Übersicht über die Albumrezensionen: Aedan Sky, Cécile McLorin Salvant und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Aedan Sky – The Universal Realm

Der Multi-Instrumentalist Sébastien Chabot ist Gitarrist und Sänger der französischen Power-Metal-Band Galderia und Bassist/Komponist bei Kingcrown. Sein brandneues Soloprojekt heißt Aedan Sky. Das Debütalbum “The Universal Realm” enthält melodiösen Power Metal. Diese Metal-Oper handelt von einer kosmischen Reise zu spirituellem Erwachen und universellem Bewusstsein. Die instrumentale Eröffnung ist ruhig, dann kommt der Metal dazu. Dies wird mit einigen ruhigeren Teilen/klassischen Elementen abgewechselt. Der Lautstärkenkontrast dazwischen ist ziemlich gering. Sowohl instrumental als auch vokal liegt das Tempo manchmal mega hoch. Drei Leadsänger verkörpern die Rollen der Hauptfiguren: Sky, Aedan und Sky’s Soul. Ihre Stimmen unterscheiden sich, aber dennoch ist es manchmal ein wenig ‘Suche’, um zu wissen, wer was singt. Wenn der Gesang gegeneinander geht, fällt es nicht leicht, alles zu verstehen. Aber die Stimmen bilden eine prima Mischung. Für eine Metal-Oper ist der Sound nicht voll/reich genug. Darüber hinaus gibt es hauptsächlich Pluspunkte, unter anderem für das Gitarrenspiel. Die Atmosphäre auf “The Universal Realm” passt zu den Texten und zu der aufpeitschenden Musik. (Esther Kessel Tamerus) (7/10) (Rockshots Records)

Shawn Purcell – Oblivity

Es gibt Jazz und es gibt Hardcore-Jazz: den Hard-Bop. Und das ist das Erste, was man vorgesetzt bekommt, wenn man “Oblivity” von Gitarrist Shawn Purcell auflegt. Das Tempo liegt direkt hoch im Titelstück, das zugleich der Opener ist, mit fesselnden Improvisationen von erst Saxophon und Piano, bevor Purcell selbst seine virtuosen Finger blitzschnell über die Saiten gleiten lässt. Dieses Saxophon wird übrigens von Walt Weiskopf gespielt, einem gut gehüteten Geheimnis im Jazz, jedoch mit einer soliden Laufbahn bei unter anderem Sinatra und Buddy Rich. Purcell schafft es, eine schöne Mischung verschiedener Bop-Stile in eigenen Kompositionen festzuhalten. Metheny, Coltrane, Silver und Shorter: die Einflüsse sind deutlich erkennbar. Es ergibt eine abwechslungsreiche Platte mit überraschenden Elementen, die einen manchmal auf dem falschen Fuß erwischen. Das zehn Minuten dauernde “Verdigris” öffnet beispielsweise mit sirenartigem Gesang, bevor es in einen packenden Latin-Groove übergeht. Darin lässt Purcell wiederum viel Raum für das Klavierspiel von Chris Ziemba und das Saxophon von Weiskopf. Ein Ruhepunkt ist “Gentle Giant” mit sehr subtilem, clean soft-tone Gitarrenspiel und einem beeindruckenden akustischen Basssolo von Jeff Reed. Aber es sind doch die Up-Tempo-Stücke, die dieser Platte ihren Charakter geben, mit “Move the Needle” als Höhepunkt: Hard-Bop in der besten Tradition dieses Genres, wobei Purcell nicht scheut, seine Gitarre überraschend anders klingen zu lassen: in diesem Stück versehen mit einem echten Shredsolo mit Overdrive und sogar einem Octave Divider als hinzugefügtem Effekt. Natürlich steht das Gitarrenspiel im Vordergrund, aber Purcell beweist mit “Oblivity” zugleich ein begnadeter Komponist zu sein mit dynamischen Stücken, in denen traditioneller Bop und moderner Jazz nahtlos aufeinander treffen. (Jeroen Mulder) (7/10) (Origin Records)

The Imaginaries – Fever

Es passiert in der Musikwelt öfter, ein verheiratetes Paar, das eine Musikgruppe bildet. Jedoch sehen wir es nicht oft, dass das Debütalbum einer solchen Band oder überhaupt eines Musikers ein Weihnachtsalbum ist. Sowohl das Erste als auch das Letztere ist bei der amerikanischen Folk/Country-Rock-Gruppe The Imaginaries der Fall. Kürzlich brachten sie ihr drittes Album heraus, das zweite, das nicht in einem Weihnachts- oder anderen Feiertagsthema steht. Weiterhin wirken hier auch eine Anzahl Gastkünstler mit, die sicher nicht die geringsten Namen sind. Mit Gitarrenvirtuose Joe Bonamassa bringen sie “Crossroads”, was zugleich auch ihr meistgestreamtes Stück ist. Auch spielt Countrylegende und mehr als 20-facher Grammy-Gewinner Vince Gill ein Stück mit. “Whole Lotta Livin'” ist denn auch in diesem Stil und zugleich ein echter Ohrwurm, ein Feelgood-Song. Weiterhin besteht dieses Album aus einem schönen Zusammengesang und prima Songs, um zusammen mit den beiden hervorgehobenen Stücken ein leckeres Album zu bilden. (Rik Moors) (7/10) (The Imaginaries Music ltd.)

Peter Campbell – Haunted Melody

Jacques Brel? Wirklich? Jawohl: “Song for Old Lovers” ist eine Bearbeitung von Brels “La Chanson Des Vieux Amants”. Ihr Rezensent ist ein Brel-Fan und immer etwas scheu, wenn jemand Grand Jacques covert, aber die Version des kanadischen Sängers und Produzenten Peter Campbell ist wunderschön. Es ist nicht das einzige Cover auf “Haunted Melody”: Campbell bearbeitete auch “No One After You” von Leonard Cohen und “He Never Mentioned Love” von Curtis Lewis. Die Wahl für Größen wie Cohen und Brel verrät, dass Campbell vor allem ein Geschichtenerzähler ist: Lieder müssen irgendwovon handeln, Tiefgang haben. Ein Geschichtenerzähler mit einer herrlichen Stimme, denn das muss gesagt werden: der Kanadier ist gesegnet mit einer Stimme, der man stundenlang zuhören kann. Die Wahl für das Repertoire auf “Haunted Melody” verrät auch noch etwas anderes, denn man sieht und hört sofort, dass diese Tracks eine Reflektion von jemandem sind, der sich einsam gefühlt hat. Das stimmt. Campbell machte eine Zeit der Trauer durch: neben einer Scheidung bekam der Kanadier Ende 2024 auch noch den Verlust seiner beiden Eltern zu verarbeiten. Das Verarbeiten tut er auf “Haunted Melody”. Schöne, getragene Stücke mit Arrangements im Stil von Bacharach (hören Sie vor allem einmal das Schlussstück “If Ever (Saudade De Amar)”, in dem Campbell von einer Auswahl an Topmusikern begleitet wird. Erwarten Sie keine Ausschweifungen, sondern kuscheln Sie sich in einen bequemen Sessel und lassen Sie “Haunted Melody” über sich ergehen. Lecker. (Jeroen Mulder) (7/10) (Peter Campbell)

Cécile McLorin Salvant – Oh Snap

Mit ihren vorherigen Alben “Ghost Song” und “Mélusine” bewies MacArthur Fellow Cécile McLorin Salvant, dass sie zu den allergrößten Jazzsängerinnen unserer Zeit gehört. Auf “Oh Snap” wagt sich die dreifache Grammy-Gewinnerin jedoch an ein radikales Experiment, das ihr traditionelles Publikum verblüffen wird. Diese dreizehn Miniaturlieder entstanden in ihrem Heimstudio, wo Salvant zum ersten Mal mit GarageBand, AutoTune und MIDI-Plugins experimentierte. Das Ergebnis fühlt sich wie ein intimes Tagebuch an, in dem ihre Jugenderinnerungen an die Miami-Musikszene der neunziger Jahre zentral stehen. Von dem hypnotisierenden Titeltrack, der an Madonnas “Ray of Light”-Periode erinnert, bis zum verspielten Cover von The Commodores’ “Brick House” zeigt Salvant ihre Vielseitigkeit. Der absolute Höhepunkt ist “Expanse”, wo ihre klassische Jazz-Eleganz mit modernen Produktionstechniken zusammenfließt. Leider fehlt dem Album als Ganzem der Zusammenhalt ihrer früheren Meisterwerke. Tracks wie “A Little Bit More” mit schweren Autotune-Effekten scheinen mehr wie Disco-Hits als durchlebte künstlerische Statements. “Oh Snap” ist eine mutige künstlerische Suche nach Spontaneität und Freude, und dadurch kann der eingefleischte Jazzliebhaber abgeschreckt werden, aber wenn man sich einfach gehen lässt und sich mitführen lässt, dann ist dies ein großartiges Album. (Jan Vranken) (8/10) (Nonesuch Records)

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