Übersicht über die Albumrezensionen: Mayra Andrade, Envy und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

The Captain of the Lost Waves – Beautiful Ugly

The Captain ist ein aufgeschlossener Troubadour, der seine Inspiration unter anderem von großen Philosophen bezieht. Seine Musik enthält verträumte Verse und schöne Melodien, ruhige Folk- und Ambient-Klänge. Vor etwa zwei Jahren war ein Fahrer mit einem gestohlenen Auto auf der Flucht vor der Polizei, was dazu führte, dass The Captain und seine Familie (völlig unverschuldet) in einen Autounfall verwickelt wurden. Es folgte eine lange Rehabilitation für The Captain. Er machte weiterhin Musik, doch dies war mühsam und langsam. Durch die starken Schmerzmittel und all die Emotionen, die ein Unfall und die Genesung mit sich bringen, wurde “Beautiful Ugly” zu einem reflektierenden und heilenden Album. Mit diesem Wissen hörst du vielleicht anders auf die ruhigen, manchmal surreal klingenden Stücke. The Captains Gesang verschmilzt so schön mit der Musik, dass seine Stimme eins mit der Musik wird. Dadurch können die Texte weitgehend an dir vorbeiziehen, was dem Album eine beruhigende Wirkung verleiht. Wenn du dich intensiv in die Texte vertiefst, könnten sie dich zum Nachdenken anregen. Egal, wie du es hörst, wenn du Ruhe suchst, wird dir dieses Album sicher gefallen. (Esther Kessel-Tamerus) (8/10) (Melodic Revolution Records)

Mayra Andrade – reEncanto (Live at Union Chapel)

Mayra Andrade, die talentierte Sängerin aus Kap Verde, zeigt ihr stimmliches Können auf diesem intimen Live-Album, das in der Union Chapel aufgenommen wurde. Obwohl Vergleiche mit ihrer Landsfrau Cesária Évora nahe liegen, schafft Andrade hier ihre eigene Atmosphäre. “reEncanto” bietet eine sparsame, instrumentale Begleitung, die Andrades Stimme in den Mittelpunkt stellt. Obwohl sie vielleicht nicht die kraftvolle stimmliche Tiefe von Évora erreicht, bezaubert Andrade mit ihrem einzigartigen Timbre und Ausdruck. Dieses Album ist kein traditioneller Fado, atmet jedoch ein ähnliches Gefühl von “Saudade” – eine melancholische Nostalgie, die für portugiesischsprachige Musik typisch ist. Die Live-Aufnahme fängt die Essenz eines intimen musikalischen Abends ein, perfekt als Hintergrund für ein romantisches Dinner. Andrades internationale Herkunft und ihre Erfahrung in der Pariser Weltmusikszene kommen subtil in ihrer Darbietung zum Ausdruck. Für Liebhaber von feiner, atmosphärischer Weltmusik bietet “reEncanto” ein fesselndes Hörerlebnis, das zu mehreren Wiederholungen einlädt. (Jan Vranken) (7/10) (TriangleSongs)

A Plane to Catch – Soul Piece

Das Album “Soul Piece” ist eine ansteckende Mischung aus westafrikanischen Musiktraditionen und westlichem Funk und Soul, entstanden aus der kreativen Arbeit dänischer Jazzmusiker während der Pandemie. Der Opener “Bamako Convention Centre” setzt sofort den Ton mit einem wunderbar rhythmischen Groove und einer Orgel, die nostalgische Erinnerungen an die 1970er Jahre weckt. Obwohl das Album voll von ansteckenden Grooves, warmer Produktion und verspielten Improvisationen ist, leidet es unter einer zu zurückhaltenden Herangehensweise. Die acht Kompositionen navigieren gekonnt durch vertraute harmonische Klischees der 70er-Jahre-Soulmusik, aber es fehlt manchmal die rohe Energie, die diesen Stil so auszeichnet. Der selbstproduzierte Charakter des Albums ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Während er eine intime Atmosphäre schafft, als stünde man in einem dunklen Club mit einer elektrischen Jam-Band, fehlen die rauen Kanten, die diese Musik aufregend machen könnten. Alles klingt ein wenig zu glatt, was es gelegentlich wie ein tropisches Fanfarenorchester erscheinen lässt. Das Trompetensolo in “Corny Big” zeigt, was möglich ist, wenn die Musiker die Zügel lockern. Es ist schade, dass dieses Gefühl der Freiheit nicht öfter auf dem Album vorkommt. Für ihre nächste Platte wäre es ratsam, einen externen Produzenten hinzuzuziehen, der sie herausfordert, außerhalb der Linien zu agieren und die rohen Diamanten in ihrem Sound zum Glänzen zu bringen. Trotzdem ist “Soul Piece” ein angenehmes Album, das die Hörer auf eine musikalische Reise voller Funk, Soul und afrikanischer Einflüsse mitnimmt. Es ist eine wunderbare Platte zum Tanzen, aber mit etwas mehr Mut und einer roheren Produktion hätte es ein echtes Meisterwerk werden können. (Anton Dupont) (7/10) (April Records)

Envy – Eunoia

Nach mehr als dreißig Jahren in der Musikindustrie kehrt die japanische Post-Hardcore-Band Envy mit ihrem neunten Studioalbum, “Eunoia”, zurück. Diese Platte beweist, dass die Band, trotz ihrer langen Karriere, immer noch in der Lage ist, zu erneuern und zu überraschen. Wenn wir das gesamte Album mit einem Wort beschreiben müssten, wäre “intensiv” die beste Beschreibung. Der Opener “Piecemeal” dient als kurze Einführung, bevor die Band mit einem breiten, harten und mitreißenden Sound loslegt. Auf “The Night and the Void” hören wir eine andere Seite von Envy. Hier integriert die Band traditionelle Instrumente in ihren Post-Hardcore-Sound, was zu einer ruhigeren musikalischen Landschaft führt. Dieser Track zeigt, dass Envy keine Angst davor hat, zu experimentieren und ihren Sound zu erweitern. Nach einem großen Personalwechsel im Jahr 2018, der das Fortbestehen der Band bedrohte, hat sich Envy wieder erholt. “Eunoia” ist das zweite Album mit der neuen Besetzung und zeigt ein enormes Wachstum. Gründer und Songwriter Nobukata Kawai erklärt: “Das Konzept hinter dem Album war, ehrlich unsere eigene Machtlosigkeit zu konfrontieren. Wir suchten nach einem Funken Hoffnung und fingen die Emotionen des Alltags auf eine tagebuchartige Weise ein.” Für Fans des Genres ist “Eunoia” ein Muss. Das Album zeigt eine Band, die nach dreißig Jahren besser klingt als je zuvor. Es ist eine kraftvolle und intensive Platte, die die Essenz des Envy-Sounds einfängt und gleichzeitig zeigt, dass sie immer noch in der Lage sind, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Das Album strahlt eine Stärke und Anziehungskraft aus, die mit der natürlichen Schwere und dem Wunder einer totalen Sonnenfinsternis vergleichbar ist. (Jan Vranken) (8/10) (Pelagic Records)

Soba – Fiman

Das Trio Soba, bestehend aus dem burkinischen Gitarristen und Sänger Moussa Koita, dem französischen Harmonikaspieler Vincent Bucher und dem kongolesischen Schlagzeuger Emile Biayenda, stellt ihr Debütalbum vor. Dieses Projekt, das 2019 das Licht der Welt erblickte, bietet eine faszinierende Mischung aus westafrikanischen Klängen und Mississippi-Blues. Koita, aus einer Griot-Familie in Bobo-Dioulasso stammend, bringt sein reiches kulturelles Erbe in Form von Mandinka-Gesang und Gitarrenspiel mit. Bucher, bekannt als einer der innovativsten Harmonikaspieler Frankreichs, fügt eine unverwechselbare Blues-Note hinzu. Biayendas Percussion bildet die perfekte Brücke zwischen diesen beiden Welten. Das Album beginnt stark mit dem Titeltrack, der sofort den Ton angibt für das, was folgt: eine natürliche Verschmelzung von Stilen, die an frühere transatlantische Zusammenarbeiten wie das bahnbrechende “The Source” von Taj Mahal und Ali Farka Touré aus dem Jahr 1991 erinnert. In den elf Tracks hören wir verschiedene Einflüsse. “Deme” und “Horonke” neigen zu Proto-Reggae, während “Tounga”, “Politiki Magni” und “Miri” mehr in Richtung Folk-Boogie gehen. “Faso Den” bringt hingegen einen typischen malischen Beat. Buchers Harmonikaspiel passt sich mühelos an diese vielfältigen Rhythmen an, während Koitas Gitarre und Gesang die harmonische Basis legen. In Stücken wie “I Kanata”, “Fantaya”, “Wariko” und “Den Folo” sind Echos von Größen wie Salif Keita und Mory Kante zu hören. Obwohl das Konzept einer Fusion zwischen westafrikanischer Musik und amerikanischem Blues nicht neu ist, gelingt es Soba, dem eine eigene Note zu verleihen. Die Qualität der Darbietung und die aufrichtige Interpretation heben dieses Album über den Durchschnitt hinaus. Das Ergebnis ist ein warmes und großzügiges Album, das den Hörer auf eine musikalische Reise von den Ufern des Mississippi bis in die Savannen Westafrikas mitnimmt. Für Liebhaber von Weltmusik und Blues ist dies definitiv zu empfehlen. (Jan Vranken) (7/10) (Editer a Paris)

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