Toto und Christopher Cross verzaubern Düsseldorf

Foto (c) Eus Driessen, Maxazine.com

Der Abend war zwar noch kalt, doch lag bereits ein seltsames Versprechen eines frühen, bevorstehenden Frühlings in der Luft – wie jener erste Ton nach einer langen Stille, der ankündigt, dass mehr folgen wird. Es war voll in Düsseldorf, sehr voll, und die bereits seit 1971 bestehende Mitsubishi Electric Halle ist vielleicht nicht mehr wirklich für Konzerte dieser Größenordnung ausgelegt. Es war voll, sehr voll. Eine Autoschlange nach der anderen versuchte, in der Umgebung zu parken, aber die meisten Besucher mussten Kilometer laufen, um zur Halle zu gelangen – eine Pilgerreise zu einem Heiligtum der Handwerkskunst. Es erinnerte an jene Geschichten, die Bruce Springsteen über seine Jugend erzählt – wenn man kein Geld für Benzin hatte, lief man eben, denn nichts war wichtiger als die Musik. Und vielleicht war genau das die richtige Stimmung, um dieser Musik zu lauschen – ein wenig erschöpft, aber voller Erwartung, wie die besten Reisen immer beginnen.

Am 4. Juni 1971 war ein Auftritt von Pink Floyd das allererste Konzert in dieser Halle – es war die Zeit von ‘Meddle’, kurz bevor ‘Dark Side of the Moon’ ihre Karriere für immer verändern würde. Die Menschen, die damals dabei waren, sind heute hochbetagt, und auch die Menschen, die heute zu ihren Helden kamen, waren größtenteils in einem Alter, in dem man bereits einen Seniorenpass in der Tasche hat. Dennoch lag etwas wunderbar Jugendliches in ihren Augen – der gleiche Blick, den man bei alten Bluesmusikern sieht, eine Art zeitlose Sehnsucht nach dem, was kommen wird.

Christopher Cross eröffnete den Abend mit der bescheidenen Eleganz eines Mannes, der die Grammys dominierte, bevor Michael Jackson mit ‘Thriller’ kam und alles veränderte. Cross gehört zu jener seltenen Kategorie von Musikern, die trotz ihres kommerziellen Erfolgs nie ganz die Anerkennung erhielten, die ihr Handwerk verdiente – ein bisschen wie Literaturkritiker Michael Ondaatje erst nach seinem Booker Prize wirklich zu schätzen begannen, obwohl seine früheren Werke mindestens genauso reichhaltig waren.

Cross hatte eine mehr als ausgezeichnete Begleitband dabei, wie ein Filmemacher, der weiß, dass der beste Kameramann und Editor den Unterschied zwischen einer guten Geschichte und einem klassischen Film ausmachen. Die drei Backgroundsängerinnen bildeten zusammen einen vokalen Wandteppich, der jedem Stück eine zusätzliche Dimension verlieh. Lisbet Guldbaek, die einst im Chor des großen Johnny Hallyday sang – jenes französischen Rockers, der Amerika nie eroberte, aber in Europa größer war als Elvis – brachte eine europäische Schichtung in Cross’ typisch amerikanischen Sound.

Vero Bossa, deren Stimme wir früher neben der elektronischen Meisterschaft von Jean Michel Jarre und der Chanson-Perfektion von Michel Fugain hörten, schuf eine Brücke zwischen dem amerikanischen Westcoast-Sound und dem europäischen Chanson – eine Kreuzbestäubung, die man nur in der Musik so nahtlos erreichen kann. Und dann die Senegalesin Julia Sarr, die im vergangenen Jahr selbst jenes verblüffende Album ‘Njaboot’ veröffentlichte, das traditionelle afrikanische Gesangskunst mit zeitgenössischen Jazz-Arrangements vermischte, und deren Stimme einst die Luft mit der von Youssou N’Dour teilte – dem Mann, der Peter Gabriels ‘In Your Eyes’ zu transzendentalen Höhen erhob. Dieses vokale Triptychon färbte den herrlichen Westcoast Yacht Rock von Cross wie eine sommerliche Palette, reich an Nuancen, die noch lange nach dem Verklingen der letzten Töne in der Luft hingen.

Am Klavier hörten wir den aus Mauritius stammenden Jerry Leonide, ein Name, der bei Jazzliebhabern sofort Wiedererkennung auslöst, aber für das breitere Publikum noch zu Unrecht unter dem Radar bleibt – wie Charles Mingus einst über den jungen Herbie Hancock sagte: “Er ist bereits brillant, aber die Welt weiß es noch nicht.” Leonide färbte die Musik weiter mit seinem technisch begabten, von Jazz inspirierten Spiel – ein Ansatz, der an Keith Jarretts Verschmelzung von Folk und Jazz zu etwas erinnerte, das größer war als die Summe seiner Teile. Es war eine musikalische Verschmelzung, die man selten in der Popmusik hört, die aber, wenn sie geschieht, immer magisch wirkt – wie wenn Ry Cooder plötzlich auf einem Track der Rolling Stones auftaucht.

Es war ein echtes Fest, jene Art von musikalischer Erfahrung, die einen daran erinnert, warum man überhaupt begonnen hat, Musik zu lieben – nicht wegen des Hypes oder des Marketings, sondern wegen der Art und Weise, wie bestimmte Akkordprogressionen direkt mit etwas in unserem Inneren in Verbindung treten. Neben ‘Sailing’ spielte die Band ein wunderschönes, zu kurzes Set von 10 Stücken, das natürlich auch ‘All Right’, ‘Ride Like the Wind’ und ‘Arthur’s Theme’ enthielt – Lieder, die, wie bestimmte Sätze aus einer Raymond Carver-Geschichte, so vertraut sind, dass man sie fast selbst geschrieben haben könnte. Es war ein Set, das den Namen ‘Vorprogramm’ überstieg – hier war eindeutig von einer ‘Double Bill’ die Rede, wie jene legendäre Tournee von Bob Dylan und The Band im Jahr 1974, bei der das Publikum eher Zeuge eines musikalischen Dialogs als zweier getrennter Auftritte war.

Die Nachricht war bereits aus Los Angeles durchgesickert: Unter der musikalischen Leitung von David Paich, der selbst leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr tourt, wurde an einer erneuerten Setlist gefeilt. An diesem kalten Februarabend in einer ausverkauften Mitsubishi Electric Halle eröffnete Toto mit dem orchestralen ‘Child’s Anthem’ – einem Stück, das europäische Fans seit 2016 nicht mehr live hören konnten. Es fühlte sich an wie ein alter Freund, der mit den Jahren weiser geworden ist.

Als ‘Rosanna’ einsetzte, bekamen wir eine Meisterklasse in rhythmischem Erbe. Shannon Forrest, Kennern bekannt von The Dukes of September (jenem sublimen Superprojekt mit Donald Fagen, Michael McDonald und Boz Scaggs), tat hier etwas Bemerkenswertes. Es gelang ihm, Jeff Porcaros legendären Shuffle gleichzeitig zu ehren und zu erneuern – keine geringe Leistung, wenn man bedenkt, dass wir hier von einem der am meisten respektierten Drum-Patterns in der aufgenommenen Musikgeschichte sprechen. Forrest brachte seine eigene Jazz-Rock-Sensibilität mit, gereift durch Jahre der Zusammenarbeit mit jenen Großmeistern des Blue-Eyed Soul, während er den tiefen Groove beibehielt, der das Original so revolutionär machte.

Die Reise durch die Setlist fühlte sich an wie das Durchblättern einer abgegriffenen Routenkarte amerikanischer Handwerkskunst. Nach den letzten Tönen von ‘Rosanna’ kam ‘Mindfields’ als ein Testament für Totos ewigen Drang, Grenzen zu überschreiten. Der Track aus den späten 90er Jahren fand überraschend bequem seinen Platz zwischen den Klassikern.

Die Geister der Rock-Vergangenheit machten sich in Momenten wie diesen bemerkbar. Als Greg Phillinganes sich an seine Tasten setzte, lag eine zusätzliche Wärme im Willkommen des Publikums – ein kollektiver Seufzer der Erleichterung. Die Sorgen des Vorjahres, als er während der Amerika-Tour während einer Show einen Schwächeanfall erlitt, schienen an diesem Abend weit weg. Seine Finger tanzten über die Tasten mit jenem charakteristischen Flair, das wir von Bühnen mit Michael Jackson und Eric Clapton kennen – ein musikalischer Gunslinger, der alles gesehen hat, aber immer noch neue Geschichten zu erzählen wusste.

Der neueste Zugang in den Toto-Reihen, Keyboarder Dennis Atlas – wohlgemerkt aus einer Styx-Coverband rekrutiert, was klingt wie der Beginn eines unwahrscheinlichen Americana-Romans – bewies an diesem Abend, dass er ein Glücksgriff war. Am Keyboard hochbegabt, aber vor allem als neuer Powerhouse-Vocalist in der Lage, den leider verstorbenen Fergie Frederiksen vergessen zu lassen. Während ‘Carmen’ gelang es ihm, die vokalen Höhen des verstorbenen Frederiksen auf eine fast beängstigend akkurate Weise zu erreichen, womit er bewies, mehr zu können als nur sein beeindruckendes Tastenspiel. Bei ‘Angel Don’t Cry’ forderte Atlas seinen Platz im Rampenlicht mit einer unglaublichen Gesangsperformance, die den Rest der Band völlig in den Schatten stellte – es war, als würde man plötzlich Rick Wakeman und Lou Gramm in einer Person verschmelzen sehen, eine seltene Kombination aus technischem Geschick und expressiver Kraft.

Die Backing Vocals bei Toto waren an diesem Abend extrem gut. Greg Phillinganes war in Topform und zeigte, warum er für praktisch jede monumentale Tournee der letzten vierzig Jahre angefragt wurde – es ist diese seltene Kombination aus Bescheidenheit und Virtuosität, die die besten Sessionmusiker weiterhin auszeichnet. Später am Abend, während seines Solos, zeigte er seine musikalische Gelehrsamkeit, indem er subtil auf Emerson, Lake & Palmers ‘Hoedown’ anspielte – ein Moment, der den Kennern im Publikum nicht entging.

Joseph Williams beherrschte die Bühne mit einer fast herausfordernden Energie, seine wilden Locken wehten wie ein Kampfbanner im künstlichen Wind der Mitsubishi Electric Halle. In Totos komplexer Geschichte von Leadsängern – eine Geschichte, die sowohl von Triumph als auch von Tragödie geprägt ist – war Williams mehr als nur ein Ersatz geworden. Seit Bobby Kimballs erzwungenem Abschied durch Krankheit und dem Tod von Fergie Frederiksen ist er zum Hüter der Flamme geworden. Seine Referenzen wurden bereits in der ‘Fahrenheit’- und ‘The Seventh One’-Ära besiegelt, aber jetzt war etwas anderes an ihm. Die Jahre hatten seinem Vortrag mehr Gewicht verliehen.

Inmitten dieser vokalen Gewalt stach die dürftige stimmliche Leistung von Steve Lukather besonders blass hervor – wie jener eine verregnete Tag in einem ansonsten perfekten Roadtrip. Lukather, normalerweise ein Fels in der Brandung, wirkte müde, und das war deutlich an seinen Gesangsleistungen zu hören. Vielleicht war es die Müdigkeit der Tour, vielleicht die akustischen Einschränkungen der Halle selbst, aber es umgab seine Gestalt eine gewisse Verletzlichkeit, die wir nicht gewohnt sind. Es erinnerte an jene späten Tourneen von Roy Orbison, bei denen seine Stimme manchmal stockte, aber dennoch eine gewisse Würde in dieser Verletzlichkeit bewahrte – als ob die Unvollkommenheit selbst eine zusätzliche Schicht Authentizität hinzufügte.

Und dann war da Luke, der Maestro, dessen Gitarrenarbeit Teil der musikalischen DNA der Popmusik geworden ist. An diesem Abend waren seine Soli nicht nur Demonstrationen von Technik – sie erinnerten uns daran, wie viele Hits seine sonischen Fingerabdrücke tragen. Wenn er während ‘White Sister’ nach vorne trat, hörte man nicht einfach einen Gitarristen, sondern einen Architekten des modernen Rock-Sounds, eine Session-Legende, die zahllose Hits für andere gestaltet hat, während er Totos musikalischen Nordstern weiter bewachte.

Die Aufnahme von ‘Don’t Chain My Heart’ fühlte sich an wie das Finden eines lang verlorenen Fotos zwischen den Seiten eines geschätzten Buches. Das Stück, seit 2008 abwesend in Totos Live-Repertoire, trug ein besonderes Gewicht, das über seine melodische Architektur hinausging. Lukather griff für dieses Stück zu einer weißen Gitarre, die einst Jeff Beck gehörte – eine subtile Hommage von einem Gitarrenvirtuosen an den anderen. Dies war nicht einfach ein Deep Cut – es war eines der letzten Zeugnisse von Jeff Porcaros Genialität, festgehalten auf ‘Kingdom of Desire’ vor seinem viel zu frühen Abschied. Das letzte Mal, als dieses Stück durch Konzertsäle hallte, saß Simon Phillips am Schlagzeug, sein charakteristischer Ansatz, der britische progressive Präzision in diese quintessenziell amerikanische Komposition brachte.

Als das Finale nahte, spielte Toto ihre stärksten Karten aus mit der geübten Anmut von Kardinälen, die eine heilige Messe leiten. ‘Hold the Line’ und ‘Africa’ waren keine gewöhnlichen Hits mehr; sie waren moderne Hymnen, die ihren Ursprung überstiegen haben und zu etwas geworden sind, das näher am gemeinsamen kulturellen Gedächtnis liegt. Das deutsche Publikum – das diese Band schon immer besser verstand als das amerikanische – erhob sich wie ein Mann, als die ersten bekannten Noten erklangen. Es war eine Erinnerung daran, dass, wo manche Bands vor ihrem Publikum spielen, Toto immer mit ihrem Publikum gespielt hat.

In Joseph Williams’ Augen glänzte etwas Wissendes, als er diese Gemeinde von Gläubigen dirigierte. Die Band hatte dies tausende Male zuvor getan, und doch schafften sie es, es gleichzeitig uralt und funkelneu wirken zu lassen – wie eine geliebte Geschichte, die um ein Lagerfeuer erzählt wird, wo die Freude nicht nur in der Geschichte selbst liegt, sondern auch im Erzählen. Als das Publikum die Verse von ‘Africa’ übernahm, war es nicht die erzwungene Teilnahme einer abgenutzten Rocktruppe, sondern die natürliche Kulmination eines jahrzehntelangen Gesprächs zwischen Künstler und Publikum.

Diese letzten Momente bildeten eine perfekte Illustration dessen, was Toto so besonders machte: ihre Fähigkeit, technische Brillanz mit purer Emotion zu balancieren, gleichzeitig Architekten und Künstler zu sein. Als die letzten Töne in der Düsseldorfer Nacht verklangen, blieb man mit dem Gefühl zurück, mehr als nur ein Konzert erlebt zu haben. Man war Teil einer fortlaufenden Geschichte gewesen, geschrieben in komplexen Taktarten und raffinierten Harmonien, aber erzählt in der universellen Sprache menschlicher Verbindung.

Es war ein guter Auftritt heute Abend, aber sicherlich nicht Totos bester. Das lag teilweise an der alten Halle, in der kein Konzert wirklich gut klingen kann – wie wenn man versucht, einen Vermeer unter Leuchtstofflicht zu betrachten – aber sicher auch an der Müdigkeit, die besonders Steve Lukather ausstrahlte. Dennoch blieb etwas Besonderes in der Luft hängen, etwas, das an jenes Gefühl erinnerte, wenn man einen alten Freund nach Jahren wiedertrifft und entdeckt, dass trotz der Veränderungen die Essenz noch immer intakt ist. In einer Ära, in der so viele Musik wegwerfbar erscheint, erinnerte uns Toto daran, dass manche Dinge – wie Handwerkskunst, Hingabe und die pure Freude an musikalischer Exzellenz – nie aus der Mode kommen.

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