Mogwai – the Bad Fire
|Im dreißigsten Jahr ihres Bestehens kehrt die schottische Post-Rock-Formation Mogwai mit “The Bad Fire” zurück, einem Album, dessen Titel aus dem Glasgower Dialekt für ‘Hölle’ stammt. Dieser Name ist kein Zufall – während der Aufnahmen kämpfte Multiinstrumentalist Barry Burns mit der lebensbedrohlichen Krankheit seiner jungen Tochter. Was folgt, ist eine Sammlung, die man als ‘PTTR’ (Post-Trauma Therapy Rock) bezeichnen könnte – eine genreübergreifende Reise von der Dunkelheit ins Licht.
Die Wahl des Produzenten John Congleton erweist sich als Glücksgriff. Während ihr vorheriger Produzent Dave Fridmann sich immer weiter vom Post-Rock-Sound entfernte, beweist Congleton hier, dass er die Essenz von Mogwai perfekt versteht. Er baut auf dem Fundament des nahezu perfekten “As the Love Continues” auf, fügt jedoch seine eigene Handschrift hinzu, ohne die Band in die glattgebügelten Produktionen des zeitgenössischen Indie-Rock zu drängen. Die rohe Energie, die er zuvor bei Bands wie Explosions in the Sky und Sigur Rós eingefangen hat, findet hier eine neue Form im charakteristischen Klangbild von Mogwai.
Das Album beginnt mit “God Gets You Back”, einem Stück, das als Flüstern beginnt und sich zu einem Orkan aus Klang entwickelt. Es ist eine perfekte Einleitung für das, was folgt – ein Album, das ständig zwischen Intimität und überwältigender Wucht balanciert. Die Band bewegt sich mit einer Eleganz durch diese Kontraste, die nur mit dreißig Jahren Erfahrung möglich ist.
Der Höhepunkt des Albums ist zweifellos “Pale Vegan Hip Pain”, ein Titel, der allein durch seinen Namen die ironische Haltung der Band perfekt einfängt. Doch hinter diesem Titel verbirgt sich eine Komposition, die wie ein junges Blatt im rauen Wind zittert – zerbrechlich, introspektiv und unbeschreiblich schön in ihrer Verletzlichkeit. Genau in solchen Momenten wird die heilende Kraft der Musik greifbar.
Im Verlauf des Albums zeigt die Band eine überraschende Zugänglichkeit. Stücke wie “Hammer Room” und “18 Volcanoes” beweisen, dass Mogwai, vielleicht im Laufe der Jahre milder geworden, auch radiotaugliches Material produzieren können, ohne ihre Identität zu verlieren. Eine Entwicklung, die ihre Präsenz auf den Festivalbühnen in diesem Sommer zweifellos stärken wird. Besonders “Hammer Room” überrascht mit seinen fast fröhlichen Klavierarrangements – ein seltener Moment ungetrübten Optimismus im Mogwai-Universum.
Die siebenminütige Odyssee “If You Find This World Bad, You Should See Some of the Others” bildet das emotionale Herzstück des Albums. Es ist ein Stück, das die Essenz des Post-Rock für eine neue Generation von Hörern neu definiert, komplett mit dem für Mogwai so typischen Aufbau von einem zurückhaltenden Anfang bis hin zu einem überwältigenden Finale.
“The Bad Fire” ist ein Album, das die Band vor allem vorantreibt. Während einige Veteranen an bewährten Formeln festhalten, wagt Mogwai es, innerhalb der Grenzen ihres charakteristischen Sounds zu experimentieren. Für den treuen Zuhörer entfaltet sich ein neuer Weg, gepflastert mit vertrauten Elementen, aber führend zu unbekannten Horizonten.
Dieses elfte Album von Mogwai lädt zu wiederholtem Hören ein, noch mehr jedoch dazu, diese Stücke live zu erleben. Die Dynamik und Schichtung von Titeln wie “God Gets You Back” und “Lion Rumpus” versprechen, sich live zu donnernden Klangwänden zu entwickeln, die einen vor Ort erschüttern werden. Es ist ein Zeugnis einer Band, die selbst nach drei Jahrzehnten nicht stillsteht – und damit beweist, dass Post-Rock immer noch überraschen, heilen und verbinden kann. (8/10) (Rock Action Records)