Coldplay – Moon Music

Coldplay ist ohne Zweifel die beliebteste Band der letzten 25 Jahre. Obwohl sich ihr Stil im Laufe der Jahre erheblich verändert hat, ist Coldplay zu einer Marke geworden, bei der alles, was unter diesem Namen veröffentlicht wird, ein Erfolg wird. Selbst wenn Chris Martin ein Album voller Kinderlieder singen würde, wäre es unter dem Namen Coldplay weltweit auf Platz eins. Der Nachteil davon ist, dass ihre Musik nach “Viva La Vida or Death and All of His Friends” aus dem Jahr 2008, mit wenigen Ausnahmen, hauptsächlich darauf ausgelegt zu sein scheint, die Charts zu stürmen. Seitdem ist die Qualität schwankend. “Everyday Life” aus dem Jahr 2019 schien eine positive Ausnahme zu sein, bei der sie die kommerziellen Zwänge loszulassen schienen, nur um sich mit “Music of the Spheres” aus dem Jahr 2021 wieder voll darauf zu konzentrieren, indem sie mit angesagten Namen der Zeit zusammenarbeiteten. Dieses Rezept scheinen sie mit ihrem neuesten Album “Moon Music” erneut zu wiederholen. Die Vinyl-Exemplare dieses neuen Albums werden auf recyceltem Plastik gepresst. Sehr sympathisch und umweltfreundlich, aber dabei haben sie sich auch selbst recycelt.

“Moon Music” hätte genauso gut “Music of the Spheres – Teil II” heißen können. Erneut arbeiten sie mit den angesagtesten Namen der R&B-Welt zusammen, wie bei der Single “We Pray” mit Little Simz, Burna Boy, Elyanna und Tini. Wieder einmal wirkt es krampfhaft, relevant zu bleiben, als ob die Band eine Midlife-Crisis durchmacht und krampfhaft versucht, jung zu bleiben. Ein Lied wie “feelslikeimfallinginlove” scheint ebenfalls für Stadien und Charts gemacht zu sein, aber es klingt zu sehr wie ein Abklatsch ihres früheren Hits “Higher Power”. Selbst wenn es abenteuerlich zu werden droht, wird es eigentlich sehr langweilig, wie in zwei Liedern, die beide über sechs Minuten dauern: “ALiEN HiTS/ALiEN RADIO” und “One World.” An letzterem haben zehn Personen mitgearbeitet (darunter der legendäre Produzent Brian Eno), aber es kommt nicht über Texte wie ‘Oh, one world, only one world’ oder ‘In the end, it’s just love’ hinaus. Coldplay macht das Coldplay-Bashing, das in den letzten 15 Jahren ebenfalls populär geworden ist, viel zu einfach.

Aber um fair zu sein, nicht alles auf dem Album ist so unterdurchschnittlich. Wenn sie es schlicht halten, glänzt Coldplay. Zum Beispiel im halb-akustischen “JUPiTER” oder der wunderschönen Klavierballade “All My Love”, die Erinnerungen an den Old-School-Coldplay-Sound ihres Debütalbums “Parachutes” aus dem Jahr 2000 weckt. Ist Coldplay also nur stark, wenn sie zu ihrem alten Stil zurückkehren? Nicht unbedingt. Ein Lied, bei dem sie überraschend aus der Ecke kommen, ist der Disco-Track “Good Feelings” mit der nigerianischen Sängerin Ayra Starr. Das Stück wurde unter anderem von Disco-Ikone Nile Rodgers produziert, und das ist deutlich zu hören. Dies ist ein frischer Hit, mit dem Coldplay positiv überrascht.

Fazit: Vier der zehn Titel auf dem Album hätten eine hervorragende EP ergeben können. Der Rest fühlt sich zu sehr wie Füllmaterial an. Natürlich sollten die alten Fans des schlichten Stils ihres Debütalbums nicht mehr erwarten, dass sie jemals wieder ein solches Album machen. Es ist nur schade, dass dies nun das vierte Album von Coldplay ist, auf dem eine kommerzielle Pop-Produktion überwiegt. Doch mit “Everyday Life” haben sie bewiesen, dass sie auch ohne kommerziellen Druck noch überraschen können. Vielleicht bei den letzten beiden kommenden Alben? Denn laut Chris Martin wird Coldplay danach nur noch zwei Alben veröffentlichen. Hoffen wir auf ein starkes Schlusskapitel. (5/10) (Parlophone)

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