Übersicht über die Albumrezensionen: Michael Schenker, Doro und mehr
Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Fergus McCreadie – The Shieling
Raum. Stille. Das war es, was der schottische Pianist Fergus McCreadie brauchte, um “The Shieling” zu erschaffen. Aufgenommen in einer abgelegenen Hütte, nur umgeben von Natur und Elementen. Das hört man in den Kompositionen dieses Albums, obwohl die ersten Töne kurz das Herz erschrecken: für einen Moment denkt man, es könnte in New-Age-Gefrickel abdriften, doch dann erklingt McCreadies Klavier. Das erste, was auffällt, ist der Klang des Klaviers selbst, als stünden wir in der Hütte. Während der zurückhaltenden Passagen kann man sich vorstellen, den Wind zu hören, der um die Hütte weht: der Wind, der Melodien vom Atlantik trägt und uns zur überwältigenden Ruhe von Uibhist a Tuath, einer der Inseln der Äußeren Hebriden, führt. Es ist die Ruhe und der Raum, die das Trio um McCreadie, mit Bassist David Bowden und Schlagzeuger Stephen Henderson, zu großen kreativen Höhen treiben. Höhepunkte sind das lyrische “Wayfinder” und “The Path Forks”, in denen McCreadie zeitgenössische Jazz-Improvisation mit Motiven aus der Volksmusik verbindet, das Markenzeichen dieses jungen Pianisten. “The Shieling” ist ein ehrliches Album, das in Staunen versetzt. Vielleicht sollte man einmal eine Hütte auf einer der schottischen Inseln buchen. (Jeroen Mulder) (8/10) (Edition Records)
DUFFHUES – It has no Face
“It has no Face”, das elfte Album von DUFFHUES, ist online und zeigt die dunkelsten Seiten des ehemaligen Sängers von The Gathering. Das bewusst raue Album enthält elf Songs, die jeweils eine Geschichte über eine Welt voller Melancholie, Manipulation und existenzieller Fragen erzählen. In “Theatre Off Grid” und “Snakebitten” werden Themen wie Mainstream-Kultur und religiöser Fanatismus behandelt, während der Titelsong “It has no Face” eine post-punk-calypso Stimmung mit Blues, E-Gitarren, irischer Bouzouki, Stompbox und knisternden Vocals erzeugt. Lieder wie “Warmonger” und “Dark Powers” behandeln Kriegstreiber und Despoten, während “Cat in Box” und “Many Lights” menschliches Verhalten und Endlichkeit reflektieren. Die Produktion ist roh und unverfälscht und größtenteils in Mono aufgenommen, was den Songs Schärfe und Dringlichkeit verleiht. DUFFHUES kombiniert untypische Songstrukturen mit persönlichen Texten und künstlerischer Vision, wodurch “It has no Face” ein intensives und faszinierendes Hörerlebnis bietet. Das Album zeigt, dass er seinen Punk-Wurzeln, grungy Blues und Anti-Folk Noir treu bleibt, ohne sich Konventionen zu beugen. (Norman van den Wildenberg) (8/10) (Zwarte Vleugels/Sonic Rendezvous)
Michael Schenker Group – Don’t Sell Your Soul
Die Michael Schenker Group veröffentlichte ihr neuestes Studioalbum mit dem Titel “Don’t Sell Your Soul”. Dieses Album bildet den zweiten Teil einer Trilogie, nach dem vorherigen “My Years With UFO”, und enthält elf neue Songs, die eine Mischung aus klassischem Hardrock und modernen Einflüssen zeigen. Sänger Erik Grönwall, bekannt von Skid Row und H.E.A.T., liefert die Hauptvocals, während Gastvokalisten Robin McAuley, Dimitri ‘Lia’ Liapakis und Michael Voss den Gesangspartien zusätzliche Dimensionen verleihen. Der Eröffnungssong “Don’t Sell Your Soul” beginnt mit einem kraftvollen Riff und einer Melodie, die sofort Aufmerksamkeit erregt. Songs wie “Danger Zone” und “Eye Of The Storm” zeigen, wie Michael Schenkers Gitarrenspiel im Mittelpunkt steht, mit dynamischen Arrangements, die die Energie der Band vollständig nutzen. Die Produktion des Albums ist klar und scharf, sodass jedes Instrument deutlich hervorsticht, mit sorgfältig ausbalancierter Mischung zwischen Gesang und Instrumenten. Obwohl das Album nicht radikal innovativ ist, bietet es eine solide Sammlung von Songs, die sowohl bestehende Fans als auch neue Zuhörer ansprechen. Die Kompositionen sind konsistent und gut strukturiert, wobei die Kombination aus Gitarrensounds, Rhythmussektion und Gesang einen reichen, vollen Klang erzeugt. Das Album zeigt, dass die Band ihren Hardrock-Wurzeln treu bleibt und gleichzeitig Raum für Ausdruck und subtile stilistische Variationen lässt. (Tobias Braun) (8/10) (earMUSIC)
Brandi Carlile – Returning to Myself
Die US-amerikanische Singer-Songwriterin Brandi Carlile kehrt nach vier Jahren mit “Returning to Myself” zurück, einem Album, auf dem sie versucht, ihre eigene Einzigartigkeit wiederzufinden, während sie gleichzeitig die tiefgreifenden Einflüsse bedeutender Menschen in ihrem Leben verarbeitet. Klanglich entfernten sich die Produzenten Aaron Dessner, Andrew Watt und Justin Vernon weiter von Americana hin zu einem Hintergrund aus Keyboards und Synths, unterstützt von wunderschöner akustischer Gitarrenarbeit. Der Titelsong fungiert als Statement, das den Ton für das Kommende setzt, sowohl textlich als auch klanglich, wobei Carlile über den einsamen Prozess des Zurückfindens zu sich selbst singt, begleitet von Gitarre. Das Album entstand nach vier Jahren hochkarätiger Kollaborationen, bei denen Carlile Joni Mitchells Karriere neues Leben einhauchte und ein Album mit ihrem Helden Elton John aufnahm. Höhepunkte sind die Eltern-Kind-Hymne “You Without Me”, das wunderschöne “Joni”, in dem jede Zeile über Joni Mitchell handelt, und “Church & State”, das intensiver rockt als fast alles, was sie zuvor gemacht hat. Das Album enthüllt schließlich seinen Titel auf wunderschön ironische Weise, da Carliles Reise nach innen direkt zu anderen zurückführt und ihre Überzeugung bestätigt, dass wir uns am vollständigsten in Verbindung mit anderen finden, nicht in Isolation. (William Brown) (8/10) (Interscope)
Doro – Warriors Of The Sea
Die deutsche Metal-Queen Doro Pesch präsentiert “Warriors Of The Sea”, ein Compilation-Album mit fünf neuen Studiotracks und fünf Live-Tracks von ihrer 2024/25-Tour. Das Album wurde inspiriert durch den Erfolg von zwei ausverkauften Metal Queen Cruises, wobei der Titelsong schnell zu einem Live-Favoriten wurde, sowohl als Hymne der Kreuzfahrt als auch als Festival-Highlight. Der Eröffnungstrack “Warriors Of The Sea” startet mit brechenden Wellen und Choral-ahhs, während Doros unverkennbare Stimme sich um die wummernden Gitarren in diesem anthemischen Track windet. Doro nimmt australische Favoriten auf und covert AC/DCs “Touch Too Much”, wobei ihr rauer Ton perfekt zu diesem Track passt. Der zweite Teil des Albums enthält fünf Live-Tracks von kürzlichen Tourneen, mit energiegeladenen Songs wie “Fire In The Sky” und “Revenge”, die Vollgas geben und die Aufregung von Doro live perfekt einfangen. Ein besonderes Highlight ist die Version von “Warriors Of The Sea”, ein echtes Doro-Hymne, das zum Faust-in-die-Luft-Heben, Kopf nach hinten und Mitgrölen beim Refrain auffordert. Das Album bestätigt, dass Doro nach Jahrzehnten immer noch Horns-up-Heavy-Metal liefert wie keine andere. (Anton Dupont) (7/10) (Rare Diamonds)






