Übersicht über die Albumrezensionen: Van Morrison, GIms und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Dog Eat Dog – Walk With Me (Neuauflage)

Dog Eat Dog’s “Walk With Me” aus dem Jahr 2006 ist eine gemischte Tüte aus Crossover-Rock. Die Band versucht, ihre bekannte Mischung aus Punk, Rock und Funk wiederzubeleben, scheitert jedoch nur teilweise. Jetzt wurde das Album neu aufgelegt, und die Frage lautet: Warum? Der Opener “Showtime” beginnt energiegeladen, aber schnell wird klar, dass die Band Schwierigkeiten hat, beständig zu bleiben. Tracks wie “Hell Yeah!” und “Undivided” klingen veraltet, als sei die Band in ihren Glanzzeiten der 90er steckengeblieben, die jetzt noch weiter entfernt sind als 2006. Die bekannten Lichtblicke bleiben, wie der Titeltrack “Walk With Me”, der zeigt, dass Dog Eat Dog immer noch eingängige Refrains schreiben kann. Der Einstieg mit dem Saxophon, das wir von “Who’s the King” kennen, macht dies zu einem der wenigen Höhepunkte des Albums. Claus Grabkes Produktion ist solide, aber manchmal fehlt der Punch, den man von einem Rockalbum erwartet. Gastbeiträge wie Marta Jandová auf “Undivided” fügten schon damals wenig zum Gesamteindruck hinzu. Tracks wie “M.I.L.F.” wirken unangenehm und schmälern die ernsthafteren Momente des Albums. “Walk With Me” ist eine nostalgische Reise für die Fans der ersten Stunde, aber diese haben das Album schon lange. Dog Eat Dog scheint zwischen ihrem alten Sound und dem Wunsch, relevant zu bleiben, zu schwanken. Warum also diese Neuauflage jetzt? (Norman van den Wildenberg) (4/10) (Metalville)

Rio 18 – Radio Chévere

“Radio Chévere”, das neue Album von Rio 18, ist eine lebendige musikalische Reise, die Grenzen und Genres überschreitet. Mit Gastauftritten verschiedener Künstler kreiert die Band eine bunte Mischung aus Stilen, von Samba über Salsa bis hin zu Funk und Cumbia. Gastmoderator Coco Maria fügt eine einzigartige Radioshow-Atmosphäre hinzu, wodurch das Album mehr als nur eine Sammlung von Songs wird. Es gibt zahlreiche Höhepunkte. “Oh Minha Querida”, eine Zusammenarbeit mit den brasilianischen Legenden +2’s, ist eine gefühlvolle Samba-Ballade, die sofort berührt. Der funkige Track “Maybe Man” mit Silvia Machete lässt einen nicht still sitzen. Besonders bemerkenswert ist “Esa Tristeza”, bei dem Nina Mirandas (bekannt von Smoke City und Da Lata) melancholische Stimme perfekt zur lateinamerikanisch inspirierten Melodie passt. Auch “She’s in L.A.” mit Young Gun Silver Fox ist ein Juwel. Die Produktion ist straff und poliert, behält jedoch eine organische Wärme. Trotz der vielen Stilwechsel klingt das Album kohärent – eine Leistung für sich. Kritik? Einige Interludes hätten kürzer sein können. “Radio Chévere” ist ein ehrgeiziges und größtenteils gelungenes Projekt, das die Hörer auf eine mitreißende musikalische Weltreise mitnimmt. Es ist eine Feier kultureller Vielfalt, die sowohl vertraut als auch überraschend wirkt. (Elodie Renard) (8/10) (Legere Recordings)

GIMS – Le Nord se Souvient

In der Welt des französischen Rap und Pop bleibt GIMS eine unbestreitbare Präsenz. Mit der Veröffentlichung seiner neuesten EP “Le Nord se souvient” lädt der Künstler die Zuhörer zu einer Reise zu seinen französischen Wurzeln ein. Diese sieben Tracks umfassende Sammlung ist eine Mischung aus bereits veröffentlichten Singles und neuen Songs, bei denen GIMS mit Künstlern wie Dystinct und seinem Bruder Dadju zusammenarbeitet. Die EP beginnt vielversprechend mit “Vent du nord”, einem Track, der den Ton für eine nostalgische Expedition setzt. GIMS’ Versuch, verschiedene musikalische Stile zu erforschen, ist lobenswert und deutet auf ein Streben nach Erneuerung hin. Dennoch könnte man sich fragen, ob diese neue Veröffentlichung wirklich eine Weiterentwicklung in GIMS’ musikalischer Reise darstellt. Sein charakteristischer Gesangsstil, geprägt von hoher Lautstärke und starkem Einsatz von Autotune, bleibt dominant. Für manche Hörer mag dieser vertraute Sound beruhigend sein, aber für andere könnte er ermüdend wirken, insbesondere im Vergleich zu seinen früheren, bahnbrechenderen Werken. Im Vergleich zu Alben wie “Sublime” und “Mon Coeur avait raison”, die die französische Musikszene auf den Kopf stellten, scheint “Le Nord se souvient” weniger Risiken einzugehen. Die Floor-Filler, die GIMS’ frühe Karriere prägten, sind weniger offensichtlich, was die Frage aufwirft, ob seine bewährte Formel an Glanz verliert. Während er sich bemüht, seinen früheren Ruhm zu erreichen, hält er an dem Sound und Image fest, das ihn groß gemacht hat. “Le Nord se souvient” ist daher eher eine Bestätigung von GIMS’ etablierter Position als ein Schritt nach vorn in seiner künstlerischen Entwicklung. Für neue Hörer bietet die EP wenig Überraschungen, aber für Fans ist es eine vertraute Rückkehr ins Bekannte, durchtränkt mit einem Hauch Nostalgie. GIMS würde es gut tun, seine Wurzeln mit seiner alten Gruppe Sexion d’Assaut neu zu bewerten. Vor einiger Zeit kursierten Gerüchte über eine mögliche Wiedervereinigung der legendären Formation, was wahrscheinlich eine bessere kommerzielle Strategie gewesen wäre. (Jan Vranken) (5/10) (Geante Rouge)

Daniel Herskedal – Call for Winter II: Resonance

Daniel Herskedals “Call for Winter II: Resonance” ist ein Meisterwerk an der Grenze zwischen Neoklassik und Jazz. Dieses Album, das eine wohlverdiente 9 von 10 Punkten erhält, zeigt Herskedals außergewöhnliche Fähigkeit, sinnliche Wahrnehmungen in Musik umzusetzen. Der Titeltrack, mit seiner eindringlichen Rhythmik und dem Zusammenspiel von donnernder Tuba und subtiler Percussion, führt uns durch einen dunklen norwegischen Wald. Die leicht schreiende Oberstimme fügt dieser musikalischen Reise eine zusätzliche Dimension hinzu. “White Mountain Sunrise” ist ein Beispiel für wahrhaft überirdische Schönheit, wobei sich die Atemwege wie von selbst öffnen. “My Child” sticht durch seine zurückhaltende Einsamkeit hervor. In einem schallisolierten Raum fühlt sich der Hörer fast in der Tuba selbst. Herskedals Musik zwingt einen dazu, die Augen zu schließen; man kann nirgendwo anders hin. Dieses Album beweist die heilende Kraft musikalischer Schönheit. Herskedals seltenes Talent, fesselnde Klangwelten zu erschaffen, kommt voll zur Geltung und hebt den Hörer in eine andere Welt. Ohne Zweifel ist “Call for Winter II: Resonance” bisher das schönste Album des Jahres. Es ist eine bezaubernde Reise, die zeigt, wie transzendent Musik sein kann. Als wäre man in einem Moment gefangen, in dem die Zeit stillsteht – so schön kann Musik sein. (Jan Vranken) (9/10) (Edition Records)

Van Morrison – New Arrangements and Duets

Während die Blätter fallen, erscheinen bereits die ersten kitschigen Weihnachtsalben. Van Morrison legt mit einem Duett-Album vor, das niemand gefordert hat, aber jeder präsentiert bekommt. Dieses musikalische Weihnachtsgeschenk ist eine Ansammlung alter Aufnahmen, neuer Arrangements und unwahrscheinlicher Zusammenarbeiten. Morrison scheint vergessen zu haben, wo seine Stärken liegen, und verirrt sich in einem Labyrinth fehlplatzierter Duette. Höhepunkte? Die sind schwer zu finden. Das Duett mit Kurt Elling ist noch das am wenigsten Störende, aber von da an geht es bergab. Curtis Stigers’ Beitrag zu “Close Enough for Jazz” ist ein Angriff auf die Ohren, während die Zusammenarbeit mit Joss Stone schmerzhaft deutlich macht, wie weit Morrison von seinen souligen Wurzeln entfernt ist. Die Big-Band-Arrangements sind eher mittelmäßig als großartig und hauchen dem angestaubten Material wenig neues Leben ein. Der einzige Lichtblick ist die Zusammenarbeit mit Willie Nelson, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Dieses Album ist ein Paradebeispiel für eine überflüssige Veröffentlichung, einzig dazu gedacht, den Weihnachtsbonus des Plattenlabels zu sichern. Für echte Van Morrison-Fans ist es eine Enttäuschung, für Gelegenheitshörer ein leicht vermeidbarer Fehltritt. Sparen Sie Ihr Geld und Ihre Ohren – das ist ein Weihnachtsgeschenk, das man besser liegen lässt. (Elodie Renard) (3/10) (Exile Productions)

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