Übersicht über die Albumrezensionen: Andrea Bocell, Wendy James und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Andrea Bocelli – 30 Years of Duets

Auf diesem beeindruckenden Doppelalbum feiert der italienische Tenor Andrea Bocelli seine dreißigjährige Karriere mit einer Sammlung seiner denkwürdigsten Duette, ergänzt durch fünf neue Aufnahmen. Die Zusammenstellung zeigt Bocellis Vielseitigkeit und seine einzigartige Fähigkeit, die Grenzen zwischen klassischer und Popmusik zu überwinden. Das Album eröffnet mit dem ikonischen „Time To Say Goodbye“ mit Sarah Brightman, das immer noch ein perfektes Beispiel für ein Duett ist. Unter den neuen Tracks sticht vor allem die überraschende 2024-Version von „Vivo Por Ella“ mit KAROL G hervor, die dem Klassiker einen frischen Latin-Pop-Twist verleiht. Bocelli wagt es auch, das ikonische „La Vie en Rose“ gemeinsam mit Edith Piaf zu singen. Die Zusammenarbeit mit Dua Lipa, Christina Aguilera und Ariana Grande zeigt Bocellis Mut, neue musikalische Wege mit zeitgenössischen Künstlern zu erkunden. Höhepunkte sind zahlreich: das emotionale „The Prayer“ mit Céline Dion, die raffinierte „Perfect Symphony“ mit Ed Sheeran und das wunderbare jazzy „Canzoni stonate“ mit Stevie Wonder auf der Mundharmonika. Die Familienmomente mit Sohn Matteo und Tochter Virginia Bocelli verleihen dem Album eine persönliche Note. Die Produktion ist stark und balanciert perfekt zwischen den verschiedenen Stimmen und orchestralen Arrangements. Der einzige Nachteil könnte die Länge sein – 32 Tracks können für eine einzige Hörsession überwältigend wirken, da Andrea Bocelli nicht so viele Hits hat. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Universal)

Razorlight – Planet Nowhere

Nach fünfzehn Jahren kehrt die klassische Besetzung von Razorlight mit Planet Nowhere zurück. Unter der Leitung des charismatischen Frontmanns Johnny Borrell hat die Band zusammen mit Produzent Youth eine Sammlung von Songs geschaffen, die sowohl vertraut als auch erfrischend klingt. Die erste Single „Scared of Nothing“ setzt sofort den Ton. Der Track hat die charakteristische Razorlight-Energie: straffe Post-Punk-Gitarren, pulsierenden Bass und Borrells markante Vocals. Songs wie „Zombie Love“ und das provokante „Taylor Swift = US Soft Propaganda“ zeigen, dass die Band weiterhin relevant bleibt. Das Album balanciert zwischen roher Energie und raffinierter Songwriting, obwohl die Produktion leider etwas kahl wirkt. Youths Produktion ist klar und direkt, was die Chemie zwischen den Bandmitgliedern nicht wirklich zur Geltung kommen lässt. Die Rückkehr des Gitarristen Björn Ågren und des Drummers Andy Burrows sorgt für einen authentischen Sound, der die Fans der britischen Indie-Rocker erfreuen wird. Planet Nowhere ist kein nostalgischer Rückblick, sondern eine Erklärung einer Band, die noch immer etwas zu sagen hat. Es fühlt sich jedoch mehr wie ein Fan-Album an, meiner Meinung nach. (Anton Dupont) (6/10)

Wendy James – The Shape Of History

Die ehemalige Transvision Vamp-Frontfrau Wendy James ist mit ihrem zehnten Album The Shape Of History zurück. Ein Album, das ihre musikalische Reise von Punk zu elektronischen Experimenten perfekt zusammenfasst. Die Platte, die in London und New York aufgenommen wurde, strahlt die Atmosphäre der späten 70er Jahre CBGB-Szene aus, vermischt mit dunklen elektronischen Einflüssen. Der Eröffnungstrack „Sweet Like Love“ und „A Happy Life“ klingen etwas süß, während „Freedomsville“ (fast sechs Minuten lang) zeigt, wie James traditionelle Instrumentierung verwendet, um einen fast elektronischen Effekt zu erzielen – ohne tatsächlich Sequenzer zu verwenden. Höhepunkte sind das hypnotische „Everything Is Magic“ und das konfrontative „The Crack And The Boom Of The Creeps And The Goons“. Die Produktion, die von James selbst übernommen wurde, ist stark. Die Zusammenarbeit mit ihren Stammmusikern Alex Ward und James Sclavunos sorgt für eine natürliche Chemie, die durch die gesamte Platte spürbar ist. The Shape Of History ist kein nostalgischer Rückblick, sondern kombiniert die Gegenwart mit der Vergangenheit. James‘ Stimme klingt klarer als je zuvor und bringt Texte, die den Zuhörer zwischen Weisheit und rebellischer Energie schwanken lassen. Ein beeindruckendes Album. (William Brown) (8/10) (Wendy James)

Thomas Grimmonprez Trio – Indigo

Der renommierte französische Jazzschlagzeuger Thomas Grimmonprez, bekannt für seine Arbeit mit Meistern wie Kenny Wheeler und Michel Legrand, präsentiert Indigo, sein drittes Album als Bandleader. Zusammen mit Victor Foulon am Kontrabass und Wadji Riahi am Klavier erkundet er in elf Kompositionen die Farbpalette von Indigo – sowohl wörtlich als auch bildlich. Grimmonprez, der sich bei renommierten Ensembles wie dem Brussels Jazz Orchestra und der Hamburg NDR einen Namen gemacht hat, zeigt sich auf diesem Album überraschend zurückhaltend. Wo man von einem Schlagzeuger als Bandleader vielleicht mehr percussionistische Kühnheit erwarten würde, wählt er einen kontrollierten Ansatz, der die melodischen Linien von Riahis Klavier in den Vordergrund stellt. Die technische Meisterschaft des Trios ist unbestreitbar – das darf man von einem Musiker erwarten, der an renommierten Konservatorien wie Lille und Paris ausgebildet wurde. Dennoch fehlt dem Album der abenteuerliche Geist, der zeitgenössischen Jazz so spannend machen kann. Die Kompositionen sind gekonnt ausgeführt, bleiben aber oft auf der sicheren Seite, wobei die Musiker selten außerhalb der ausgetretenen Pfade treten. Indigo eignet sich besonders für kontemplative Hörsessions spät in der Nacht, begleitet von einem guten Glas Wein. Es ist polierter, zugänglicher Jazz, der jedoch etwas mehr Wagemut und Experimentierfreude hätte nutzen können, um wirklich zu fesseln. Der konservative Ansatz sorgt dafür, dass das Album trotz unbestreitbaren Handwerks nicht über eine respektable sechs von zehn hinauskommt. (Jan Vranken) (6/10) (Thomas Grimmonprez)

LP Giobbi – Dotr

DJ LP Giobbi liefert Dotr, ein Album, das ihre Jazzwurzeln und elektronische Expertise perfekt vereint. Der Titel, ein Hinweis darauf, wie sie als Kind ihre Notizen an ihre Eltern unterzeichnete (mit falscher Schreibweise von „daughter“), spiegelt die persönliche Natur dieses Projekts wider. Das Album ist eine Hommage an wichtige Frauen in ihrem Leben, wobei echte Voicemails und Gespräche subtil in die Produktionen eingewoben sind. Die Kollaborationen sind besonders stark, mit dem herausragenden Track „Until There’s Nothing Left“ featuring Brittany Howard von Alabama Shakes. Die organischen Vocals verschmelzen nahtlos mit Giobbis elektronischen Landschaften. „Bittersweet“ featuring Portugal. The Man sticht ebenfalls mit seinen eingängigen, Chic-inspirierten Funkbeats hervor. Vom filmischen „Is This Love“ bis zum introspektiven „Carolyn“ zeigt Giobbi ihre Vielseitigkeit als Produzentin. Obwohl das Album in persönlichem Verlust verwurzelt ist, überwiegt ein Gefühl von Lebensfreude. Es endet mit einem Novum: Giobbis eigenen Vocals, die einen intimen Abschluss dieser Tanzfläche-meets-persönlichen Reise bieten. Ein reich produziertes Album, das die Energie der Tanzfläche perfekt mit emotionaler Tiefe mischt. Herrlich. (Elodi Renard) (8/10) (Counter Records)

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