Finnische Energiebombe Moon Shot kehrt nach Viersen zurück

Foto (c) Daniël Frissen

Der Freitag, der 13., mag für einige Menschen ein Unglückstag sein, doch das galt nicht für die Besucher der Rockschicht in Viersen. Sie wurden Zeugen eines Abends purer Rock-Emotionen, dargeboten von der finnischen Rockband Moon Shot.

Die Rockschicht ist ein lokaler Musikclub, der Live-Musik und Partys bietet. Es ist ein einfacher Veranstaltungsort, aber einer, der Atmosphäre ausstrahlt. Es gibt keinen separaten Backstage-Bereich für die Künstler, nur hinter dem Merchandise-Stand, wo ein schwarzes Tuch etwas Privatsphäre bot. Dies war auch der Ort, an dem Moon Shot ihr erstes Live-Konzert in Deutschland gegeben hat und wo sie gerne zurückkommen. Es war deutlich zu spüren, dass die Fans von Moon Shot auch aus der Umgebung kamen, denn der Saal war gut gefüllt. Ein gemütlicher Raum, voll mit Menschen und großartiger Live-Musik; alle Zutaten für einen angenehmen Abend waren auf jeden Fall vorhanden.

Das Vorprogramm wurde von NiMa Lindner, alias Nina Maria Lindner aus dem Ruhrgebiet, gestaltet. Sie ist eine deutsche Singer-Songwriterin, Gitarristin, Schlagzeugerin, Bandleiterin, Komponistin… und noch vieles mehr! NiMa Lindner präsentierte dem Publikum einige kraftvolle Songs mit großen Emotionen. Ihr experimenteller Gesang hat einen besonderen Wiedererkennungswert und erinnert bei einigen Liedern an Skin von Skunk Anansie. Der Saal war gemischt begeistert, aber das Publikum war auf jeden Fall für den Hauptact des Abends aufgewärmt.

Um Viertel nach zehn war es Zeit für die finnischen Rocker aus Helsinki. Moon Shot, bestehend aus Sänger Ville Malja, Bassist Henkka Seppälä, Gitarrist Jussi Ylikoski und Schlagzeuger Mikko Hakila, betraten die Bühne. Außerdem wurden sie live von Jesse Kataja unterstützt, der ebenfalls seinen Platz auf der kleinen Bühne der Rockschicht einnahm. Die Bühne war einfach mit einem Backdrop, auf dem der Name der Band stand, dekoriert, aber Moon Shot brauchte nicht mehr. Der Auftritt der Band, begleitet von den markanten einleitenden elektronischen Klängen von „Confession“, begann ruhig und zurückhaltend. Als jedoch Sänger Ville in einem schwarzen Umhang auf die Bühne kam, wurde die gesamte Energie freigesetzt, und es wurde klar, dass die Band richtig Lust hatte und loslegen würde!

Vor dem zweiten Lied, „Agony Walk“, zog Ville den Umhang aus und trug einen dreiteiligen Anzug. Ville sprang über die kleine Bühne, und die Chemie zwischen den Bandmitgliedern war sofort sichtbar. Der Spaß war offensichtlich. Nach „Agony Walk“ wandte sich Ville an das Publikum und erzählte, dass Moon Shot vor drei Jahren in der Rockschicht ihr allererstes Live-Konzert gegeben und vor anderthalb Jahren ihre erste Clubtour gehabt hatte. Der Auftritt in Viersen fühlte sich wie ein Heimkommen an. Sie freuten sich darauf, auch wenn es sich an diesem Morgen anders anfühlte. Die Band musste um 5 Uhr in Helsinki aufbrechen, wo es nass, trüb und grau war und sich die Welt wie ein Ende der Welt anfühlte. Aber jetzt waren sie „zu Hause“!

Danach kamen die Songs des neuen Albums „The Power“ an die Reihe. Moon Shot begann mit „Shadow Boxer“ und setzte fort mit „Arms Around Me“. Letzteres handelt von weniger angenehmen Kindheitserfahrungen und ist wie die meisten oder vielleicht sogar alle Songs von Moon Shot tief und beeindruckend, aber immer aufrichtig und voller Energie!

Vor „Blood Looks Cool“ sprach Ville über die Fassade, die oft in sozialen Medien präsentiert wird. Auf Fotos sieht alles schön und perfekt aus, aber oft ist dies nur Schein. Er betonte die Bedeutung des Hier und Jetzt, „living in the moment“. Ein Lied mit einer klaren Botschaft, oder wie Ville es ausdrückte: „Shit, we are from Finland and have only brilliant songs“, eine Aussage, über die das Publikum lachen konnte.

Es war klar, dass Moon Shot als Hauptact sich Zeit für das Publikum nahm und auch die Hintergründe der Songs erklärte. In der intimen Atmosphäre der Rockschicht sorgte dies für eine besondere Verbindung zwischen Band und Publikum, die den ganzen Abend über spürbar war. Auch bei dem Lied „Second Chance“. Vor fünf Jahren kamen die Bandmitglieder etwas schüchtern und vorsichtig in das Studio, ohne zu wissen, was sie voneinander erwarten sollten, trotz der vielen Erfahrung der Bandmitglieder. Die Bandmitglieder waren zuvor Teil bekannter Bands wie Children of Bodom (Bassist Henkka), Disco Ensemble (Gitarrist Jussi und Schlagzeuger Mikko) und Lapko (Sänger Ville). Dort in diesem Studio in Finnland wurde Moon Shot gegründet und die Grundlage für Songs wie „Second Chance“ gelegt, denn nicht jeder bekommt im Leben eine zweite Chance, und jede zweite Chance sollte man nutzen!

Als der Auftritt sich dem Ende näherte, war die Energie bei Ville trotz des frühen Aufstehens noch lange nicht verschwunden, wie seine akrobatischen Kunststücke an den Bühnenstangen mit einem Arm hängend zeigten. Es war allen Bandmitgliedern anzusehen, dass es auf der Bühne heiß war. Ville trug beim nächsten Lied ein Handtuch über dem Kopf, um den Schweiß etwas aufzufangen. Mit „Kiss the Ghost“ gönnte sich die Band einen vorübergehend ruhigeren Moment, um dann alle Bremsen mit dem Titeltrack „The Power“ loszulassen. „The Power“, ein Lied über innere Stärke, begleitet von elektronischen Beats, gemixt mit harter Rockmusik. Ein Stil, der Moon Shot kennzeichnet und durch das Lichtspiel mit Stroboskoplichtern verstärkt wurde. Während des Liedes nahm Ville das Handy eines Zuschauers und filmte sich selbst. Für diesen Fan war es natürlich eine großartige Erinnerung an diese eigenwillige und energiegeladene Band und ihren Sänger. Die Interaktion zwischen Publikum und Band war perfekt. Das Publikum genoss es und schwang sich zu allem, was Moon Shot bot.

Während „Marlboro Man“ ließ Ville das Mikrofon fallen und sang, als wäre nichts geschehen, liegend auf dem Boden weiter. Bevor sie die Bühne für die Zugabe verließen, wurde das Lied „Big Bang“ gespielt, das Lied, mit dem alles für die Band begann. Während der Zugabe wurden noch drei weitere Songs von „The Power“ gespielt, jeder ein Knaller. Es begann mit „Life is a Killer“, kräftigem Hard Rock, mit vielen Melodien, die durch Ville’s rauchige Stimme eine zusätzliche Dimension erhielten. Der emotionalste Moment des Abends folgte mit einer Geschichte über einen Freund der Band, der innerhalb von drei Monaten an den Folgen von Krebs starb. Das Lied „Blackened Spiral“ wurde dafür geschrieben, aber die Band wollte es zunächst nicht veröffentlichen, weil es zu tief und traurig war. Ville sagte in einem früheren Interview zur Albumpräsentation über das Lied: „Textlich ist Blackened Spiral einer der ehrlichsten, rohesten und schmerzhaftesten Texte, die ich je für Moon Shot geschrieben habe. Das Lied ist für diejenigen, die jemanden verloren haben, den sie lieben. Es ist den schönen Erinnerungen gewidmet, die für immer bei uns bleiben, egal was passiert.“ Das ist genau das, wie das Lied beim Publikum ankam – die Erinnerung an Freunde und Familie, die leider nicht mehr bei uns sind, aber deren Erinnerungen bleiben und nicht genommen werden können.

Das letzte Lied, „Yes!“, ruft dazu auf, Gewalt durch Zusammenarbeit zu stoppen. „We can take fingers away from triggers.“ Dies war der Abschluss eines Abends purer, emotionaler Rockmusik, aber auch mit Humor und vor allem viel Energie. Nach dem Verlassen der Bühne ging die Band direkt zum Merchandise-Stand, um dort mit den Fans zu sprechen und T-Shirts selbst zu verkaufen. Dies betonte die Verbindung zwischen Band und Publikum noch einmal. Ville hatte bereits mit einem breiten Augenzwinkern angekündigt: „We want all your money, Cash or Card.“

Moon Shot ist eine Band, die auf jeden Fall sehenswert und hörenswert ist, sowohl für Fans harter Rockmusik des 21. Jahrhunderts als auch für diejenigen, die rohe Songtexte schätzen, die die Seele berühren. Ihre Deutschland-Tour hat gerade erst begonnen und zudem werden sie in diesem Herbst auch als Support-Act in Deutschland zu sehen sein.

Fotos (c) Daniël Frissen

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