Übersicht über die Albumrezensionen: Eminem, Marc Almond und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Eminem – The Death Of Slim Shady (Coup De Grâce)
Eminem hat sein Alter Ego Slim Shady offiziell zu Grabe getragen mit der Veröffentlichung von “The Death Of Slim Shady (Coup De Grâce).” Nach Wochen voller Geheimnisse, Teaser und dem Hit “Houdini” präsentiert er neunzehn neue Tracks, die eine ikonische Phase seiner Karriere beenden. Das Album beginnt introspektiv mit “Renaissance” und “Habits,” in denen Eminem seine Vergangenheit untersucht. “Trouble” und “Brand New Dance” bringen Energie, während “Evil” und “All You Got” seine inneren Dämonen beleuchten. Mit “Lucifer” und “Antichrist” erkundet er religiöse Themen. “Fuel” und “Road Rage” bieten einen energetischen Schub, gefolgt von dem Hit “Houdini,” in dem Slim Shady verschwindet. Mit dem starken “Guilty Conscience 2” liefert er eine scharfe Fortsetzung des Originaltracks mit Dr. Dre. “Head Honcho,” “Temporary” und “Bad One” bieten schwere Beats und Melancholie, während “Tobey” Kollaborationen mit Big Sean und BabyTron zeigt. Aber das sind auch schon die Höhepunkte. “The Death Of Slim Shady (Coup De Grâce)” ist kein schlechtes Debütalbum, weit gefehlt. Aber es ist verdammt nochmal das 12. Album von Eminem, und da hofft man doch auf mehr als immer wieder die gleiche Klage. Immer und immer wieder, und um ehrlich zu sein: Von einem Top-Rapper wie Eminem erwarten wir mittlerweile doch etwas anderes. (Norman van den Wildenberg) (5/10) (Interscope)
Lakecia Benjamin – Phoenix Reimagined (Live)
Nach ihrem fabelhaften Auftritt beim Internationalen Uhoda Jazz Festival in Lüttich Anfang dieses Jahres waren die Erwartungen an Lakecia Benjamins neues Album hoch. “Phoenix Reimagined (Live)” erfüllt diese Erwartungen mehr als. Dieses Album ist ein Meisterwerk voller elektrischer Energie und unübertroffenem Können, festgehalten in einer bemerkenswert guten Aufnahmequalität. Bereits der Opener “Trane” zeigt, wie unglaublich hoch das Niveau von Benjamin und ihrer Band ist. Der Titeltrack, “Phoenix Reimagined,” hebt das Album auf ein noch höheres Niveau mit Gastauftritten von Jazzgrößen wie Randy Brecker, Jeff “Tain” Watts und John Scofield. Ihre Beiträge sind verblüffend gut und verstärken den dynamischen und innovativen Sound, den Benjamin anstrebt. Die Musiker auf diesem Album, darunter Zaccai Curtis (Piano), Elias Bailey (Bass) und EJ Strickland (Schlagzeug), liefern außergewöhnliche Leistungen. “Phoenix Reimagined” ist nicht nur ein Live-Album; es ist ein Dokument eines elektrischen Abends voller brillanter Jazzmusik. Hört euch dieses Album mit guten Kopfhörern an, und das Erlebnis wird noch intensiver. Die Energie und das Können von Lakecia Benjamin und ihrer Band strahlen aus jedem Track, was dieses Album zu einem absoluten Muss für jeden Jazzliebhaber macht. (Jan Vranken) (9/10) (Ropeadope)
Orquesta Akokán – Akokán
Das Album “Akokán” von Orquesta Akokán baut klanglich eindeutig auf den Tönen des Buena Vista Social Club auf, jedoch mit einer etwas einfacheren Produktion, die dem Ganzen einen authentischeren Charakter verleiht. Dieser Ansatz verstärkt den nostalgischen Charme des Albums und bietet eine tiefgehende Hommage an die Wurzeln des Son und das Können der aktuellen Generation kubanischer Musiker. Von den ersten Noten an ist klar, dass Liebhaber wunderschön gestalteter Bläserarrangements mit diesem Album voll auf ihre Kosten kommen. Die Saxophon- und Trompetenarbeit, ausgeführt von Spitzenmusikern wie César Lopez, Carlos “Afrokán” Alvarez Guerra und Santiago Ceballos Seijido, ist beeindruckend und kraftvoll. Jeder Track atmet die reiche musikalische Tradition Kubas, mit Einflüssen von Mambo, Rumba, Tumbao und Cha-Cha-Cha, kombiniert mit moderner Latin Jazz. Orquesta Akokán, geboren aus der gemeinsamen Vision von Sänger José “Pepito” Gómez, Produzent Jacob Plasse und Arrangeur Michael Eckroth, zeigt auf diesem Album, warum sie zur Spitze der Latin-Musikszene gehören. Ihr Zusammenspiel ist meisterhaft, und die Liebe zur Musik strahlt durch jede Note. Die Tracks sind nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch voller Emotion und historischer Tiefe. Das Album wurde in Havannas legendären Areito Studios aufgenommen, was zur authentischen Klangqualität beiträgt. Die Wahl dieses Aufnahmestudios ist ein Hinweis auf die reiche musikalische Vergangenheit Kubas und fügt der Musik eine zusätzliche Schicht Echtheit hinzu. Ob dieses Album erneut für einen Grammy nominiert wird, bleibt abzuwarten, aber “Akokán” ist zweifellos ein hervorragendes Album. Es ist eine lebendige und aufrichtige Hommage an die musikalischen Traditionen Kubas, ausgeführt von einigen der besten Musiker der Insel und darüber hinaus. Für alle, die die goldenen Zeiten der kubanischen Musik lieben, ist dieses Album ein absolutes Muss. (Jan Vranken) (8/10) (Daptone)
Marc Almond – I’m Not Anyone
Marc Almond, bekannt von der ehemaligen Band Soft Cell, ist noch immer in der Musikbranche aktiv. Vor einigen Jahren war er noch in den Niederlanden als vokale Sidekick beim Orchester von Jools Holland zu sehen, ein Auftritt, der nicht besonders gut aufgenommen wurde. Nun hat Almond mit “I’m Not Anyone” ein Coveralbum veröffentlicht, das elf Songs enthält, die er nach eigenen Angaben durch eine YouTube-Suche gefunden hat. Als Inspirationsquelle ist das ziemlich enttäuschend. Auf dem Album sind Cover von unter anderem Neil Diamond, Mahalia Jackson, Don McLean und sogar einige weniger bekannte Tracks wie von Blue Cheer. Das Ergebnis ist eine Sammlung persönlicher Favoriten ohne thematische Kohärenz, abgesehen von Almonds charakteristischer Stimme. Ein Highlight des Albums ist “I’m In The Light,” bei dem die Hintergrundgesänge von Iain Hornall von 10CC und Electric Light Orchestra stammen. Dies ist ein Kompliment für Iain, aber nicht für Marc. Die Originalsongs sind viel besser und die Neuarrangements fügen nichts hinzu. Das Cover von Mahalia Jacksons “Trouble Of The World” ist ein Tiefpunkt. Es ist eine gewagte Wahl, solches Material zu covern, und das Ergebnis ist, dass die Leute sofort das Original hören wollen. Gleiches gilt für Almonds halbherzige Version von Neil Diamonds “Lonely Looking Sky” aus dem wunderschönen Soundtrack “Jonathan Livingston Seagull.” Es fügt den großartigen Originalen überhaupt nichts hinzu. Meiner Meinung nach sollte Marc in Portugal, wo er lebt, weiterhin die Sonne genießen. Dieses Album ist ein Fehlschlag. (Jan Vranken) (4/10) (BMG)
Remi Wolf – Big Ideas
Remi Wolf wurde vielen durch ihren Auftritt in The Late Show With Stephen Colbert bekannt, wo sie die Single “Cinderella” performte. Genau diese Erinnerung brachte mich zu diesem Album. Der gleiche frische Vibe ist in “Toro” zu finden, dessen Intro zu 100% von “Loco” der Fun Loving Criminals kopiert wurde. Ebenso wie in der entspannten Ballade “Motorcycle” und dem mitsingbaren Alt-Rock-Track “Alone In Miami.” Dieses Album, mit Beiträgen von Produzenten wie Kenny Beats, Leon Michels und den Dap-Kings, strahlt Eklektizismus aus. Der Einfluss der Dap-Kings, insbesondere als Bläsersektion, ist unverkennbar. Ihre Präsenz verleiht dem Album eine unwiderstehliche Retro-Atmosphäre, die zum Tanzen einlädt. “Cinderella” mag bereits ein Hit unter eifrigen Radiolauschern sein, aber auch Tracks wie “Soup” haben eine ansteckende Qualität, die an die Hits von Kylie Minogue erinnert und den ganzen Tag im Kopf bleibt. Remi Wolf erzeugt einen intensiven, genreübergreifenden Indie-Pop-Stil, in dem sie mühelos Elemente von Classic Rock, funky Indie und sonnigem Nu-Disco einfließen lässt. “Big Ideas” trifft kommerziell ins Schwarze; es bietet keine bahnbrechenden Neuerungen, ist aber hervorragend produziert. Dieses Album, das oft als “radiofreundlich” bezeichnet wird, ist perfekt für eine Autofahrt zu einem Sommerfestival oder eine Gartenparty. Kleine, raffinierte Details, wie die Kuhglocke in “Toro” und der Nirvana-ähnliche Gesangsstil in “Alone In Miami,” zeigen, dass Wolfs Musik viel mehr ist als Standard-Popmusik. Obwohl die Einflüsse manchmal deutlich erkennbar sind, wie die gotische Psych-Pop à la Tame Impala in “Cherries & Cream,” fügt sich dies nahtlos in den aktuellen Trend der Musik voller Referenzen und versteckter Details ein. Ein Track wie “Wave,” der hypnotischen Ska mit einem kraftvollen Nu-Metal-Refrain mischt, zeigt, wie dieser Ansatz zu erfrischenden Ergebnissen führt. “Big Ideas” ist ein leichtes und angenehmes Album, das kommerziellen Erfolg und künstlerische Finesse erfolgreich ausbalanciert. Es ist der ideale Soundtrack für einen fröhlichen Sommertag und garantiert gute Laune. Wenn man das ganze Album hört, denkt man immer wieder: “Woher kenne ich das?” Das allein ist schon eine Leistung. (Elodie Renard) (7/10) (Island)