Übersicht über die Albumrezensionen: Omar, Sea Lemon und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Sea Lemon – Diving For A Prize
Obwohl das Albumcover wie ein zusammengewürfeltes Durcheinander aussieht, ist die Musik, die wir auf dem Debütalbum dieser amerikanischen Dreampop-Künstlerin finden, viel zusammenhängender. Sea Lemon ist das Soloprojekt von Natalie Lew. Mit diesem Album kannst du zwei Wege gehen. Wenn du das vielleicht im Hintergrund laufen hast oder nicht mit voller Aufmerksamkeit dabei bist, dann hast du eine Platte, die sehr leicht wegzuhören ist. Wenn du dich wirklich hinsetzt, zum Beispiel mit Kopfhörern, dann merkst du, dass die Songs tatsächlich eine beträchtliche Tiefe haben und dir Stoff zum Nachdenken geben. Obwohl auch gesagt werden muss, dass es manchmal schwer zu verstehen ist wegen der Effekte. Lew liefert hiermit ein schönes Debüt ab, von dem sich Liebhaber dieser Musik sicherlich mitreißen lassen können. (Rik Moors) (7/10) (Luminelle Recordings)
Jimmy Barnes – Defiant
Mit 69 Jahren zeigt Jimmy Barnes mit “Defiant”, dass er noch lange nicht plant, die Bühne zu verlassen. Nach einer Herzoperation und mehreren Hüftoperationen hatte die australische Rocklegende allen Grund, das Handtuch zu werfen, aber stattdessen liefert er sein 21. Studioalbum ab – ein persönliches Statement über Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen. Die zehn Tracks, aufgenommen in Nashville, mischen Barnes’ vertrauten Pub Rock mit Americana-Einflüssen. Produzent Kevin Shirley sorgt für einen warmen, vollen Sound, während Gastmusiker wie Jason Bonham und Joe Bonamassa die Qualität hochhalten. Höhepunkte sind der Opener “That’s What You Do For Love” und das emotionale “Never Stop Loving You”, bei dem seine Frau Jane und Tochter Mahalia mitsingen. Dennoch spielt Barnes es sicher innerhalb bekannter Formeln. Obwohl seine raue Stimme noch immer überzeugt und die Themen aufrichtig wirken, fehlen “Defiant” die überraschenden Wendungen, die ein gutes Album groß machen. Es ist Handwerk von einem erfahrenen Profi, aber keine essentielle Hörerfahrung. Fans bekommen, wofür sie kommen, aber neue Geschichten bleiben aus. (Jan Vranken) (6/10) (Freight Train Music)
Silver Nightmares – Roxy Passion
“Roxy Passion” ist die neue EP der italienischen Prog-Rock-Band Silver Nightmares. Sie fügen AOR-Rock, Heavy Metal und einige leichte klassische Einflüsse hinzu. Zwei Nummern sind instrumental, Göran Edman singt die anderen beiden Tracks. Seine Rockstimme passt prima zum Titeltrack. Stellenweise hörst du angenehm viele Keyboards und schön kreischendes Gitarrenspiel. Der gestapelte Gesang wird manchmal an vorhersehbaren Stellen eingesetzt, aber das vergrößert die Zugänglichkeit dieses eingängigen Eröffnungstracks. Das instrumentale “Cats on the Run” beginnt mit gesampelten Geräuschen von Donner und einer ‘kreischenden’ Katze, dieses Geräusch kehrt später wieder. Der A-cappella-Start von “The Blue Light” ist überraschend. Der mehrstimmige Hintergrundgesang bildet eine schöne Einheit mit den ruhigen Klavierklängen dieses Tracks. Die elektronischen Klänge sorgen für eine ‘Weltraum-Atmosphäre’ in “The Blue Light (Space Version)”. Diese letzte Nummer hat weniger Wendungen und ein ziemlich vorhersehbares Ende. Durch verschiedene Besetzungswechsel der vergangenen Jahre hat Silver Nightmares vielleicht noch keinen ‘festen’ Stil. Dennoch hörst du sicherlich Ähnlichkeiten mit früheren Alben/EPs. (Esther Kessel-Tamerus) (7/10) (Eigenproduktion)
GoldLink – Enoch
Nach vier Jahren Stille kehrt GoldLink mit “Enoch” zurück, einer Explosion aus Rhythmus, House und Hip-Hop in 28 Minuten. Der Architekt des ‘Future Bounce’ lässt hören, dass sein genre-fließender Sound aktueller denn je ist. Erwarte keine tiefgreifenden Texte, aber straffe Flows über brillante Beats von Produzenten wie Kaytranada, Juls und Zaytoven. “Limpopo” knallt, “Aventador” gleitet, und “Club Beat” macht seinem Namen alle Ehre. Die Texte? Einfach, oft über Geld, Status und Clubleben – aber das scheint bewusst: GoldLink lässt die Beats die Geschichte erzählen. Nach Kontroversen und Reputationsschäden fühlt sich “Enoch” wie ein cleverer Neustart an. Er zielt nicht auf Katharsis ab, sondern auf Bewegung. Und das funktioniert. In einer Zeit von TikToks und tanzbaren Trends ist dies ein Album, das den Pulsschlag von heute perfekt einfängt. GoldLink muss nicht schreien. Er lässt die Musik die Arbeit machen. Etwas mehr Überzeugung, und dann wären wir da. (Elodie Renard) (6/10) (RBC Records)
Omar – Brighter the Days
Nach vierzig Jahren als Aufnahmekünstler liefert Omar Lye-Fook MBE mit “Brighter the Days” sein ambitiösestes Werk ab. Dieses neunte Studioalbum zeigt, warum der britische Neo-Soul-Pionier noch immer der Maßstab für zeitgenössische Soul-Musik ist. Der Höhepunkt ist zweifellos “This Thing Called Life” – ein herrlicher Dancefloor-Filler, der cinematische Streicher mit einem unwiderstehlich funkigen Arrangement kombiniert. Dieses instrumentale Meisterwerk zeigt perfekt Omars Fähigkeit, zeitlose Eleganz mit zeitgenössischer Energie zu verweben. Die Starbesetzung an Gästen, von Paul Weller bis India Arie, von Giggs bis Ledisi, trägt zu einem Album bei, das vor Qualität strotzt. Greg Boramans Produktion schafft warme, soulvolle Grooves, die Omars inzwischen reifere Stimme perfekt umrahmen. Diese 69 Minuten dauernde Reise durch Soul, Funk, Jazz und Salsa fühlt sich wie eine Feier von vierzig Jahren musikalischer Exzellenz an. Es ist schade, dass etablierte Meister wie Omar so wenig Mainstream-Medienaufmerksamkeit bekommen. Diese Musik könnte viel breiter ankommen, wenn sie die Anerkennung bekäme, die sie verdient. “Brighter the Days” beweist, dass künstlerische Reife und vier Jahrzehnte Erfahrung zu Werk führen können, das sowohl karriereprägend als auch wirklich innovativ ist. (Jan Vranken) (8/10) (Impressive Collective/BBE Music)