Album review overview: Dua Lipa, Angel Olsen und mehr
Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Martí Mitjavila – Playtime
Der Klarinettist Martí Mitjavila wurde in Barcelona geboren, studiert, lebt und arbeitet jedoch schon seit einiger Zeit in Amsterdam, wo er sich rund um das Konservatorium mit Spitzenjazzmusikern umgab. Auf diesem “Playtime” hören wir neben Mitjavila auch Cas Jiskoot am Kontrabass, David Puime am Schlagzeug und Ben van Gelder am Altsaxophon. Der Titel deutet auf einen leichten, verspielten Stil hin, und das Album hält dieses Versprechen. Für Liebhaber klassischer Jazzmusik ist es sehr empfehlenswert. Auffallend ist, wie natürlich und scheinbar mühelos Mitjavila in die verschiedenen Dialoge mit schönen Improvisationen eintritt. Während einige junge Musiker sich zu sehr auf Technik konzentrieren, wodurch die Musik klinisch wirkt, klingt Mitjavila frei. Jiskoot und Puime legen eine solide Basis, auf der die Soloinstrumente in reichen Melodien “flattern” können: beeindruckend, wie Mitjavila die rhythmische Grundlage genau akzentuiert. Hören Sie besonders auf ‘Played Twice’ und ‘Blues for Duane’, kleine Perlen, dank Van Gelders Spiel. Klassischer Jazz, aber äußerst zugänglich. Jazz-Puristen werden Freude daran haben, während Einsteiger einen guten ersten Zugang zum Genre erhalten. Mitjavila setzt die Jazztradition respektvoll fort und fügt gleichzeitig neue Elemente hinzu. Und das grauenhafte Coverbild vergeben wir gern – die Musik entschädigt mehr als genug. (Jeroen Mulder) (8/10) (Martí Mitjavila)
Pure Prairie League – Back On Track
Nach fast zwei Jahrzehnten kehrt die amerikanische Country-Rock-Band Pure Prairie League mit “Back On Track” zurück, ihrem ersten Studioalbum seit 2005. Von der ursprünglichen Besetzung ist nur noch Pedal-Steel-Gitarrist John David Call übrig, aber die neue Formation mit Scott Thompson am Schlagzeug, Randy Harper an den Keyboards, Jeffrey Zona an der Gitarre und Jared Camic am Bass fängt den authentischen Sound der Band von früher ein. Das Album beginnt mit dem unruhigen ‘The Beginning’, in dem sich sanfte Harmonien mit den charakteristischen E-Gitarren und Pedal Steel verbinden. Titel wie ‘Picture Perfect Life’ und ‘Skipping Stones’ zeigen, dass die Band immer noch meisterhaft zwischen kantigen Bluegrass-Passagen und Southern Rock wechseln kann. Produzent Michael Reilly, selbst ehemaliger Bassist der Band, sorgt für einen warmen, aber modernen Klang, in dem die vierstimmigen Harmonien hervorragend zur Geltung kommen. Obwohl einige Songs wie ‘Crazy World’ etwas generisch wirken, finden ‘I’m the Lucky One’ und ‘A Love Like Yours’ die perfekte Balance zwischen Nostalgie und Erneuerung. Das vom Cajun inspirierte ‘Six Feet Of Snow’ mit wirbelnder Violine und Akkordeon ist ein fröhlicher Höhepunkt, während der Titelsong das Album mit einem funky Rhythmus abschließt, der sowohl zurückblickt als auch vorausweist. (Anton Dupont) (7/10) (Pure Prairie League Records)
Imperatore – The Lionspirit
Dies ist das dritte Album der 2022 gegründeten australischen Metalband – kein langsamer Beginn. “The Lionspirit” enthält Elemente aus Heavy, Power und Prog Metal, mit einem Schuss Symphonie. Besonders die Arrangements mit symphonischen Elementen und Riffs sind stark, klingen selbstbewusst und gelungen. Leider sind die Texte ziemlich generisch und der Gesang weniger überzeugend als die Instrumente. Am überzeugendsten sind die Powerwolf-ähnlichen operatischen Vocals im tieferen Register. Das ist die Stärke, macht aber nur einen kleinen Teil von “The Lionspirit” aus. In Songs wie ‘My Life’ funktioniert der Vergleich gut, obwohl nicht alle Stücke gleich stark sind; ‘Treachery’ ist ein Beispiel. Instrumental ist das Album sehr stark, aber das Gesamtbild fehlt noch, um langfristig Aufmerksamkeit zu sichern. (6/10) (Rockshots Records)
Angel Olsen – Cosmic Waves Volume 1
Mit “Cosmic Waves Volume 1” nimmt Angel Olsen eine einzigartige Position als Kuratorin und Mitwirkende ein. Diese Compilation auf ihrem neuen Label somethingscosmic präsentiert fünf aufstrebende Künstler, die Olsen persönlich ausgewählt hat, jeder steuert ein Originalstück bei, das Olsen anschließend covert. Das Ergebnis ist ein faszinierendes musikalisches Gespräch, das Olsens Vielseitigkeit zeigt. Das Album beginnt mit dem theatralischen ‘Glamorous’ von Poppy Jean Crawford, mit einer imposanten Synth-Architektur, die an Siouxsie Sioux erinnert. Coffin Prick liefert das waghalsige psychedelische ‘Blood’, Sarah Grace White bringt das hypnotische ‘Ride’, Maxim Ludwig steuert das minimalistische ‘Make Believe You Love Me’ bei, und Camp Saint Helene schließt mit dem großartigen Folk-Titel ‘Wonder Now’. In der zweiten Hälfte interpretiert Olsen diese Songs neu, besonders auffällig ihre traumhafte Slow-Jazz-Folk-Version von Sarah Grace Whites ‘Sinkhole’. Auch ihre Version von Camp Saint Helenes ‘Farfisa Song’, mit dröhnenden Gitarren und Streichern, zeigt Olsens Fähigkeit, jedes Stück zu ihrem eigenen zu machen, ohne die Essenz der Originalsongwriter zu verlieren. Das Album bietet einen spannenden Einblick in Olsens künstlerische Entwicklung und musikalische Interessen. (Elodie Renard) (7/10) (somethingscosmic)
Dua Lipa – Live From The Royal Albert Hall
Die britische Popstar Dua Lipa betritt mit “Live From The Royal Albert Hall” neues künstlerisches Terrain, indem sie ihre Hits mit dem 53-köpfigen Heritage Orchestra unter Leitung von Ben Foster, einem 14-köpfigen Chor und ihrer siebenköpfigen Band neu interpretiert. Aufgenommen während eines einmaligen Konzerts im Oktober 2024 in der historischen Londoner Halle, präsentiert das Live-Album die komplette Aufführung ihres Albums “Radical Optimism”, gefolgt von einer Auswahl ihrer größten Erfolge. Die orchestralen Arrangements heben Stücke wie ‘Houdini’ und ‘Training Season’ auf eine fast bondartige, cineastische Dramatik, während Lieder wie ‘Falling Forever’ den Hörer in die Disco-Ära zurückversetzen, unterstützt von Streichern, die die harmonische Basis bilden. Lipas Stimmkraft ist beeindruckend präzise und verschmilzt nahtlos mit der erweiterten Instrumentierung. Ein Höhepunkt ist der Auftritt von Elton John bei ihrem gemeinsamen Hit ‘Cold Heart’, ein bewegender Moment angesichts seiner jüngsten gesundheitlichen Probleme. Die Produktionsqualität ist hervorragend, das massive Orchester perfekt ausbalanciert mit Lipas Gesang und den Beiträgen ihrer Band. Weniger bekannte Tracks wie ‘Maria’ und ‘Watcha Doing’ kommen in diesen Arrangements besonders gut zur Geltung, indem sie funkige Soul-Klänge mit feinen Streichern verbinden. Das Album zeigt Lipa nicht nur als Popstar, sondern als ernsthafte Künstlerin, die bereit ist, Risiken mit ihrem Material einzugehen, und beweist, dass Popmusik sich hervorragend für großangelegte symphonische Aufführungen eignet. (William Brown) (8/10) (Warner Records)






