Übersicht über die Albumrezensionen: Billy Idol, Agusa und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Agusa – Högtid
„Högtid” (2014) ist das Debütalbum der schwedischen Retro-Prog-Band Agusa, dessen Wiederveröffentlichung gerade erschienen ist. Mit einer Mischung aus skandinavischem Folk Rock und psychedelischen Einflüssen schaffen sie ihren eigenen Musikstil. Das Retro hört man sofort in „Uti vår hage”. Die Musik ist passend fröhlich bei „Melodi från St. Knut”. In dem bemerkenswerten Epos „Östan om sol, västan om måne” gehen verschiedene Musikeinflüsse (und besondere vokale Klänge) aus dem Osten perfekt mit westlichem Prog zusammen. Die Melange aus Melodie und Rhythmus ist sublim. Nur „Stigen genom skogen” hat einige gesungene Zeilen. Das ziemlich kurze „Kärlek Från Agusa” steht nicht auf der Vinyl-Ausgabe. Überall ist sehr gutes Orgel- und Gitarrenspiel zu hören. Die Bass-Grooves sind cool. Die Becken werden schön detailliert gespielt. Gelegentlich gibt es wortlosen Gesang, der prima hinzugefügt ist. Die Tracks sind komplex, es gibt verschiedene (unerwartete) Veränderungen von Stil, Tempo, Lautstärke und Atmosphäre. Die wenigen Wiederholungen sorgen für einen herrlichen Flow. Gute Nachrichten: auch vier andere, alte Alben werden neu herausgebracht. (Esther Kessel-Tamerus) (8/10) (Karisma Records)
Scandinavian Art ensemble mit Tomasz Stańko – Copenhagen Sessions Vol.1
Der Jazz weinte am 29. Juli 2018, dem Tag, an dem Tomasz Ludwik Stańko starb und ein großes klaffendes Loch entstand, wo sich bis heute kein Trompeter gemeldet hat, um diese Lücke zu füllen. Stańko war einzigartig als der erste europäische Trompeter, der es wagte, Free Jazz zu spielen. Bemerkenswerterweise war der Pole in den USA – wo er auf eine Stufe mit Davis und Baker gestellt wurde – populärer als auf dem eigenen Kontinent, obwohl Stańko regelmäßig zu Festivals oder als Mentor eingeladen wurde. In letzterer Eigenschaft war der legendäre Trompeter im Sommer 2016 in der dänischen Hauptstadt zu finden. Es sollte Aufnahmen der Sessions in The Village Recording geben, aber bis vor kurzem waren diese unauffindbar geblieben. Glücklicherweise haben wir diese Aufnahmen jetzt und können selbst feststellen, dass der Trompeter während dieser Sessions auf besondere Weise inspiriert gewesen sein muss. Stańko klingt freier denn je, obwohl sein Spielstil aus Tausenden zu erkennen ist. Nur wenige können eine Trompete so lyrisch singen lassen, wie im Mittelsegment von „One O’clock Junk” oder „The Dark Eyes of Martha Hirsch”. In letzterem Stück vermischt sich seine Trompete fast unisono mit der Stimme der Sängerin Johanna Elina Sulkunen, als Einleitung zu einer Improvisation, bei der Stańko alle Energie bündelt und die Grenzen der Trompete aufsucht, ausdehnt und wirklich pulverisiert. Wir hören eine Ikone, nichts weniger. (Jeroen Mulder) (9/10) (April Records)
Billy Idol – Dream Into It
Obwohl Idol 2022 noch eine EP mit neuer Musik brachte, mussten wir dennoch lange auf ein vollwertiges neues Studioalbum des ehemaligen Generation X-Sängers warten. In den 80er Jahren erzielte er große Hits, 2014 kam sein letztes Album heraus, bis kürzlich dieses „Dream Into It” erschien. Nach eigenen Angaben besingt dieses Album das Leben von Billy Idol. Auch hat er angegeben, auf diesem Album die Tracklist chronologisch zu machen, damit die Erzähllinie deutlich hörbar ist. Nicht so wie früher, sagt er, wo die erste Single auch oft als erste auf ein Album musste von der Plattenfirma. Während des ersten Hördurchgangs hatte ich etwas Angst vor dem letztendlichen Charme, aber nach einem Hördurchgang oder drei bekommt das Album doch einen gewissen Charme, aber dabei bleibt es auch. Das Duett mit Avril Lavigne hätte wegbleiben können. Bahnbrechend ist es alles andere als, nett für das, was es ist. (Rik Moors) (5/10) (Dark Horse Records)
Phi-Psonics – Expanding to One
Eine spirituelle Erfahrung, nannte Bassist Seth Ford-Young die Aufnahmen von „Expanding to One”, mit Publikum, das in Sitzsäcken, mit geschlossenen Augen die Musik über sich ergehen ließ. So waren diese vierzehn Stücke gedacht: meditativ, fast heilend. Es musste Publikum bei den sechs Aufnahmesessions sein: nur dann würde Ford-Young wissen, ob die Musik die gewünschte Wirkung hatte. Diese Musik musste ein stilles Leuchtfeuer sein in „den dunklen Zeiten”, in denen wir leben, so die treibende Kraft hinter Phi-Psonics. Um diese Wirkung zu erreichen, arbeitete der Bassist mit nicht weniger als elf Gastmusikern. Neben den festen Werten im Klang von Phi-Psonics wie den immer prominent anwesenden Saxophonen, hören wir jetzt auch ein Wurlitzer-Piano, Harfe und Gitarre in einer Anzahl von Stücken. Ford-Young hat sich vollständig in den Hintergrund versetzt, obwohl sein Spiel noch immer bestimmend für die Stücke ist. Wir verlieren uns wirklich in den wunderschönen Klängen in „Healing Time”, in dem Harfe, Piano und Querflöte miteinander im Gespräch zu sein scheinen, verlieben uns in das Saxophonsolo in „Love Theme From Your Life” und verwundern uns in „Discovery”, mit dem typischen Klang, den Dylan Day aus seiner Gitarre zaubert und stark an die Art erinnert, wie Gitarristen in den fünfziger Jahren den Klang ihrer Solidbody zu verformen wussten: subtil. Und das ist das Schlüsselwort bei diesem Album. „Expanding to One” ist subtil, obwohl es eine deutliche Geschichte erzählt; eine Geschichte, in der die Hoffnung zentral steht, in der die Gesellschaft uns neue Pfade zeigt, uns entdecken lässt und wo wir letztendlich in der Liebe zur Musik zusammenkommen. (Jeroen Mulder) (8/10) (Gondwana Records)
Ndakhté Lo – Live Performance
In der warmen Nacht eines Dakar-Studios entsteht pure Magie. Ndakhté Los Debüt—ein Live-Album, aufgenommen bei Youssou Ndours Prince Arts—ist keine gewöhnliche erste Platte. Das ist eine spirituelle Explosion der Mbalax-Tradition, die direkt deine Seele berührt. Die Wahl für Live-Aufnahme zeigt Mut. Keine Studio-Tricks, nur rohe Wahrheit. Ihre Stimme tanzt durch polyrhythmische Perkussion wie Wasser durch Felsen—natürlich, unwiderstehlich. Die Band, ausgebildet in Ndours legendärem Thiossane, spielt mit der Intimität von Brüdern, die die Gedanken des anderen lesen. „Glow Up” transformiert sich von ihrem ersten viralen Hit zu einer explosiven Live-Aufführung. Wo die Single charmierte, entfaltet sich die Live-Version als eine Geschichte, die wächst und atmet. „Xharit” lässt die Perkussions-Sektion völlig los, eine Meisterklasse in rhythmischer Ekstase. Das ist keine Nostalgie, sondern lebende Tradition. Lo baut Brücken zwischen Generationen, zwischen Senegal und der Welt. Jede Note trägt Geschichte, aber weist in die Zukunft. Für Mbalax-Liebhaber ist das essenziell. Für jeden, der Musik liebt, die wirklich bewegt, das kannst du nicht verpassen! (Jan Vranken) (9/10) (Prince Arts)