Übersicht über die Albumrezensionen: Pink Floyd, FIFTY FIFTY und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Alyn Cosker – Onta

Alyn Cosker, der Schlagzeuger des Scottish National Jazz Orchestra, liefert mit Onta ein Album ab, bei dem man immer wieder Neues entdeckt. Bezaubernde Gesangsstimmen und Vibraphon-Solo im Titelstück. Eine faszinierende Basspartie in “Lullapalew”. Die Geige in der wunderschönen Ballade “Cassillis”. Cosker lässt sich nicht in nur einem Stil einfangen, und damit ist diese Hommage an seine Mutter ein Fusion-Album, wie Fusion ursprünglich gedacht war: eine perfekte Mischung aus Genres. Denn Cosker schöpft nicht nur aus dem Jazz, sondern auch aus R&B, Funk, Folk und Rock. Rock? Definitiv. Hören Sie sich die Gitarren an und versuchen Sie gleichzeitig, dem Text in “Làrach Do Thacaidean” zu folgen. Folk? Auch. “Downtown a Y R (Lullaby for Finlay)” beginnt mit einer fiedel-ähnlichen Geige, die ein rhythmisches, funkiges Thema einleitet. Variation ist der Schlüsselbegriff auf diesem Album; nicht nur Variation in den Stilen, sondern definitiv auch in der verwendeten Instrumentierung. Cosker umgibt sich mit einer soliden Band, darunter ein Geiger, eine starke Bläsersektion, Keyboarder, ein Vibraphon und Sängerinnen. Aber natürlich spielen die Drums eine entscheidende Rolle auf dem Album, und sei es nur, um alles auf Kurs zu halten, denn der Schotte hat eine Vorliebe für besondere und damit stark abweichende Taktarten und Tempi. Nicht verwunderlich: Neben seiner Arbeit für das nationale Jazzorchester schreibt der Mann Studien für besondere Schlagzeugmuster. Aber Onta ist definitiv kein Album, auf dem ein Schlagzeuger einfach nur seine Muskeln spielen lässt. Trotz der komplexen Rhythmen ist dies ein wunderschönes, musikalisch vollständiges Album, das in einem Aspekt wirklich brilliert: der Produktion. Tipp: Hören Sie sich den Eröffnungstrack über Kopfhörer an und staunen Sie. (Jeroen Mulder) (8/10) (Calligram Records)

Satomimagae – Taba

Mit ihrem neuen Album Taba beweist Satomimagae erneut, dass sie eine Meisterin darin ist, elektronische Klänge und Folk auf äußerst raffinierte Weise zu vermischen. Dieses vierte Album der japanischen Künstlerin zeigt eine beeindruckende musikalische Entwicklung, bei der sie mit Form und Klang auf eine Weise spielt, die sowohl intim als auch überraschend ist. Die Kompositionen auf Taba entfalten sich wie eine Reihe kurzer musikalischer Geschichten. Anstelle traditioneller Songstrukturen entscheidet sich Satomimagae für einen freier fließenden Ansatz, bei dem sie ihre akustische Gitarre und Gesang mit einer reichen Palette an Klängen verwebt. Das Ergebnis ist ein Album, das Ruhe ausstrahlt, aber gleichzeitig Ihre Aufmerksamkeit vollständig fesselt. Ein Stück wie “Horo Horo” illustriert perfekt Satomimagaes minimalistischen Ansatz. Auf subtile Weise lehnt es sich an den Jazz an, mit unerwarteten Wendungen durch die Einführung gedämpfter Blasinstrumente. An anderen Stellen des Albums finden wir Momente, in denen Synthesizer und verträumte Klavierklänge harmonisch mit ihrer akustischen Gitarrenarbeit zusammengehen, was dem Ganzen einen reichen und organischen Charakter verleiht. Was Taba so besonders macht, ist die Art und Weise, wie Satomimagae verschiedene Instrumente in der Hauptrolle abwechseln lässt. Mal dominieren Gitarren, dann wieder Trompeten oder drone-artige Klänge. Sie balanciert mühelos zwischen Klarheit und Verschwommenheit, zwischen Struktur und freiem Ausdruck. Diese Musik klingt wie ein perfekter Soundtrack für die niederländische Polderlandschaft – sorgfältig ausbalanciert mit Raum für jeden. Taba zeigt eine Künstlerin, die mühelos die Grenzen zwischen verschiedenen musikalischen Welten überschreitet und dabei etwas schafft, das völlig eigen ist. Eine beruhigende und gleichzeitig faszinierende Hörerfahrung, die ohne Zweifel einer der Höhepunkte in ihrem Oeuvre darstellt. (Jan Vranken) (7/10) (RVNG INTL)

Pink Floyd at Pompeii – MCMLXXII (2025 Mix)

Es wurde ein Konzertfilm wie keiner zuvor. Die Welt hatte sich gerade erst von dem Film erholt, der über 400.000 Menschen berichtete, die im August 1969 drei Tage lang auf der Farm von Max Yasgur allem lauschten, was die Pop- und Rockmusik zu diesem Zeitpunkt zu bieten hatte. Aber in diesem Film war kein Publikum zu sehen. In der Mitte eines ansonsten verlassenen Amphitheaters standen vier Männer, umgeben von ihren Instrumenten, Verstärkern und anderen Requisiten. Wir stellen uns jetzt die Bilder vor, während sich “Echoes” entfaltet, kristallklar, mit der Tiefe im Klang, die wir im Original-Soundtrack vermissen mussten. In dieser Hinsicht ist diese aufpolierte Aufnahme – eine Restaurierung für 4K – von “Pink Floyd at Pompeii” bereits mehr als die Mühe wert. Diese Mischung ist ein kleines Meisterwerk, und das hört man wirklich nur gut in den Gesangsstimmen: ‘Overhead the albatross hangs motionless upon the air….’ Einen Moment lang denkt man, man höre die Studioaufnahme auf “Meddle”. Alles ist so perfekt ausbalanciert: der Gesang, die Art, wie Gilmour die Saiten seiner Stratocaster singen lässt, Wrights lange, volle Orgelakkorde, und zum ersten Mal hören wir wirklich die einzelnen Noten, die Waters anschlägt, wir hören auch, was er in “Careful With That Axe, Eugene” flüstert. Pink Floyd at Pompeii war schon immer ein besonderes Zeitdokument, aber in dieser neuen Mischung ist es eine Schatzkammer, in der man erst jetzt entdeckt, wie die Band während dieser vier Tage in diesem verlassenen Theater im Oktober 1971 unter dem Schatten des Vesuvs wirklich geklungen haben muss. Ein Muss für audiophile Pink Floyd-Fans. (Jeroen Mulder) (8/10) (Sony Music Entertainment)

FIFTY FIFTY – Day & Night

FIFTY FIFTY ist zurück mit ihrem dritten Mini-Album Day & Night, und es ist ein absoluter Triumph! Diese fünfköpfige Girlgroup, bestehend aus Keena, Chanelle Moon, Yewon, Hana und Athena, beweist, dass sie nach ihrem viralen Hit “Cupid” kein One-Hit-Wonder sind. Die doppelten Titeltracks “Pookie” und “Midnight Special” zeigen perfekt die Vielseitigkeit der Gruppe. “Pookie” ist trotz des eigenartigen Titels ein absoluter Kracher, den man nicht aus dem Kopf bekommt – was für ein Slay-Track! Der Produktionswert ist beispiellos hoch, mit diesem charakteristischen überproduziert poppigen Sound, der wie Kaugummi aus den Lautsprechern knallt. Nach einer turbulenten Zeit im Jahr 2023 mit Rechtsstreitigkeiten und einer kompletten Umstrukturierung der Gruppe im Jahr 2024 zeigt FIFTY FIFTY, dass sie stärker als je zuvor zurückgekommen sind. Die vorab veröffentlichte Single “Perfect Crime” war bereits ein Vorbote dieses beeindruckenden Comebacks. (Elodie Renard) (8/10) (ATTRAKT)

José Barranquero – Exosfera

Die Exosphäre ist die Grenze zwischen unserer Atmosphäre und dem Beginn des Weltraums. Der Titel Exosfera ist von diesem Phänomen abgeleitet, und damit verspricht dieses Album eine räumliche Übung zu werden. Der Titeltrack klingt tatsächlich ‘spacig’, teilweise aufgrund der exzellenten Produktion, bei der Gitarre und die Gesangsstimmen von Inma Gomes ein Duett eingehen. Aber nach fünf Minuten hat man das wirklich gehört und hofft, dass der spanische Gitarrist José Barranquero auf diesem Debüt mehr zu bieten hat. Der Autodidakt brachte sich selbst mit sechzehn das Gitarrespielen bei und arbeitete sich anschließend durch Rock, Funk und Blues. Der Jazz kam viel später, unter anderem durch das Absolvieren von Meisterkursen bei Pat Metheny und John Scofield. Auf Exosfera hören wir die verschiedenen Einflüsse, wenn auch nicht alle gleich erfolgreich. “Skylanders” zum Beispiel ist ein akustisches Stück, bei dem einfach zu wenig passiert, um es spannend zu machen. Außerdem ist es technisch manchmal gerade ein bisschen zu schlampig, maskiert durch eine enorme Menge an Effekten und Gitarrensynthesizern. Die besseren Tracks sind “Un Murciégalo” und das funky “Totoro”, einschließlich eines fantastischen Solos der Saxophonistin Melisa Bertossi. Und dann haben wir noch “Opmeit Le”, das wie “Un Murciégolo” und “Totoro” bereits früher als EP veröffentlicht wurde und mit zwölf Minuten die absolute Rettung von Exosfera ist, wenn auch hauptsächlich aufgrund des eindringlichen Gesangs des Flamenco-Sängers Ismael Tamayo. Die Ambitionen reichen bis über die Atmosphäre hinaus, aber vorerst kommt das Ganze noch nicht richtig vom Boden. (Jeroen Mulder) (6/10) (Eigenproduktion)

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