in seinem Spiel auf. Auf “Hang Hostage” darf Willson zeigen, was er auf einem Upright-Bass kann: Neben Solos sorgt er für einen großartigen Beat, der dem Track vor allem Raum für Kings Klavierspiel lässt. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Luchs im Dienst der Kompositionen und der Band spielt, während andere Gitarristen manchmal in endlosen Ego-Trips auf sechs Saiten verfallen. “The Spell is Broken” fehlt es jedoch etwas an Spannung; es gibt keinen echten Höhepunkt unter den acht Tracks des Albums. Für Liebhaber klassischer Jazzmusik mit einer prominenten Rolle für die Hollow-Body-Gitarre ist dies dennoch eine sehr gute Platte. (Jeroen Mulder) (7/10) (Fresh Sound Records)

A Multitude of One – A Templar’s Tale

Der Multi-Instrumentalist Colin Powell (England) ist der Mann hinter A Multitude of One. In dem Konzeptalbum “A Templar’s Tale” erzählt der fiktive Sir Geoffrey de Beaumont von den Templern. Colin bringt seine Texte halb sprechend, halb singend. Seine Stimme klingt verzerrt, seine Aussprache ist jedoch klar. Der Gesang ist zeitweise gestapelt, die markante Farbe bleibt erhalten. Wenn das Tempo im Gesang zunimmt, wird er nicht kraftvoller. Der “Chorgesang” verschmilzt oft mit der Musik. Gesang und Musik sind nicht so intensiv oder packend, wie erhofft, und die Atmosphäre der Ritter wird erst wirklich in “The Battle of Acre” spürbar, das aus drei schönen Kapiteln besteht. Eine tiefe Stimme erzählt die Geschichte. Die klassischen Elemente sind sehr gut integriert. Sowohl die Anzahl der rockigen ’70er-Jahre-Elemente als auch die unerwarteten Wendungen und Überraschungen sind etwas weniger als erwartet. Für die meisten Schlagzeugparts verwendete er seine Keyboard-Schlagzeuge, wodurch es an Dynamik mangelt. Außerdem lenkt es manchmal zu sehr von der restlichen Musik ab. Die Details auf den Becken sind gut. Der Klang der Musik ist klar, und die Schichten sind gut über den Kopfhörer verteilt. (Esther Kessel-Tamerus) (7/10) (Eigenproduktion)

Stefan Wistrand – Stängt

Wie viele Künstler wurde auch der Saxophonist Stefan Wistrand 2020 mit einer Welt konfrontiert, die in den Lockdown ging. Was etwas seltsam ist, wenn man bedenkt, dass Wistrand schwedischer Herkunft ist und Schweden 2020 eines der wenigen Länder war, das keinen landesweiten Lockdown verhängte. Wie dem auch sei, Wistrand komponierte in dieser Zeit die Stücke für “Stängt” – was auf Niederländisch “geschlossen” bedeutet. In der Einsamkeit seines Heimstudios nahm er die Tracks in minimalistischer Form auf, wobei er Keyboards und Drum-Loops verwendete. Dies bildete die Grundlage für die Improvisationen auf dem Saxophon. “Stängt” überrascht beim ersten Hören nicht: Es klingt alles etwas flach und uninspiriert. Erst nach einigen Durchläufen entdeckt man das wahre Ziel, das Wistrand verfolgt: völlig freie Jazzmusik, bei der alles um die Vielseitigkeit des Saxophons geht, wie im wunderschönen “Dagvill” (Träume) zu hören, in dem das Saxophon anmutig über nur wenige Akkorde eines Fender Rhodes und ein träges Rhythmus auf echten Drums improvisiert. Das Tempo wird in “Sweet Now” angezogen, wo der Rhythmus durch ein Drum-Sample bestimmt wird und das Alt-Saxophon durch ein Sopran-Saxophon ersetzt wird. Leider müssen wir feststellen, dass dies die Höhepunkte des Albums sind, bei dem die Verwendung von Samples und Loops irgendwann nervig wird, wobei das blutleere “Before Today” das ultimative Beispiel für einen Track ist, der nach zwei Minuten wirklich ärgerlich wird. Nicht einmal Wistrands virtuos Spiel kann das noch retten. Zeit, Schluss zu machen. (Jeroen Mulder) (6/10) (Einnicken Records)

Ale Hop & Titi Bakorta – Mapambazuko

Nyege Nyege Tapes, das aus dem lebendigen Kampala die Türen zu den verborgenen musikalischen Schätzen Afrikas öffnet, bringt mit “Mapambazuko” ein unglaublich süchtig machendes Abenteuer. Der peruanische Klangzauberer Ale Hop und der kongolesische Gitarrenheld Titi Bakorta finden in einer bezaubernden Zusammenarbeit zusammen, die deinen Ohren nicht so schnell entfallen wird. Dies ist Musik, die an der Grenze zwischen Tradition und Experiment tanzt. Bakortas Gitarre schlängelt sich wie eine verspielte Schlange durch den elektronischen Dschungel, den Hop um ihn herum aufbaut. Auf “Una cumbia en Kinshasa” verschmelzen peruanische Cumbia und kongolesische Popmusik wie zwei alte Freunde, die sich endlich wieder begegnen. Vom spritzigen Eröffnungstrack “Bonne année” bis zum träumerischen Abschluss “Nitaangaza” überrascht das Album immer wieder. Die hinzugefügten Remixes, mit KMRU’s schwebender Neuinterpretation als Höhepunkt, sind wie ein erfrischendes Dessert nach einem reichhaltigen Hauptgericht. “Mapambazuko” beweist, dass musikalische Grenzen dazu da sind, fröhlich überschritten zu werden. Ein Album, das sowohl deinen Kopf als auch deine Hüften in Bewegung setzt. (Jan Vranken) (8/10) (Nyege Nyege Tapes)

Lou-Adriane Cassidy – Journal d’un loup-garou

In den nächtlichen Landschaften der kanadischen Indie-Szene schleicht Lou-Adriane Cassidy’s “Journal d’un loup-garou” als eine fesselnde Transformation dahin. Dieses dritte Album der Künstlerin aus Quebec ist ein raffiniertes Beispiel für ambitionierten, cinematischen Pop, der mit Prog-Rock flirtet und gleichzeitig tief in das Persönliche eintaucht. Der Eröffnungstrack “Dis-moi, dis-moi” glänzt wie ein voller Mond über einem dunklen Wald, mit fesselnden Streichern, die sich um eine unwiderstehliche Melodie tanzen. Cassidys Stimme, zugleich zerbrechlich und kraftvoll, erzählt Geschichten von Metamorphose und Selbstentdeckung. Der Titeltrack ist eine meisterhafte Komposition, bei der Marimba, Gitarre und elektronische Texturen zu einem hypnotischen Tanz verschmelzen. Wo ihr früheres Werk noch auf der Suche war, zeigt Cassidy hier eine reife Stimme, die in der reichen frankophonen Poptradition verwurzelt ist, aber nach vorne blickt. Mit Produzent Alexandre Martel erschafft sie eine Welt, in der Genesis und Céline Dion sich in einem Mitternachtscafé begegnen. “Journal d’un loup-garou” ist ein seltener Fund: ein Pop-Album, das sowohl zugänglich als auch abenteuerlich ist. Ein kanadisches Juwel, das auch in Europa glänzen sollte. (Elodie Renard) (8/10) (Bravo Musique)

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