Übersicht über die Albumrezensionen: Hans Zimmer, Karla Harris und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Lorentzen – Leave Nobody Behind
Progressive-Liebhaber kennen Multi-Instrumentalist Eivind Lorentzen vielleicht von der norwegischen Band Gentle Knife. Diese Band hat leider aufgehört, aber Eivind macht weiter Musik. Sein neues Album heißt “Leave Nobody Behind.” Es besteht aus fünf instrumentalen Tracks, jeweils gefolgt von einem oder zwei Gedichten. Diese werden manchmal von einem Hauch Musik begleitet. Während der instrumentalen Nummern wird eine ganze Reihe von Instrumenten verwendet. Die Art, wie sie gespielt und kombiniert werden, sorgt für eine besondere Mischung. Die Melange zwischen Rhythmus und Melodie ist überraschend. In “Dimensions of Hope 1” hört man unter anderem eine Mischung aus Rock und Jazz. In einem einzelnen Track ist der Klang der leicht rockenden Elemente zu flach oder die Percussion etwas zu blechern. Ansonsten ist der Klang gut und außerdem prima über das Headset verteilt. Eine Anzahl Wiederholungen fühlt sich etwas unnatürlich/künstlich an. Außerdem sind es manchmal ziemlich viele, wodurch eine Anzahl Details und Wechsel der Instrumente weniger gut auffallen. Ansonsten ist die Melange zwischen den Instrumenten und die Art, wie sie gespielt werden, gut. “Leave Nobody Behind” ist ein schön zurückhaltendes Album. (Esther Kessel-Tamerus) (7/10) (Apollon Records)
Rio Kosta – Unicorn
Mike Del Rio und Kosta Galanopoulos lernten sich auf einem Festival kennen und wussten sofort, dass sie etwas Besonderes hatten. Ihr Debütalbum “Unicorn” ist der Beweis dafür. Die beiden Musiker machten dieses Album aus ihrem Motto “die Natur nicht stören” heraus und ließen ihre Kreativität so natürlich wie möglich fließen. Es öffnet mit “Mountain Top,” einem Lied, das den Ton für das setzt, was kommen wird. Und das ist viel Schönes, aber die wahre Magie liegt im Titelstück “Unicorn,” das sie während ihrer allerersten Session aufnahmen. Man hört buchstäblich den Moment, in dem sie sich gefunden haben. Schön. Auch “Ancients” berührt, besonders weil es ein Sample von Kostas Vater enthält, der in den siebziger Jahren in einer griechischen Folkband spielte. Es bringt die Musik wieder zu einem Kreis, der rund ist. Ihr Sound schwebt irgendwo zwischen Khruangbin und alter Soul, mit Einflüssen von Jorge Ben bis zu The Beatles. Einige Lieder wie “Follow The River” hypnotisieren einen komplett, während “Save My Soul” zeigt, dass sie auch verletzlich zu sein wagen. Nicht alles ist perfekt. “Intermission” fühlt sich etwas halbfertig an, als ob sie nicht richtig wussten, was sie damit machen sollten. Aber das tut einem Album wenig Abbruch, das hauptsächlich beweist, dass die beste Musik entsteht, wenn man einfach seinem Gefühl folgt. Schönes Detail: Das Album wird auf dem Label veröffentlicht, das sonst nur eine Single vom Formel-1-Fahrer Charles Leclerc herausbrachte. (Elodie Renard) (8/10) (Verdigris)
Karla Harris – Merge
Zusammenführen: Das ist die Bedeutung des Wortes “merge.” Der Titel deckt in diesem Fall den Inhalt der Platte ab: Sängerin und Komponistin Karla Harris bringt auf ihrer neuen Platte verschiedene Stile zusammen. Der Zuhörer wird mit einem Potpourri von American Songbook-Klassikern, purem Jazz und einer kräftigen Dosis R&B traktiert, worin Harris vor allem ihre Vielseitigkeit hören lässt. Harris kann singen, das steht außer jedem Zweifel. Aber sie leidet an einem Übel, unter dem mehr, sorry, es sind doch oft Damen, Sängerinnen leiden. Von allem gerade zu viel, wodurch manches Lied mehr eine Meisterklasse in Stimmbeherrschung wird. Nehmen Sie Ben E. Kings Klassiker “Stand By Me.” Dieses Lied braucht all diese Schnörkel, verzögerte Noten, Ad-libs, andere Melodielinie nicht, im Gegenteil. Oder “Almost Like Being In Love,” dessen Tempo erheblich aufgeschraubt wurde, vergleichen Sie es einmal mit Nat King Coles Version, und es wird zu einer Art vokalen Hürdenlauf. Warum würden Sie sich das antun? Glücklicherweise kennt die Platte auch kleine Juwelen, wie “Sugar,” das auf “Merge” mit einem herrlich trägen, von Hip-Hop inspirierten Groove versehen ist, ein exzellentes Stück Schlagzeugarbeit von Chris Burroughs. Der stärkste Track auf dem Album ist das Titelstück, eine eigene Komposition mit überraschenden Hooks und einem meisterhaften Solo von Saxophonist Sam Skelton, der hierfür das Saxophon gegen die Querflöte eintauscht. Davon hätten wir gern mehr gehört. (7/10) (Jeroen Mulder) (Karla Harris)
Hans Zimmer – F1 The Movie (Original Score)
Mit seiner dreizehnten Zusammenarbeit mit Produzent Jerry Bruckheimer kehrt Hans Zimmer zur Rennstrecke zurück. Für Joseph Kosinskis F1-Film hat der Meisterkomponist eine hybride Partitur geschaffen, die menschliche Emotion und technologische Kraft perfekt vereint. Zimmer beschreibt seinen Ansatz als “eine hybride Partitur zwischen Elektronik und Orchester,” wobei das Orchester den menschlichen Fahrer repräsentiert und die Elektronik die Maschine. Das Hauptthema kombiniert nostalgische Synthwave-Untertöne mit orchestraler Größe, die unverkennbar an “The Chain” von Fleetwood Mac erinnert, das jahrelang das bekannte F1-Thema der BBC war. Genau wie diese legendäre Basslinie findet Zimmer die perfekte Balance zwischen Spannung und Melodie. Die Eröffnungsnummer “F1” zeigt direkt Zimmers Meisterschaft mit einem verblüffend mitreißenden Hauptthema. Die Zusammenarbeit mit Lewis Hamilton als Executive Producer hat Früchte getragen; der siebenfache Weltmeister half Zimmer, die authentische Spannung zwischen Mensch und Maschine zu verstehen. Höhepunkte sind die Actionsequenzen, in denen Gitarrist Tim Henson und das “Gunslinger-Motiv” für Brad Pitts Charakter emotionale Tiefe hinzufügen. Kritische Anmerkung: Während der längeren Sequenzen in der Filmmusik wird die Musik auch langatmig und phasenweise sogar langweilig. Dennoch gelingt es Zimmer, den Geist der Formel 1 musikalisch einzufangen. (Jan Vranken) (7/10) (Apple Video Programming)
Germana Stella La Sorsa and Tom Ollendorf – After Hours
Germana Stella La Sorsa ist eine italienische Sängerin, die seit ihrem Umzug nach England 2017 kräftig auf sich aufmerksam macht. Auf ihrem Debütalbum “Vapour” aus 2021 arbeitete sie bereits mit Gitarrist Tom Ollendorf zusammen und diese Zusammenarbeit bekommt nun eine Fortsetzung mit der EP “After Hours,” auf der das Duo sechs Stücke bringt. Vier davon sind Covers, beginnend mit “Because,” das Paul McCartney für “Abbey Road,” den Schwanengesang von The Beatles, schrieb. Anstatt des typischen Cembalo-Intros und des Zusammengesangs der Fab Four hören wir nun direkt die Stimme von Stella La Sorsa. Anfangs scheint diese Version nah am Original zu bleiben, aber auf halber Strecke übernimmt Ollendorf die Initiative in einer freien Interpretation, dargestellt in wirklich brillantem Gitarrenspiel. Es muss gesagt werden, dass Ollendorf einen kräftigen Stempel auf die Stücke drückt, einschließlich der beiden eigenen Kompositionen “Procida” und “In Time and (S)Pace.” In beiden Tracks spielt der Gitarrist die Hauptrolle, trotz der glasklaren und durchaus fesselnden Vocals der Italienerin. Ihr “schönster Moment” ist “Carinhoso,” das von Stella La Sorsa im ursprünglichen Portugiesisch gesungen wird, was zu einer Version führt, die mit der wunderschönen Aufführung konkurrieren kann, die Sara Vaughan 1951 aufnahm. Die Schlussfolgerung nach 25 Minuten ist, dass die Zusammenarbeit zwischen Stella La Sorsa und Ollendorf Lust auf mehr macht. Ein vollwertiges Album, mindestens. (Jeroen Mulder) (8/10) (33 Jazz)