Robert Plant & Alison Krauss – Raise the Roof
|Nach dem Grammy-Gewinner-Album „Raising Sand“ von 2007 erneuern Rock-Dinosaurier Robert Plant und Bluegrass-Sängerin Alison Krauss ihre Zusammenarbeit. Kein Wunder, denn ‘Raising Sand’ machte damals neugierig, ob es eine künstlerische Fortsetzung geben würde.
Um das Grammy-Gewinner-Team von vor 14 Jahren unter dem Namen ‘Never change a Winning Team’ voll auszustatten, wurde auch dieser Nachfolger von T Bone Burnett produziert. Ein Garant dafür, dass das neue Projekt genauso klingt wie sein Vorgänger.
Burnett wurde in den 1970er Jahren als Gitarrist für Bob Dylan berühmt und konzentrierte sich später auf die Produktion von Musik in der Americana/Country/Folk-Ecke des musikalischen Spektrums. Daher ist es logisch, dass Burnett sich wieder um die Produktion kümmert.
Das Format/Konzept dieses zweiten Albums ist ebenfalls unverändert geblieben. Plant und Krauss entfesseln ihren Gesangszauber einmal mehr auf etlichen „obskuren“ Covern, die sie mit ihrer wunderbar zusammenpassenden Kombination aus Rock und Bluegrass ganz in die Gegenwart zurückziehen.
Diesmal haben sie Coverversionen von der Indie-Band Calexico bis hin zum Ur-Blues von jemandem wie dem Blues-Sänger Gheeshie Wiley ausgewählt. Die Stärke der Zusammenarbeit zwischen Krauss und Plant liegt darin, dass sie gemeinsam die Fähigkeit haben, diese Songs so klingen zu lassen, als wären sie gestern geschrieben worden, und sie so in das Universum des plattenkaufenden Weihnachtspublikums zu schwingen.
Wileys Original „Last Kind Words” wurde um 1930 aufgenommen und ist bekannt für seine einfallsreichen Gitarrenparts. Diese wurden in diesem Edit ziemlich viel behandelt, und wir hören auch ein Banjo und sogar etwas Percussion in dieser Version. Die cremig-weiße Stimme von Krauss macht es zu einem fast schon fröhlichen Song, und da geht es für mich auf diesem Album schief.
Dieses Lied hat eine Geschichte, wurzelt in Zeiten von Rassismus und sozialer Entbehrung und Segregation, das Thema des Liedes ist sehr schwer. Ich finde, dass die neue Version dem Original wenig Respekt entgegenbringt, als hätten Krauss und Plant gerade in der heutigen Zeit wenig darauf geachtet. Man kann nur hoffen, dass das weißhaarige Publikum, das dieses Album kauft, sich die Mühe macht, sich das Original anzuhören. Wie auch immer, Wiley liegt seit Jahrzehnten irgendwo in einem unbekannten Grab begraben und auch die Eigentumsrechte an der Komposition sind nach 90 Jahren erloschen, wer macht also was.
Es gibt auch einen neuen Song auf dem Album, den Robert Plant zusammen mit Produzent Burnett geschrieben hat. Auf „High and Lonesome“ ist Plant sofort als die berühmte Stimme von Led Zeppelin zu erkennen. Blues-Feeling über einen rhythmischen Track, in dem sogar ein Streicher-Arrangement versteckt ist, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Dieser Track ist zu ‘verkleidet’. Als ob es schwierig wäre, während des Produktionsprozesses Entscheidungen zu treffen. Das Manko des Albums kommt wieder zum Vorschein. Oder hätte es auch dazu beigetragen, dass Plant wirklich gerne eine eigene Komposition auf dem Album hätte? Wird wieder Geld einbringen, wenn dieser auch einen Grammy gewinnt und viel verkauft. Ich weiß, ich sollte nicht so denken, aber trotzdem.
‘Raise the Roof’ ist zu einer Probe von „Raising Sand” geworden. Natürlich erkenne und erkenne ich an, dass die Stimmen von Krauss und Plant gerade in Duetten pure Magie sind und das ist auch das Schöne an diesem Projekt. Womit ich aber gerade beim Hören dieses Albums zunehmend zu kämpfen habe, ist die überwiegend cremeweiße Herangehensweise an die Musik. Die ‘salonfähige’ des musikalischen/gesellschaftlichen Erbes insbesondere des Blues aus dem Süden der USA zur Zeit der Rassentrennung, von zwei Künstlern, die weißer nicht sein könnten, als sie sind.
Natürlich ist es gut, dass dieser Epoche der amerikanischen Musik ‘Ehre’ zuteil wird. The Great American Songbook würde seine Grundlage verfehlen, wenn Musiker wie Gheesie Whiley darin nicht eine Stimme bekommen würden. Ich habe ambivalente Gefühle zu diesem Album, weil diese Hommage nicht wirklich in den Vordergrund tritt. Dieses Album ist ein kommerzielles Produkt, das für den Grammy gemacht wurde. Es fügt dem vorherigen Album auch wenig hinzu.
Zusammenfassend ist „Raise the Roof” ein gut gemachtes Album. Plant und Krauss sind zusammen ein wunderschönes Gesangsduo. Persönlich habe ich ambivalente Gefühle gegenüber dem Album, was ich auch dem früheren „Raising Sand” wenig hinzuzufügen finde, es ist alles aus einem Guss. (7/10) Rounder Records