Phoebe Green – Lucky Me

Nachdem Phoebe Green einige Zeit am musikalischen Weg gearbeitet hat, veröffentlicht sie ihr Debütalbum „Lucky Me“. Die in Manchester geborene Singer-Songwriterin spielt seit langem hauptsächlich Indie-Pop auf ihrer Gitarre. Doch jetzt geht sie einen anderen Weg. Die Gitarre wurde beiseite gelegt und der Elektropop ist entstanden. „Lucky Me“ ist ein gewagtes Album, mit dem Phoebe sich einen Namen gemacht hat. Sie wollen mehr darüber hören!

Mit Einflüssen aus allen Ecken der Popmusik (von Billie Eilish, Lady Gaga und HAIM bis hin zu FKA Twigs, Lorde und Radiohead) hat Phoebe Green die richtige Mischung. Ihr Album geht in alle Richtungen. Der Eröffnungstrack „Break Your Heart“ gibt dem Album einen psychedelischen und mysteriösen Start, während „Just A Game“ ein echter Popsong ist. Die bunte Sammlung von Genres zeigt die Vielfalt von Green. Und das alles passt überraschend gut zu „Lucky Me“.

Das Album enthält viele persönliche Texte. Die junge Sängerin hat eine schwere Zeit durchgemacht und muss sich daran erinnern, dass sie mit ihrem jetzigen Leben Glück hatte. Die Worte „Lucky Me“ sind aus gutem Grund auf ihrem Handrücken tätowiert. Sie erzählt diese Geschichte auf dem Titelsong im Stil der 80er Jahre. Die Tage werden härter, aber sie wird verwöhnt genannt, sobald sie darüber spricht. Sie muss Glück haben mit dem, was sie hat. Ein düsterer Text zu einem fröhlichen Lied. Und Green ist dem nicht abgeneigt.

Einer der Höhepunkte von „Lucky Me“ ist der Hyperpop-Song „Crying In The Club“. Ein gesprochener Vers wird von einem gesungenen Refrain durchsetzt. Ein sehr vielseitiger Song, der sich sehr von allen Songs auf diesem Album unterscheidet, aber überraschend gut dazwischen passt.

Obwohl es scheint, dass Green versucht hat, sich von der Popmusik fernzuhalten, gelingt es ihr nicht ganz. „Make It Easy“ mag die Grenzen des Pop sprengen, hätte aber auf Billie Eilishs neuestem Album „Happier Than Ever“ stehen können. Auch andere Songs wie „Just A Game“ und „One You Want“, die beide von einer „Friends with Benefits“-ähnlichen Beziehung handeln, sind typische Popsongs: nur etwas zu überproduziert, eingängig und wenig überraschend.

Diese Überraschung kommt auf den letzten vier Tracks des Albums zum Vorschein. Die dunkle Seite von Green verbirgt sich nicht mehr hinter fröhlicher Musik, sondern ist jetzt auch auf Elektropop mit einem Hauch von Drama zu hören. Zum Beispiel ist “DieDieDie”, das durchaus ein FKA Twigs-Song hätte sein können, eine Ballade mit einem schönen Beat. Den heftigsten Text des Albums findet ihr hier: „Ich wünschte, ich könnte schrumpfen, bis ich in ein Medaillon passen könnte, das ich um deinen Hals hängen könnte, ich würde dich zu Tode ersticken“. Es ist klar, dass Green dieses Lied schrieb, als sie eine dunkle Zeit durchmachte. Trotzdem kann es sich auf dem meist fröhlichen Album behaupten.

Auch die Abschlusstracks „I Wish You Never Saw Me Cry“, „Leach“ und „I Don’t Wanna Make You Cold“ können dabei sein. Von mysteriösen elektronischen Drums bis hin zu Stimmverzerrungen. Die Indie-Künstlerin in Phoebe Green bekommt freie Hand. Es zeigt, wer Phoebe ist und was ihre Einflüsse sind. Es ist ihr Debütalbum und die breite Öffentlichkeit muss sie noch kennenlernen, aber Phoebe Green sagt bereits, dass sie immer noch in jede Richtung gehen kann. Oft gelingt es einem Künstler weniger, aber mit dem extravaganten jungen Briten ist es perfekt. Auf zu mehr! (8/10) (Chess Club Records)

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