Bloc Party – Alpha Games

Es kommt nicht oft vor, aber hin und wieder taucht eine Band auf, die mit ihrem Debütalbum sofort eine Generation definiert. Natürlich wird versucht, diesen Erfolg zu wiederholen und im Idealfall zu wiederholen. Selten gelingt es einer Band. Die Post-Punk-Formation Bloc Party aus London ist ein typisches Beispiel für eine solche Band.

Obwohl jeder Versuch einer Fortsetzung des Debütalbums „Silent Alarm“ oft hervorragende Platten hervorbrachte, schien die Band nie wieder das gleiche Niveau zu erreichen. Anno 2022, rund 20 Jahre nach ihrer Gründung, versucht die Band mit neuer Energie, mit ihrem sechsten und jüngsten Kunststück „Alpha Games“ einen Versuch zu wagen.

Vor dem musikalischen Hintergrund der Weggefährten Russell Lissack, Justin Harris und Louise Bartle erwartet den Zuhörer eine Reihe musikalischer Vignetten, die Sängerin Kele Okereke gesellschaftskritisch skizziert. Nirgendwo überschreiten die Texte wirklich Grenzen und es bleibt manchmal etwas oberflächlich und theatralisch, aber gerade wegen dieser manchmal etwas vordergründigen Frustration weiß Okereke einen mit seinem schnellen und dennoch melodischen Gesang mitzunehmen.

Musikalisch scheinen sich Einflüsse von klassischen New-Wave-Bands wie The Cure und Joy Division nahtlos in Indie-Rock a la Franz Ferdinand zu integrieren und hin und wieder etwas nettes Drum and Bass, um die Dinge ein wenig aufzupeppen. Nervös balanciert jeder Song auf einem schmalen Grat zwischen falsch, tanzbar und verspielt einerseits und frustriert, wütend und nervös andererseits. Das macht „Alpha Games“ auf jeden Fall zu einem Album, das nicht so schnell langweilig wird.

Können Bloc Party mit ihrem neuesten Album das Debüt ihres ersten übertreffen? Noch nicht. Die Band schafft es, mit einem fast komplett erneuerten Line-Up zeitweise eine ähnliche Energie hervorzurufen. Das ist nicht ganz überraschend, da „Alpha Games“ größtenteils während einer Reihe von Auftritten entstanden ist, in denen das Debütalbum „Silent Alarm“ im Mittelpunkt stand, und Okereke sein Land vor dem Hintergrund des drohenden Brexits verändert hat.

Mit „Alpha Games“ gelingt Bloc Party eine hervorragende Platte, die das Publikum auf Festivals und Konzerten zweifelsohne aufpeitschen wird. Das Album erlebt nie einen wirklichen Höhepunkt, aber die tanzbare und manchmal etwas raue Musik nimmt den Hörer für eine knappe Stunde in zügellose theatralische Frustration mit. (7/10) (BMG)

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