Übersicht über die Albumrezensionen: Rosalía, Portugal. The Man und mehr
Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Bananagun – Why is the Colour of the Sky?
Vier Jahre nach ihrem Lockdown-Debüt kehrt das Melbourne-Kollektiv mit einem Album zurück, das die kluge Sunshine-Pop- und Afrobeat-Mischung von “The True Story of Bananagun” gegen ein freieres, experimentelleres Terrain eintauscht. Aufgenommen in minimalen Takes auf vintage-analogem Equipment im Button Pusher Studio, spiegelt “Why is the Colour of the Sky?” die turbulente Zeit wider, die die Band während der australischen Lockdowns und persönlicher Veränderungen durchlebte. Der Opener “Brave Child of a New World” setzt sofort den Ton mit rauen Drums, verschwommenen Gitarren, Flötenausbrüchen und harmonisierten Vocals in einer lebendigen Kakophonie von Melodie. “Children of the Man” kombiniert Velvet Underground-artige Rhythmen mit Afrobeat, während “Feeding the Moon” ein instrumentales Abenteuer mit jazzigen Akkorden und absurden Taktwechseln ist. Die Band lässt sich eindeutig von Spiritual Jazz, Tropicalia und Zamrock inspirieren, doch der psychedelische Charakter erschwert manchmal unnötig. “Free Energy” hat einen fantastischen Groove, und der zweiteilige Abschluss “Wonder” ist beeindruckend in seinem Fusion-ähnlichen Ansatz. Das Album wirkt weniger poliert als das Debüt, doch genau diese Rauheit und Freiheit machen es zu einem mutigen und einfallsreichen Werk, das beweist, dass Bananagun keine Angst hat, neue musikalische Territorien zu erkunden. (Anton Dupont) (7/10) (Full Time Hobby)
Lars Fredrik Frøislie – Quattro Racconti
2023 veröffentlichte Wobblers Keyboarder Lars Fredrik Frøislie “Fire Fortellinger”. Nun ist eine Spezialversion dieses Debüts erschienen. Auf “Quattro Racconti” singt Stefano “Lupo” Galifi (Museo Rosenbach). Zwei der vier Tracks sind Epics von über 16 Minuten Länge. Bereits im ersten, “Il Cavaliere dell’Apocalisse”, gibt es zahlreiche Wendungen. Aufgrund meiner begrenzten Italienischkenntnisse verstehe ich wenig vom Gesang, aber Stefano singt mit Leidenschaft. Die Emotion ist auch in der Musik hörbar. “Un Posto Sotto il Cielo” ist ein abwechslungsreicher Track mit einem etwas langweiligen Fade-out. “Presagio” enthält angenehm viel Retro-Orgelspiel. Der Gesang in “Cattedrale della Natura” ist manchmal fast zu intensiv, aber die dynamischen Lautstärkewechsel sind beeindruckend. Das Album weist auch psychedelische Einflüsse und Folk-Elemente auf. Man hört Flöten und akustische Saiteninstrumente. Es gibt Kontraste zwischen tiefen (Bass-)Tönen und hohen (elektronischen) Keyboardklängen. Das Schlagzeugspiel ist lobenswert, aber besonders die Keyboardarbeit ist sehr variabel. “Quattro Racconti” ist ein Muss für Liebhaber komplexer (Retro-)Prog-Rock-Musik. (Esther Kessel-Tamerus) (8/10) (Karisma Records)
Brandon Sanders – Lasting Impression
Man hat nur eine Chance, einen starken ersten Eindruck zu hinterlassen, und Schlagzeuger Brandon Sanders hat das gut verstanden. “Lasting Impression” beginnt mit dem kraftvollen “8/4 Beat”, inklusive eines wirklich unglaublichen Vibraphon-Solos von Warren Wolf. Auffällig ist vor allem die Leichtigkeit des Grooves, den Sanders aufbaut. Komplexe Rhythmen werden gespielt, doch Sanders lässt sie fließend, fast schwebend klingen, ohne jemals das Ziel des Schlagzeugers zu verfehlen: einen stabilen Swing bereitzustellen, damit andere Musiker selbstbewusst die Bühne betreten können. Sängerinnen wie Jazzmeia Horn bereichern zwei Tracks mit purer Soulmusik. Einer dieser Tracks ist Gershwins “Our Love is Here to Stay”: mit warmem, tiefem Klang und gelegentlich rauen Nuancen liefert Horn eine Meisterklasse in der Interpretation des American Songbook. Sie übernimmt auch den Abschlusstrack, Stevie Wonders “Until You Come Back To Me (That’s What I’m Gonna Do)”: nach reinem Jazz in Stücken wie “Tales of Mississippi” und “No BS for B.S.” (Wolf spielt alle an die Wand auf dem Vibraphon) endet das Album mit einem Stück, das auch außerhalb der Jazzkreise erfolgreich sein könnte. Unser Rat: als Single veröffentlichen. Absolut radiotauglich, Sanders beweist nicht nur, dass er ein hervorragender Schlagzeuger ist, sondern auch, dass er weiß, was ein breites Publikum hören möchte, und in der Lage ist, dieses Publikum außerhalb der Jazzszene zu erreichen. Hoffentlich hinterlässt es einen bleibenden Eindruck. (Jeroen Mulder) (8/10) (Savant Records)
Rosalía – Lux
“Lux” ist ein ambitioniertes Album der katalanischen Sängerin Rosalía, das sich entschieden von den traditionellen Popstrukturen ihres Vorgängers “Motomami” entfernt und einen dunkleren, orchestralen Weg einschlägt. Das Album, das vom Hörer volle Konzentration verlangt, enthält Texte in dreizehn Sprachen, darunter Katalanisch in “Divinize” und Italienisch in der Ballade “Mio Cristo Piange Diamanti/My Christ”, was die universelle und spirituelle Reise der Musik betont. Ihre Stimme ist kraftvoller und weniger bearbeitet als zuvor, wechselt mühelos zwischen intimen Flüstergesang und lyrischen, fast opernhaften Höhen wie in der Single “Berghain”. Die Zusammenarbeit mit dem London Symphony Orchestra und Gästen wie Björk schafft eine ungewöhnliche, vielschichtige Klanglandschaft, die klassische Elemente mit elektronischen Experimenten verbindet. “Lux” ist kein Album für einfache Unterhaltung, sondern ein künstlerisches, mutiges Projekt, das den Hörer mit der Essenz von Menschlichkeit und Verwundbarkeit konfrontiert. Es ist ein seltenes Beispiel für Popmusik, die die Grenzen des Genres vollständig überschreitet. (Elodie Renard) (9/10) (Columbia/Sony Music Latin)
Portugal. The Man – SHISH
Portugal. The Man kehren mit ‘SHISH’ zu ihren unabhängigen Wurzeln zurück, einem kompakten aber kraftvollen zehnten Studioalbum, das auf ihrem eigenen Label KNIK nach dem Weggang von Atlantic Records veröffentlicht wurde. Alle zehn Tracks sind nach Orten in Alaska benannt und erkunden Themen wie Überleben, Familie und Verbundenheit mit dem Ort, der die Band geprägt hat. Der Opener ‘Denali’ kombiniert Grunge-Gitarren mit Synthpop-Refrains und psychedelischen Outros, wobei mehrere Genres nahtlos ineinander übergehen. Der chaotische Hardcore von ‘Pittman Ralliers’ steht im starken Kontrast zum melodischen Indie-Pop von ‘Knik’, während ‘Mush’ ländliches Leben und Gefahr mit dem wiederholten Text ‘we can be family’ als Statement gegen Isolation erkundet. Das Album wurde von John Gourley und Kane Ritchotte in einer Heimstudio-Umgebung produziert, die ihnen Freiheit zum Experimentieren gab. ‘Tanana’ bietet mit Streichern einen emotionalen Höhepunkt, bei dem Trauer und Hoffnung zusammenkommen, während die Welt brennt. Dies ist keine radiofreundliche Fortsetzung von ‘Feel It Still’, sondern eine bewusste Entscheidung für künstlerische Authentizität über kommerziellen Erfolg. (Tobias Braun) (8/10) (KNIK/Thirty Tigers)






