Von Stormzy bis Gallagher: Eine britische Party am dritten Tag von Sziget
|Was passiert, wenn man Stormzy und Liam Gallagher als Headliner auf der Hauptbühne programmiert? Genau: Der dritte Tag von Sziget wurde zu einer britischen Party, bei der viel Bier geworfen wurde und Fremde sich gegenseitig auf die Schultern hievten, um Gallagher wegen seiner Vorliebe für Manchester City auszubuhen.
Der erste Künstler, den wir am dritten Tag von Sziget gesehen haben, war Yves Tumor. Wer diesen Act ein wenig kennt, weiß, dass es in alle Richtungen gehen kann. Der Amerikaner hat zuvor auf Bühnen von Festivals wie Lowlands und Coachella beeindruckt und ist bekannt für seine exzentrische Art aufzutreten. Leider war es rund um die Hauptbühne noch nicht wirklich voll, und vielleicht war das der Grund, warum Tumor vor allem zu Beginn etwas zögerlich begann und nicht gleich alles von sich preisgab.
Das änderte sich mit dem Auftritt von Stormzy, der bereits seit geraumer Zeit für Furore sorgt. Er war der erste schwarze Rapper, der als Headliner auf dem Glastonbury-Festival auftrat, und auch auf Sziget zeigte er erneut, warum er so beliebt ist. Stormzys Energie war ansteckend, und bei “Know Me From” ging das Publikum völlig aus sich heraus. Für einen Künstler ist es natürlich immer toll, wenn das Publikum deine Musik mühelos mitsingt, und Stormzy zeigte mehrmals, wie sehr er das zu schätzen wusste.
Bei Liam Gallagher war die Interaktion mit dem Publikum hingegen etwas angespannter, aber dafür ist der ehemalige Oasis-Frontmann bekannt. Er tourte kürzlich durch Großbritannien mit der ‘Definitely Maybe 30 Years Tour’, und auch auf Sziget wurde der Geburtstag dieses legendären Albums ausgiebig gefeiert. Man könnte erwarten, dass das jüngere Publikum diese Musik nicht sofort erkennt, aber die britischen Teenager und Twentysomethings machten das im Vergleich zu ihren Altersgenossen aus anderen Ländern mehr als wett.
Gallagher betrat die Bühne mit “Rock ‘N’ Roll Star” und tat dann im Grunde genau das, was man von ihm erwartet. Auch bei 30 Grad hatte er seine Parka zugeknöpft und die Hände auf dem Rücken, während er Song für Song über das Publikum ergoss. Wie bereits erwähnt, ging der Sänger gelegentlich fast wortwörtlich in die Konfrontation mit seinem Publikum, zum Beispiel, als er fragte, ob es auch Manchester-City-Fans gäbe. Das brachte ihm laute Buhrufe ein, aber Gallagher entdeckte trotzdem ein paar City-Trikots im Publikum. Auf dem Feld wurde unterdessen laut mitgesungen, gefeiert, getrunken und mit Bier geworfen. Eine typisch englische Atmosphäre also, bei der es längst nicht nur um den Künstler ging.
Die Bolt Party Arena wurde am dritten Tag von Awakenings übernommen, der niederländischen Organisation, die weltweit große Techno-Events veranstaltet. Carmen Lisa, Kevin de Vries, Enrico Sangiuliano, Joris Voorn und Daria Kolosova spielten hier bis spät in die Nacht vor einem prall gefüllten Zelt, das nicht nur mit Techno, sondern auch mit einer tollen Lichtshow und dazugehörigen Visuals gefüllt war. Das Tolle an der Bolt Party Arena ist, dass hier jeden Abend eine andere Organisation das Zepter übernimmt. Am ersten Tag war zum Beispiel Dom Dolla als Teil der Elrow-Party zu sehen, und in den kommenden Tagen folgen Bühnen mit Künstlern von Q-dance und STMPD.
Teezo Touchdown war der letzte Künstler, den wir am dritten Tag gesehen haben, und auch hier war es ein Genuss. Der amerikanische Rapper/Sänger füllte das Zelt der Revolut Stage nicht, aber in den ersten Reihen war davon nichts zu merken. Teezo Touchdown begann seinen Auftritt ruhig und zurückhaltend, aber schon bald folgten die Beats in schnellerem Tempo und er schwebte über die Bühne.
Teezo nahm sich viel Zeit für Monologe über sich selbst und den Kontakt mit seinem Publikum, wodurch das Tempo seiner Show manchmal etwas herausgenommen wurde, aber er machte daraus eine sehr persönliche Erfahrung. Ob eine Show um 23:00 Uhr der richtige Ort dafür ist, kann man sich selbst fragen, aber seine Fans schienen damit zum Glück kein Problem zu haben.
Am vierten Tag ist die Main Stage das Reich von Bebe Rexha, Louis Tomlinson und Martin Garrix, also werden die jüngeren Sziget-Besucher heute voll auf ihre Kosten kommen. Auf der Revolut Stage gibt es heute keine allzu großen Namen, aber Crows, Analog Balaton und vor allem MØ sind Acts, die man sich eigentlich auch ansehen sollte.
Fotos (c) Marjolein van Veldhuizen