Marillion – An hour before it’s dark
|Unter dem Titel „An hour before it’s dark“ veröffentlicht die Progressive-Rock-Band Marillion am 4. März ihr 20. Studioalbum. Dem Album gingen zwei Singles voraus, „Be hard on yourself“ und in jüngerer Zeit „Murder Machines“. Vor allem aufgrund der riesigen Schar treuer Fans wurde die Veröffentlichung dieses Albums lange mit Spannung erwartet. Die große Frage ist, ob es vom Vorgängeralbum „F.E.A.R.“ alias „Fuck Everyone and Run“ übertroffen werden könnte, da dieses Album sehr gut ankam.
„An hour before it’s dark“ ist zu einem altmodischen Konzeptalbum geworden. Sieben neue Tracks, von denen vier in verschiedene Parts unterteilt sind. Mehr Konzept wird es nicht werden. Die Band selbst sagt, dass die ‘letzte Stunde vor Einbruch der Dunkelheit’ sich auf die letzte Stunde beziehen kann, die ein Kind draußen spielen darf, die letzten Atemzüge eines Sterbenden, aber auch auf die immer schlimmer werdenden Klimakrisen. Laut Pressemitteilungen trifft die Band damit wieder einmal den Nerv der Zeit.
Diese Art von aufgeblähter Werbung braucht weder die Band noch das Album. „An hour before it’s dark“ ist ein sehr gutes Album geworden. Sogar nach dem hohen Marillion-Standard gemessen. In einem früheren Interview, das Maxazine mit dem Bassisten Pete Trewavas geführt hat, hat der Bassist von Marillion bereits verraten, dass das Album ziemlich temporeich sein würde, und das merkt man, wenn man es sich anhört. Die Single „Murder Machines“ sticht in dieser Hinsicht heraus und wird während der Live-Auftritte sicherlich zum Publikumsliebling. Ein wunderbares Mitsingen, das auch gleich klar macht, dass wir von Marillion keine großen Schritte mehr erwarten dürfen, wenn es um die Erneuerung des Sounds geht. Warum sollten sie. Ihr Sound ist gelungen und scheint sich bewährt zu haben. Auch hier arbeitet die schöne Stimme von Sänger Steve Hogarth wie ein gut geöltes Tandem mit dem Pathos, das in Marillions Musik immer vorhanden ist.
„Reprogram the Gene“ wird wunderbar von Bass und Schlagzeug angetrieben, auf denen Gitarrist Rothery seinen charakteristischen Sound wunderbar durchweben kann. Delicious, ein Track von mehr als 7 Minuten, aufgeteilt in drei Teile. Darunter summt Trewavas wunderbar mit einem tollen Basssound, der im Mix mächtig zur Geltung kommt. So soll es sein.
‘The Crow and the Nightingale’ hat einen schönen nostalgischen Touch zu Prä-Hogarth-Zeiten und ist in seiner relativen Einfachheit im Vergleich zu den anderen Tracks immer noch sehr stark, gerade wegen der schönen Atmosphäre, typisch Marillion, in der Pathos und Bombast mit einem verschmelzen authentisches Gefühl. Marillion ist und bleibt wohl die einzige Band, die damit durchkommt, ohne kitschig zu klingen. Ein Kompliment wert. Was für ein schönes Lied, das Beste von diesem Album. Mit „An hour before it’s dark“ kehrt Marillion davon zurück, nie wirklich weg gewesen zu sein. Das Album liefert das vertraute, solide Marillion-Erlebnis und die Qualität. Aufgenommen in Peter Gabriels Real World Studio, klingt das Album majestätisch, bombastisch und sensibel, wo es hingehört. Das Songmaterial ist sehr stark und wird sich live sehr gut machen. Marillion ist auf diesem Album nicht innovativ, wird es aber auch nicht gewollt haben.
Auf diesem Niveau kann die Band lange durchhalten und das ist gut so. Haben wir es hier mit einem Meisterwerk zu tun? Sicherlich nicht. Das Album ist besser als ‘F.E.A.R.’. Dieses Fazit zeigt bereits, dass es zur absoluten Spitze im Katalog der Band gehören wird. Enthusiasten sollten es blind kaufen, wenn Sie noch nie von der Band gehört haben, dann ist dies eines, das Sie zum Fan machen wird. (8/10) (Ohrmusik)