Elton John & Brandi Carlile – Who Believes In Angels?

Elton John mag zwar seit zwei Jahren seinen Ruhestand von Live-Auftritten genießen, aber er ist längst nicht vollständig im Ruhestand. Er macht weiterhin Musik. Und warum auch nicht? Seine Kollaborationen mit anderen Künstlern wie Dua Lipa, Ed Sheeran und Britney Spears waren in den letzten Jahren recht lukrativ und haben ihm geholfen, von einem jüngeren Publikum angenommen zu werden. Als seine Abschiedstournee in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Coronavirus-Pandemie zwangsweise pausiert wurde, nutzte er den Moment, um ein Duett-Album, “The Lockdown Sessions”, zu veröffentlichen. Unter den verschiedenen Künstlern, mit denen er für dieses Album zusammenarbeitete, war auch die amerikanische Country-Sängerin Brandi Carlile. In den Vereinigten Staaten bereits eine etablierte Künstlerin, hegte Elton sofort den Wunsch, ein ganzes Album mit ihr zu machen. Auch sie ist kein Neuling, wenn es um Zusammenarbeit geht. Sie unterstützte beispielsweise Joni Mitchell bei ihrem Comeback-Auftritt beim Newport Folk Festival, was in einem beeindruckenden Live-Album resultierte.

Dieses versprochene Album ist nun mit “Who Believes In Angels?” da. Das Cover atmet die 1970er Jahre und weckt Erinnerungen an Alben wie “Goodbye Yellow Brick Road” und “Captain Fantastic and the Brown Dirt Cowboy” aus Elton Johns zweifellos bester Periode. Und was wird deutlich? Mit Brandi Carlile kehrt er musikalisch zu dieser Ära zurück. Carlile arbeitete mit Eltons langjährigem Songwriter Bernie Taupin an den Kompositionen. Dazu kommt Produzenten-Wunderkind Andrew Watt, dem es in den letzten Jahren gelungen ist, neue Alben von Veteranen wie The Rolling Stones und Pearl Jam zu großen Höhen zu bringen.

Der Eröffnungstrack “The Rose of Laura Nyro” fängt sofort die epische und bombastische Qualität ein, die Elton John auf seinen Platten in den 1970er Jahren hatte. Währenddessen schwingen “Little Richard’s Bible”, “Swing For The Fences” und “The River Man” genauso wie Elton es in “Crocodile Rock” tat. Der Titelsong verneigt sich ebenfalls vor seinen Klavierklassikern wie “Tiny Dancer” oder “Rocketman”. Im Gegensatz dazu ist “A Little Light” eher ein Country-Duett, das mehr zu Carliles Stil passt. Dasselbe gilt für den anderen Country-beeinflussten Track “Someone To Belong To”. Selbst mit den beiden Songs, die sie separat aufführen (Carliles “You Without Me” und Eltons “When This Old World Is Done With Me”), beeindrucken sie, indem sie die Dinge angemessen zurückhaltend halten.

Nur die Single und der Titelsong der gleichnamigen Dokumentation “Never Too Late” ist vielleicht ein bisschen zu süß mit einem Disney-ähnlichen Anstrich, der an Eltons Arbeit der 1990er Jahre erinnert, was ihn zum einzigen etwas schwächeren Track auf dem Album macht. Aber für den Rest haben John und Carlile eindeutig das Beste ineinander hervorgebracht. Das macht das Album zu einem Paradebeispiel für eine perfekte musikalische Zusammenarbeit zwischen zwei berühmten Künstlern. (8/10) (Interscope)

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