James Bay – Leap

Der Brite James Bay ist zurück. Er hat seine langen Locken nachwachsen lassen und einen Hut aufgesetzt. So wie bei seinem erfolgreichen Debütalbum „Chaos and the Calm“. Also zurück zum Anfang. Bild und so. Aber es gelang ihm nicht, wieder ein Original-Folk-Rock-Album auf „Leap” aufzunehmen.

Bei einem Debütalbum wie „Chaos and the Calm“ ist ein zweites Album schwierig. Ein Imagewechsel führte 2018 zu „Electric Light“. Ein Album, das Bay auch am liebsten schnell wieder vergisst. Also zurück zum Anfang. Inklusive Hut und langen Locken. Und auch musikalisch greift Bay auf den Folkrock zurück, der ihm 2014 keinen Schaden zugefügt hat. Sein drittes Studioalbum „Leap“ ist seinem Debüt sehr ähnlich. Viele.

Bay eröffnet stark mit „Give Me The Reason”. Seine raue Stimme auf dem Indie-Folk-Eröffnungstrack erinnert eindeutig an den Sound von „Chaos and the Calm“. Vor allem der Hit „Hold Back The River“ ist deutlich zu hören. Es folgt das eingängige „Nowhere Left To Go“. Ein Popsong, den man nach einmaligem Hören mitsummen/singen kann. Nicht gerade das, was man von Bay erwartet, aber er kommt damit durch.

James Bay ist seit Jahren mit seiner Freundin zusammen. Nicht umsonst handeln daher fast alle Songs auf „Leap“ von seiner Beziehung. Süß, aber etwas kitschig. Er macht seiner Freundin in dem Ed-Sheeran-ähnlichen Song „One Life“ einen Heiratsantrag und macht in „Better“ eine weitere Liebeserklärung. Glücklicherweise läuft seine Beziehung nicht immer rund, wie man auf „We Used To Shine“ hören kann, sonst wäre er damit nicht durchgekommen.

Die Originalität und Musikalität, die Bay einen Platz als Support-Acts für Kodaline, Hozier, Taylor Swift, die Rolling Stones und Ed Sheeran verschafften, sind auf „Leap“ noch weit entfernt. Es scheint, dass Bay und seine Produzenten sich zu sehr bemühen, seinen ursprünglichen Sound wiederherzustellen. Musikalisch gibt es auf „Leap“ also Songs, die sich sehr ähneln und kaum zu unterscheiden sind. Schande. Denn ein Musiker ist James Bay absolut!

Es ist nicht das erste Mal, dass ein erfolgreicher Künstler nach dem Sound sucht, der ihn oder sie so erfolgreich gemacht hat. Ein starkes Debüt zu veröffentlichen ist großartig, weckt aber hohe Erwartungen. Aber die Musikalität ist da und der Wille auch. Such dir vielleicht ein paar spannendere Themen aus, über die du schreiben kannst, und Album Nummer vier wird garantiert ein Erfolg. Alles, was er tun muss, ist den Sprung zu wagen, „take the leap / den Sprung zu wagen“! (6/10) (Mercury Records / Republic Records)

Change consent