Übersicht über die Albumrezensionen: Susanna Hoffs, Pongo und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

TheDEEPstate – Days Of Delirium

TheDEEPstate ist ein Musikprojekt von Drifting Sun-Gitarrist Ralph Cardall. Zusammen mit James Sedge am Schlagzeug und an der Percussion produziert er eklektische instrumentale und vokale Musik. „Veil“ ist (bis jetzt) das erfolgreichste Album von Drifting Sun. „Days Of Delirium“ ist eine Neuauflage dieses ausverkauften Albums. Schon beim Eröffnungstrack hört man, dass dies ein ganz anderes Album wird. Für diejenigen, die „Veil“ oft gehört haben, ist es erst mal gewöhnungsbedürftig. Doch „The Old Man“ fasziniert sofort. Die Unterschiede zwischen diesen Alben werde ich nicht beschreiben – es gibt einfach zu viele. Selbst die Trackliste ist anders. Manche Tracks sind kaum wiederzuerkennen. Dennoch erkennt man den Stil von Drifting Sun wieder, was natürlich auch an Jargons Gesang liegt, mit seiner schönen, markanten Stimme. Dieses Trio hat mit „Days Of Delirium“ eine bemerkenswerte Neuauflage von „Veil“ geschaffen. (8/10) (Esther Kessel-Tamerus) (Self-Released)

Nieve Ella – Watch It Ache And Bleed

Die britische Singer-Songwriterin Nieve Ella veröffentlicht ihre neue EP „Watch It Ache And Bleed“, die in weniger als einer halben Stunde vorübergeht. Die acht Tracks, produziert von Iain Berryman (bekannt durch seine Arbeit mit Hozier und Arcade Fire), zeichnen sich durch einen chaotischen, aber interessanten Sound aus. Obwohl „Sugarcoated“ als einer der stärkeren Tracks hervorsticht, kämpft die EP insgesamt mit einer gewissen Unruhe. Die Spontaneität, die Ellas Werk prägt, ist erfrischend, scheint aber manchmal auf Kosten der musikalischen Tiefe zu gehen. Es wirkt, als ob Ideen zu schnell losgelassen werden, bevor sie sich voll entfalten können. Die rohe Energie, die durch die EP fließt, ist unverkennbar, aber es fehlt die Raffinesse, die ihr früheres Werk so fesselnd machte. Mit einer 5 von 10 ist „Watch It Ache And Bleed“ eine unausgeglichene Veröffentlichung, die vor allem zeigt, dass sich diese junge Künstlerin, die bereits mit Dylan und Inhaler auf Tour war, noch in der Entwicklung befindet. Es steckt definitiv Potenzial darin, aber diese EP fühlt sich eher wie eine hastige Skizze als wie ein ausgereiftes Kunstwerk an. (Jan Vranken) (5/10) (Nieve Bella Music Ltd)

Kelly Lee Owens – Dreamstate

Kelly Lee Owens’ Weg von der Plattenladen-Mitarbeiterin zur renommierten Elektronik-Künstlerin war bisher geprägt von mutigen Experimenten und durchdachter Innovation. Ihr neuestes Werk „Dreamstate“ (2024) nimmt jedoch eine unerwartete und letztendlich unbefriedigende Wendung in Richtung kommerzielleres Terrain. Der Wechsel der walisischen Produzentin zu dh2, einem elektronischen Sublabel von Dirty Hit, deutet eindeutig auf das Bestreben hin, ein breiteres Publikum zu erreichen. Trotz der beeindruckenden Liste von Kollaborationen, darunter Bicep, Tom Rowlands von The Chemical Brothers und George Daniel von The 1975, bleibt das Album im Vergleich zu ihren früheren Werken zurück. Der Eröffnungstrack „Dark Angel“ setzt sofort einen enttäuschenden Ton, mit einem auffälligen Mangel an eingängigen Hooks und melodischer Tiefe. Der Titeltrack „Dreamstate“ verwendet zwar interessantere Retro-Synthesizer-Klänge, kann sich aber dennoch nicht über durchschnittliche Tanzmusik erheben. Das größte Manko des Albums liegt in den schwachen Kompositionen. Während Owens’ frühere Werke (insbesondere ihr Debütalbum und „Inner Song“) durch die geschickte Integration von Gesang und elektronischen Elementen überzeugten, stützt sich „Dreamstate“ auf Hall-gefüllte Gesangsfragmente, die ziellos über standardisierte Four-to-the-Floor-Beats schweben. Die Produktion wirkt überraschend amateurhaft, besonders angesichts des Kalibers der beteiligten Produzenten. Diese Wendung hin zu Ibiza-inspirierter Trance steht in starkem Kontrast zu der mysteriösen Techno-Pop-Musik, mit der Owens ihren Ruf aufgebaut hat. Der experimentelle Esprit, der „LP.8“ so faszinierend machte, wurde durch generische Tanzmusik-Klischees ersetzt, die von jedem beliebigen Produzenten stammen könnten. Für eine Künstlerin, die zuvor mit Avantgarde-Figuren wie Jenny Hval und John Cale zusammengearbeitet hat, ist dieser Rückfall in formelhafte Tanzmusik besonders enttäuschend. Obwohl kommerzieller Erfolg nicht unbedingt etwas Negatives ist, opfert „Dreamstate“ Owens’ künstlerische Identität, ohne etwas Wertvolles zurückzugewinnen. (Anton Dupont) (2/10) (DH2)

Pongo – Pongo Baddie

Mit ihrer neuen EP „Pongo Baddie“ bestätigt Pongo erneut ihren Status als Vorkämpferin der zeitgenössischen Kuduro-Szene. Wie ihr Altersgenosse Miguel Batida, der kürzlich mit seiner Single „Muscle Memory“ der Kizomba eine moderne Club-Note verlieh, übersetzt Pongo ihre angolanischen Wurzeln in einen zeitgemäßen Sound, der direkt auf die Tanzfläche abzielt. „Pongo Baddie“ ist eine Sammlung von Tracks, die keinen Stillstand duldet. Der Eröffnungstrack „Alabamento“ ist eine wahre Tour de Force, die den Körper zum Bewegen zwingt – die hypnotisierenden Rhythmen und pulsierenden Beats machen Widerstand zwecklos. Der Kontrast kommt mit „Mandela“, wo Pongo kurzzeitig das Tempo reduziert und Raum für Introspektion schafft. Hier greift sie, ähnlich wie Batida in seiner Arbeit, die komplexen Emotionen der zweiten Generation der angolanischen Diaspora in Europa auf. Die „Saudade“, jenes typisch portugiesische Gefühl melancholischer Sehnsucht, durchdringt die Produktion, ohne die grundlegende Energie der EP zu beeinträchtigen. Obwohl „Pongo Baddie“ vielleicht etwas zu kurz ist, um alle musikalischen Ideen vollständig auszuschöpfen, weckt es doch Neugier auf ein mögliches vollständiges Album. Die EP zeigt eine Künstlerin, die fest auf dem Boden steht und genau weiß, wie sie die Tanzfläche kontrollieren kann, ohne ihr kulturelles Erbe aus den Augen zu verlieren. Diese Veröffentlichung unterstreicht den wachsenden Einfluss angolanischer Tanzmusik in der europäischen Clubszene, wo Künstler wie Pongo und Batida die traditionellen Genres in die Gegenwart heben. Das Ergebnis ist eine aufregende Fusion, die sowohl den Ursprung respektiert als auch in ihrer Ausführung fortschrittlich ist. (Elodie Renard) (7/10) (Hive Music)

Susanna Hoffs – The Lost Record

Eine Zeitkapsel aus dem Jahr 1999 kommt endlich ans Tageslicht. In der Musikwelt werden „verlorene“ Alben oft mit umfangreichen Mythen umgeben, aber Susanna Hoffs’ treffend betiteltes „The Lost Record“ hat einen erfrischend einfachen Ursprung: Es lag einfach 24 Jahre in ihrer Garage. Aufgenommen im Jahr 1999 mit einer Gruppe von Freunden, darunter die Go-Go’s-Mitglieder Charlotte Caffey und Jane Wiedlin, fängt diese Sammlung Hoffs in einer Zeit ein, die sie als eine „süße, besondere Phase“ der jungen Mutterschaft und Selbstentdeckung beschreibt. Die Garage-Umgebung passt besonders gut zu Hoffs, die in ihrer Karriere immer wieder ihre Liebe zur Garagen-Rockmusik bekundet hat. Es ist der Ort, an dem ein Großteil ihrer musikalischen Reise stattgefunden hat, von ihren Anfängen bis hin zu dieser intimen Aufnahmesession. Obwohl dieses Album nicht die intensive Verletzlichkeit bestimmter bekannter Bangles-Aufnahmen erreicht (wie die berüchtigte Geschichte, dass Hoffs „Eternal Flame“ allein und ohne Kleidung aufgenommen habe), bietet es eine andere Art von Intimität – die der ungezwungenen Kreativität unter Freunden. Das Album enthält frühe Versionen von Songs, die später anderswo ein Zuhause finden würden, wie „Under A Cloud“, das The Bangles schließlich 2011 aufnahmen. „I Will Take Care Of You“, zusammen mit Dillon O’Brian geschrieben, erscheint hier in der Form, die Hoffs als die endgültige betrachtet – roh und elegant, ohne den Glanz, der die spätere Version der Bangles prägen würde. Auch wenn es schön ist, diese „verlorenen“ Aufnahmen endlich zu hören, fühlen sie sich eher wie ein historisches Dokument an als wie eine essenzielle neue Veröffentlichung. Der Zeitpunkt dieser Veröffentlichung ist jedoch interessant, da Gerüchte besagen, dass dies möglicherweise der Auftakt zu neuen Aktivitäten der Bangles im kommenden Jahr sein könnte. In Erwartung dessen dient dieses Album vor allem als eine interessante Fußnote in Hoffs’ umfangreicher Karriere. (Jan Vranken) (6/10) (Baroque Folk Records)

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