Album review overview: Smino, Snoop Dogg und mehr
Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Rahel Talts – Back and Forth
Während Jazz früher unter sowjetischer Herrschaft überwiegend underground war, ist die Szene in den baltischen Staaten mittlerweile gereift. In Estland ist das Festival Jazzkaar in Tallinn das Aushängeschild, es existiert seit 1990 und ist das größte Jazzfestival der baltischen Staaten. Es zieht internationale Künstler und tausende Besucher an. Rahel Talts ist dort zweifellos ein großer Name, außerhalb Estlands jedoch bleibt die Pianistin für uns ein unentdecktes Juwel. Mit “Back and Forth” zeigt sie, dass sie zu den bemerkenswertesten jungen Stimmen des zeitgenössischen europäischen Jazz gehört. Das Album zeigt auch ihre Vielseitigkeit: emotional auf “Pärnu”, rhythmisch mitreißend mit einem tanzbaren Groove auf “Jungle Party”. Talts verzichtet auf virtuoses Showmanship; ihre zurückhaltenden Kompositionen leben von der Atmosphäre. Es ist Musik einer Künstlerin, deren Herz in Estland liegt, deren Geist jedoch Grenzen erkundet, wodurch “Back and Forth” ein angenehmes, aufrichtiges und authentisches Album ist, das manchmal melancholisch, aber stets intim und hoffnungsvoll klingt und gelegentlich richtig fröhlich, wie das schnelle “Time for Fun”. Die Beiträge des Gitarristen Rob Luft sind ebenfalls erwähnenswert: die melodischen Dialoge zwischen Gitarre und Piano sind ein unverzichtbares Element des Albums. North Sea nächstes Jahr? (Jeroen Mulder) (8/10) (Rainbow Records)
Smino – Maybe in Nirvana
Zwei Jahre nach dem ausgezeichneten “Luv 4 Rent” kehrt Smino mit einem Album zurück, das durch mangelnde Fokussierung und Energie enttäuscht. Vor seinem vorherigen Album aufgenommen, aber erst jetzt veröffentlicht, wirkt “Maybe in Nirvana” wie eine Sammlung von Outtakes ohne die üppige und experimentelle Note, die ihn auszeichnete. Die Produktion verharrt in flachen Trap-Beats mit wenig Variation, während Sminos vokale Kapriolen eher irritierend als charmant wirken. Tracks wie “dear fren” enttäuschen durch hohe, unnatürliche Gesangsparts, und das Fehlen starker Hooks macht die meisten Songs wenig einprägsam. Nur “maybe in nirvana” und “lee” bieten Highlights durch interessantere Beatwechsel und vokale Variation. Mit nur neunundzwanzig Minuten Spielzeit ist das Album auch kurz. Sminos Talent ist unbestreitbar, wird hier jedoch unterfordert, was angesichts seiner früheren Leistungen besonders schmerzt. Für Fans von “Luv 4 Rent” dient dieses Album vor allem als Erinnerung daran, wie gut Smino sein kann, wenn alles stimmt. (Elodie Renard) (5/10) (Zero Fatigue)
Lungtoucher – My Consort, Eternal
Lungtoucher besteht aus nur einer Person, dem britischen Black-Metal-Maniac Lungtoucher. “My Consort, Eternal” ist ein 26-minütiges Mini-Album mit fünf rohen, atmosphärischen, okkulten Post-Black-Metal-Tracks. Alles auf diesem Mini-Album passt. Die Musik ist schwer einzuordnen. Hört es nicht beim Abwasch – steckt Energie hinein. “My Consort, Eternal” erfordert mehrere Durchläufe, um alle Details und Nuancen zu erfassen. Die Produktion ist roh und heavy. Die Texte behandeln okkulte Themen. Brutale Momente wechseln sich mit ruhigen, fast friedlichen Passagen ab, und dieser klangliche Kontrast ist ein Pluspunkt. Lungtoucher nutzt ihn geschickt. Empfehlenswerte Tracks: der Opener “Baleful Shadows” und das schnelle “Cursemark”. (Ad Keepers) (7/10) (Phantom Lure)
The Old Dead Tree – London Sessions
Die angesehene französische Progressive-Rock-Metal-Band “The Old Dead Tree” war eine Zeit lang inaktiv. Ihr Comeback war 2023, und letztes Jahr erschien die CD “Second Thoughts”. Im Frühjahr nahmen sie die EP “London Sessions” in den Abbey Road Studios auf. Dank Manuel Munoz’ vielseitigem Gesang und der besonderen Mischung aus Musikstilen haben sie einen einzigartigen Sound. Die vier Tracks beginnen überraschend ruhig. Sie sind gut aufgebaut, enthalten viele Tempo-, Lautstärke- und Stilwechsel. Die Veränderungen sind manchmal abrupt, manchmal allmählich. Sowohl in den ruhigen als auch in den schwereren Abschnitten sind die Schichten von Bass und Gitarre gut verteilt, ebenso die Drums. Der (gestapelte) Gesang ist manchmal zurückhaltend, gelegentlich leicht echohaft, zu anderen Zeiten rau, aber stets in Harmonie mit der Musik. Besonders deutlich wird dies im letzten Track, der zudem wunderschön auf (Bass-)Gitarre ausklingt. Da der Metal nicht übermäßig ist, eignet sich “London Sessions” für ein breites Publikum. (Esther Kessel-Tamerus) (9/10) (Season of Mist)
Snoop Dogg – Missionary
Über dreißig Jahre nach “Doggystyle” vereinen sich Snoop Dogg und Dr. Dre für ein Album, das sowohl Hommage als auch Innovation sein möchte. “Missionary” zeigt, dass beide Veteranen weiterhin ihre Spuren im Hip-Hop hinterlassen können, auch wenn das Ergebnis eher wie Mogul-Rap klingt als wie der rohe Gangsta-Rap ihrer Anfangszeit. Dr. Dre liefert solide Produktion mit teuren Samples von Tom Petty und Sting, während Snoop überraschend präzise rappt und gelegentlich emotionale Tiefe zeigt. Features von Eminem, 50 Cent und Method Man fügen wenig hinzu, doch Tracks wie “last dance with mary jane” und “hard knocks” beweisen, dass die Chemie zwischen den beiden noch intakt ist. Das Album fehlt jedoch die Dringlichkeit und Originalität, die ihre Klassiker so unvergesslich machten. Während “Doggystyle” Grenzen verschob, bewegt sich “Missionary” innerhalb bekannter Muster. Für Fans ist es ein willkommenes Wiedersehen, das Nostalgie weckt; für andere vor allem die Bestätigung, dass beide Künstler ihre beste Zeit hinter sich haben. (Anton Dupont) (7/10) (Death Row Records)






