Übersicht über die Albumrezensionen: Robert Plant, Scorpions und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Yumi Ito – Lonely Island

‘Welche Platten würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?’ Diese Frage stellte sich die japanische Sängerin, Pianistin und Komponistin Yumi Ito selbst: ‘Welche Musik würde ich mitnehmen?’ Die Antwort besteht aus den zehn Stücken, die auf dieser extrem intimen Platte festgehalten sind. Intim, denn sie ist auf das absolute Minimum reduziert – nur ihre Stimme und das Klavier. Dank fachmännischem Mastering (von Magdalena Piotrkwoska von Hear Candy) hat man das Gefühl, bei ihr im Zimmer zu sitzen, am Flügel, während Ito ihr harmonisches Herz ausschüttet. Die Stücke sind übrigens nicht neu: Sie standen auf den Alben „Stardust Crystals” von 2020 und „Ysla” von 2023. Auf dem erstgenannten Album ist „What Seems To Be” mit einem reichen Arrangement mit unter anderem Saxophon versehen. Auf „Lonely Island” finden wir den Track wieder, aber in der ultimativ schlichten Ausführung mit nur Gesang in wunderschöner Close Harmony und Klavierbegleitung. Das Saxophon wird durch eine scat-ähnliche Improvisation ersetzt. „Love Is Here To Stay” stand auf „Ysla”, wiederum in einem reichen Arrangement mit Streichern. Auf „Lonely Island” hören wir die Solo-Version: Der Gesang ist praktisch unverändert und schwebt zwischen manchmal sehr zerbrechlich und dann wieder kraftvoll. Hören Sie sich „Little Things” an und staunen Sie über die Vielseitigkeit dieser Stimme. Eine Stimme, die reiner wird, wenn sie nur von Klavierklängen umrahmt wird. Halten die Songs dann stand? Mehr als das. Es kommt faktisch härter und vor allem reiner an, jede Note ist notwendig und trifft ins Schwarze. Es ist ein musikalisches Statement geworden, wie die ganze Platte ein kraftvolles Statement ist: Ito legte die Produktion vollständig in die Hände kreativer Geister aus der LGBTI-Gemeinschaft. Schließlich: Yumi Ito geht auf Tour, mit voller Besetzung. (Jeroen Mulder) (8/10) (Enja Yellowbird)

ZAZ – Sains Et Saufs

Nach Jahren persönlicher Kämpfe kehrt ZAZ mit ihrem bisher introspektivsten und emotional offenherzigsten Album zurück. „Sains Et Saufs” öffnet mit „Je Pardonne”, worin Isabelle Geffroy ihre Verletzlichkeiten bloßlegt und Frieden mit ihrer Vergangenheit schließt. Das Album behandelt Themen wie Sucht, Selbstakzeptanz und innere Heilung mit einer rohen Ehrlichkeit, die ihren früheren Werken manchmal fehlte. Die Zusammenarbeit mit dem jungen belgischen Produzenten Noé Preszow bei sechs Nummern bringt eine frische Dynamik, ohne ZAZs charakteristischen Sound zu verlieren. „Au Pays Des Merveilles” konfrontiert ihren Kampf gegen die Kokainsucht, während „Mon Cœur Tu Es Fou” ihre Stimmkraft voll ausnutzt. Produktionstechnisch ist das Album sorgfältig ausbalanciert – warme akustische Arrangements wechseln sich mit geschichteteren Kompositionen ab. Einige Nummern wirken jedoch etwas vorhersagbar, besonders im mittleren Teil des Albums. Für Hörer, die ZAZs persönliche Entwicklung verfolgt haben, markiert dieses Album einen wichtigen Wendepunkt hin zu künstlerischer Reife und Authentizität. (Anton Dupont) (8/10) (Tôt ou Tard)

Scorpions – From The First Sting

Zu Ehren ihres 60-jährigen Bestehens präsentieren die deutschen Hardrock-Legenden eine sorgfältig kuratierte Retrospektive, die ihre Entwicklung von einer lokalen Rockband zu weltweiten Arena-Füllern dokumentiert. Diese Jubiläumssammlung enthält nicht nur zeitlose Hymnen wie „Rock You Like A Hurricane” und „Wind Of Change”, sondern zeigt auch tiefere Albumtracks, die ihre Songwriting-Entwicklung illustrieren. Klaus Meines Stimme klingt noch immer kraftvoll, während Rudolf Schenkers Gitarrenwerk den roten Faden durch fünf Jahrzehnte Musikgeschichte bildet. Das Remastering betont die Produktionsqualität verschiedener Ären, ohne die ursprüngliche Charakteristik zu verlieren. Für neue Hörer fungiert es als ideale Einführung zu einer Band, die Hardrock mitdefiniert hat. Langjährige Fans werden die Aufnahme seltener Live-Versionen und alternativer Mixe schätzen. Dem Album fehlen jedoch überraschende tiefere Schnitte oder unveröffentlichtes Material. Als Hommage an eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands aller Zeiten gelingt es „From The First Sting”, ihre bleibende Relevanz und ihr musikalisches Erbe zu unterstreichen. (Tobias Braun) (7/10) (BMG)

Robert Plant – Saving Grace

Der Led Zeppelin-Frontmann sucht im Alter von 77 Jahren weiterhin nach neuen musikalischen Horizonten mit „Saving Grace”, einem Album, das seine anhaltende Kreativität und unstillbare Entdeckungslust zeigt. Plant arbeitet mit Produzentin Suzi Dian und seiner vertrauten Band zusammen, um einen Sound zu schaffen, der Folk, Weltmusik und Rock raffiniert zusammenfügt. Seine Stimme, obwohl anders als in seinen goldenen Gott-Tagen, besitzt noch immer die ausdrucksstarke Kraft, die ihn auszeichnet. „Bones of Saints” öffnet mit hypnotischer Perkussion und Plants charakteristischem Vibrato, während „Embrace Another Fall” mehr groove-orientiertes Terrain erkundet. Die Einflüsse nordafrikanischer und nahöstlicher Musik sind subtil aber effektiv integriert. Gitarrist Liam Tyson fügt Textur hinzu, ohne zu dominieren, perfekt ergänzend zu Plants Gesang, der die schönsten Geschichten erzählt. Einige experimentelle Passagen wirken datiert, aber Plants Fähigkeit, persönlichen Input in selbst abgetretene Themen zu geben, bleibt intakt. Für Fans, die Plants Post-Zeppelin-Reise verfolgt haben, bietet „Saving Grace” eine würdige Ergänzung zu seinem umfangreichen Solo-Katalog. (Jan Vranken) (7/10) (Nonesuch)

Yong Yello – Bennie & De Banaliteit Van Ons Bestaan

Das belgische Indie-Kollektiv Yong Yello präsentiert mit ihrer neuesten Veröffentlichung eine philosophische Erkundung unseres alltäglichen Existenzrechts, verpackt in zugängliche aber intelligente Pop-Songs. Das Album behandelt Themen von Entfremdung und Sinnfindung mit einer typisch flämischen Mischung aus Ernst und Selbstironie. Leadsänger Ben De Wildes warmes Timbre trägt die oft absurdistischen Textzeilen mit Überzeugung, unterstützt von üppigen Arrangements, die Einflüsse von Krautrock bis Chanson integrieren. „Bennie” als Titeltrack fungiert als Charakterstudie zeitgenössischer Langeweile, während „Maandag” das Wochenend-Blues-Phänomen mit unerwarteten musikalischen Wendungen erkundet. Die Band zeigt ihre europäische Sensibilität, indem sie verschiedene Sprachen und musikalische Traditionen integriert, ohne prätentiös zu klingen. Produktionstechnisch klingt das Album warm und organisch, mit Raum für Improvisation innerhalb strukturierter Songs. Für Liebhaber intelligenter Popmusik mit philosophischen Untertönen bietet dieses Album genug Schichten, um lange Zeit fesselnd zu bleiben. (Norman vanden Wldenberg) (8/10) (PIAS)

Change consent