Übersicht über die Albumrezensionen: Horace Andy & Jah Wobble, CocoMelon und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Tank and the Bangas – The Heart, The Mind, The Soul
Mit “The Heart, The Mind, The Soul” liefern Tank and the Bangas ein meisterhaftes Triptychon ab, das Poesie, Musik und Emotionen zu einem einzigartigen Ganzen verbindet. Die in New Orleans verwurzelte Band, angeführt von der charismatischen Tank, erkundet in diesem ambitionierten Projekt die tiefsten Ebenen der menschlichen Existenz. Jeder Teil des Albums hat seinen eigenen Charakter, der von verschiedenen Produzenten gekonnt gestaltet wurde. James Poyser erweckt Tanks samtige Altstimme in “The Heart” zum Leben, während Iman Omari’s traumhafte Beats in “The Mind” eine nachdenklichere Atmosphäre schaffen. Robert Glasper’s ungebundener, jazziger Produktionsstil in “The Soul” bildet den perfekten Rahmen für Tanks freie Ausdrucksweise. Besonders hervorzuheben ist die prominente Rolle der Poesie, die ihren Höhepunkt in einer Zusammenarbeit mit Jill Scott findet. Tanks Mission, Poesie als Musikgenre zu elevieren, gelingt glänzend. Ihr persönliches Wachstum und ihr neu gefundenes Selbstbewusstsein klingen in jedem Track durch und resultieren in einem Album, das sowohl intim als auch universell anmutet. Es ist eine beeindruckende Reise durch das menschliche Bewusstsein, die keinen Zuhörer unberührt lässt. (Elodie Renard) (8/10) (Verve Label Group)
Drug Church – Prude
Die Albany-Formation Drug Church veröffentlicht mit “Prude” ihr fünftes Album, produziert von Jon Markson. Während das Vorgängeralbum “Hygiene” (2022) für sein geschichtetes Gitarrenwerk gelobt wurde und sogar die britischen Charts erreichte, ist “Prude” ein enttäuschender Schritt zurück. Die Singles “Demolition Man” und “Chow” versprachen die übliche hochenergetische Hardcore-Punk-Attitüde, doch was zunächst beeindruckt, wird schnell vorhersehbar. Patrick Kindlons Gesang, der auf früheren Veröffentlichungen eine Evolution zeigte, fällt hier in monotonem Geschrei zurück, das den philosophischen Unterton seiner Texte eher untergräbt als verstärkt. Die Produktion versucht, die musikalischen Einschränkungen mit einer Wand aus Klang zu kaschieren, kann aber nicht verbergen, dass die Band in einer kreativen Sackgasse steckt. Während “Hygiene” noch frisch klang, bleibt “Prude” in einer Formel stecken, die ihr Haltbarkeitsdatum überschritten hat. Für Genre-Liebhaber gibt es bessere Alternativen. (Anton Dupont) (3/10) (Pure Noise Records)
Horace Andy & Jah Wobble – Timeless Roots
In einer Ära, in der Reggae zunehmend von seelenlosen Dancehall-Beats entblättert wird, kommt das Album “Timeless Roots” des Veteranen Horace Andy und des Bassisten Jah Wobble als erfrischende musikalische Heimkehr. Dieses vierzehnteilige Werk balanciert an der Schnittstelle von Nostalgie und Erneuerung, ist jedoch nicht ohne Vorbehalte. Die Produktion hat zwar einen etwas künstlichen Glanz, aber vor allem sind es die überraschenden Reggae-Interpretationen bekannter Hits, die dem Album seinen Charme verleihen. Nehmen wir zum Beispiel ihre Version von Stevie Wonders “Superstition” – eine völlig neue Erfahrung, die, trotz (oder vielleicht wegen) der offensichtlich cannabis-inspirierten Produktion, überraschend ansteckend klingt. Auch “Come Together” von The Beatles erhält eine überzeugende Reggae-Behandlung, die mehr ist als nur eine kurvenreiche Coverversion. Während die eigenen Kompositionen etwas zwischen den Covers untergehen, ist dies ironischerweise gerade die Rettung des Albums. “Timeless Roots” beansprucht nicht, ein bahnbrechendes Meisterwerk zu sein, erfüllt jedoch perfekt seine Rolle als zugängliches, festliches Album. Es ist Musik, die hervorragend bei einer Sommerbarbecue oder Gartenparty zur Geltung kommt, wo sie zweifellos für wippende Hüften und lächelnde Gesichter sorgen wird. Obwohl Puristen möglicherweise bei der manchmal glatten Produktion die Augenbrauen hochziehen, ist “Timeless Roots” im Kern ein unterhaltsames Album, das genau das bietet, wofür es gemacht ist: unkomplizierten Hörgenuss mit einem Reggae-Twist. Perfekt für alle, die nach einem leichten Soundtrack für sonnige Tage suchen. (Jan Vranken) (6/10) (Cleopatra Records)
CocoMelon – Halloween Songs
Bist du bereit für eine gruselige, aber fröhliche Musikparty? CocoMelon, der extrem beliebte YouTube-Kanal für Kleinkinder und Vorschulkinder, hat ein fröhliches Halloween-Album veröffentlicht, das perfekt für die Allerkleinsten ist! Dieses fröhliche Album ist voll mit eingängigen Melodien, die kleine Gespenster und Hexen sofort mitsingen können. Nach zweimaligem Anhören kennst du die Lieder schon auswendig – das ist der magische Effekt von CocoMelon! Die Melodien sind einfach, aber so effektiv, und bevor du es weißt, tanzt du mit deinem kleinen Kind durch das Zimmer. Für Eltern, die ihren Kindern Halloween auf eine nicht-gruselige Weise näherbringen möchten, ist dieses Album ideal. Die Lieder sind fröhlich und verspielt, ohne wirklich gruselige Elemente. Perfekt, um TikTok-Videos mit deinem kleinen Gruselgeist zu machen! Und ganz ehrlich – viele Eltern, Großeltern und Betreuer werden diese Melodien heimlich auch großartig finden. Es gibt etwas an dieser “dummen” Kindermusik, dem selbst Erwachsene nicht widerstehen können. Bevor du es bemerkst, summst du beim Autofahren mit! Also, möchtest du deine(n) Kind(er) ganz in Halloween-Stimmung bringen? Dann ist dieses Album ein Volltreffer. Fröhlich, zugänglich und perfekt geeignet für den modernen Kleinkind, das gerne tanzt und TikToks macht! (Jan Vranken) (7/10) (Moonbug Entertainment)
Bellakath – La Reina del Reggaeton Mexicano
Von der Jurastudentin zur selbsternannten “Königin des mexikanischen Reggaeton” – Bellakath (Katherinne Huerta) hat ihre Gesetzbücher gegen Autotune und computergenerierte Beats eingetauscht. “La Reina del Reggaeton Mexicano” ist genau das, was man von einem TikTok-Phänomen erwartet. Die Produktion ist klinisch sauber, mit vorhersehbaren Dembow-Rhythmen, die direkt aus einem Handbuch für “Reggaeton für Dummies” zu stammen scheinen. Die Vocals schwanken zwischen kindlichem Flirten und übertriebenem Stöhnen – eine Kombination, die ebenso unangenehm ist, wie sie klingt. Textlich beschränkt sich das Album auf das heilige Dreigestirn: Feiern, Alkohol und oberflächliche Romantik. Es ist Musik, die nur nach einer gefährlichen Menge Tequila zur Geltung kommt, wenn dein Urteilsvermögen so getrübt ist, wie die Produktion klar ist. Als pure Tanzmusik tut es, was es tun soll. Aber wenn das die neue “Königin” ist, dann ist das Königreich sehr klein. Das Album ist wie Fast Food: Es sättigt, trägt aber nichts Wertvolles bei. Höhepunkt: die Stille zwischen den Liedern. Tiefpunkt: der Rest. (Anton Dupont) (3/10) (La Maffia del Perreo)