Daan Herweg – In Search Of The Lost Chord

Zehn Jahre liegen zwischen dem ersten Album des Pianisten und Produzenten Daan Herweg, “Lucid Musings”, und seinem kürzlich erschienenen zweiten Werk “In Search Of The Lost Chord”. Dies ist ein bedeutender Zeitraum und war auch nicht das, was erwartet wurde. Herweg hatte vor, regelmäßig Jazzmusik zu komponieren und zu veröffentlichen. Aber man kann so viele Pläne im Leben schmieden, und dann nimmt das Leben plötzlich eine andere Wendung. Herwegs Eltern wurden schwer krank und verstarben 2018 bzw. 2019. Die wertvolle Lektion, die er daraus lernte, ist, dass das Leben eines Musikers mehr ist als nur eine Karriere. Dazu kommt noch die Pandemie und eine zweijährige Renovierung des Hauses, und schon ist man ein Jahrzehnt weiter.

“In Search Of The Lost Chord” ist in erster Linie seinen Eltern gewidmet. Das drückt sich auf dem Album in dem wunderschönen und verspielten “Onderweg Naar Bloemfontein” aus, das von einer Roadtrip inspiriert ist, den Herweg einst mit seinem verstorbenen Vater in Südafrika unternahm. Trotz der emotionalen Belastung ist es kein schwermütiger Track. Und das gilt eigentlich für das ganze Album. Die meisten der zehn Stücke sind recht temporeich. Herweg ist ein ausgebildeter und anerkannter Jazzpianist, spielt aber frisch und manchmal fast poppig. Das ist nicht so seltsam, denn Herweg hat in der Vergangenheit mit Künstlern wie Caro Emerald und Pete Philly zusammengearbeitet. Das tut der Schönheit seiner Kompositionen jedoch keinen Abbruch. Es gibt ein Cover auf dem Album: “Tonight” von Leonard Bernstein, eines der Lieblingsstücke seiner verstorbenen Mutter.

Absolute Verliebtheit schwingt in dem Samba “Ingvald” mit, einer Hommage an seine große Liebe Alf, mit der er eine wunderschöne Reise nach Brasilien unternahm. In diesem Stück wird Herweg subtil und groovig von seiner Rhythmusgruppe, Schlagzeuger Jeroen Batterink und Kontrabassist Lorenzo Buffa begleitet. Im Titelstück “In Search Of The Lost Chord” sind die gehauchten Gesangslinien von Henk Kraaijeveld zu hören. Der Beat in diesem Track erinnert an einen Hip-Hop-Song, was ihm gleichzeitig eine tanzbare Wirkung verleiht. Auf dem Eröffnungsstück “Cloud Cathedrals” und dem Abschlusstrack “Symphony Of Loose Ends” sind herausragende Beiträge der Trompeterin Suzan Veneman und des sympathischen belgischen Saxophonisten Matthias van den Brande zu hören. Letzterer spielt auch auf mehreren anderen Kompositionen dieses sehr gelungenen Albums mit. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass verschiedene Spielstätten Daan Herweg und seine Gruppe in ihr Programm aufnehmen, denn am Ende gibt es nichts Schöneres, als diese Musik live zu erleben! (8/10)(Key Element Records)

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