Sigrid – How to let go

Die norwegische Schlagersängerin Sigrid liefert mit ihrem zweiten Studioalbum ein schönes Wohlfühlalbum ab. Nach zwei EPs und ihrem Debütalbum ist „How To Let Go“ das immer schwierige zweite Album. Auch das gelingt Sigrid mit Bravour. Ihre Stimme, ihre persönlichen Texte und schönen Songs kommen auf diesem Album am besten zur Geltung.

Sigrid Solbakk Raabe ist seit einigen Jahren in der Popwelt unterwegs. Mit Singles wie „Sucker Punch“, „Don’t Kill My Vibe“ und „Strangers“ erreichte sie sowohl in ihrer Heimat als auch in anderen europäischen Ländern schnell die Charts. Nachdem Anfang dieses Jahres die Single „Head on Fire“ mit den Briten Griff veröffentlicht wurde, legt Sigrid nun ein komplettes Album vor. Ein Album über das Erwachsenwerden und die Kämpfe, die damit einhergehen.

Der Opener „It Gets Dark“ ist ein guter Indikator für den Rest des Albums. Ein ruhiger Einstieg, bei dem Sigrids angenehme, heisere Stimme einen guten ersten Eindruck hinterlässt. Wenn dann das Schlagzeug einsetzt, nimmt das Tempo zu. Und dies ist nicht der einzige Track auf „How To Let Go“, der einen eingängigen Drumbeat verwendet. So auch die Single „Mirror“. Ein Lied über Selbstakzeptanz: „I love who I see looking at me in the mirror“. Eine gute Single, die perfekt zu diesem Album passt.

Neben den fröhlichen Liedern, bei denen das Sitzen schwerfällt, hat sich Sigrid als Singer-Songwriterin auch in Balladen vertieft. Besonders „Last To Know“ sticht heraus. Eine starke Ballade, bei der nur ein Klavier die Musik liefert. Hat ein Lied über ihr eigenes Glück mit ihrem Ex geschrieben. Es erfordert ihren gesamten Stimmumfang. Das Ergebnis ist eine starke Power-Ballade, auf der sich die Norwegerin so richtig austoben kann. Und dies ist nicht der einzige Song, der sich mit Themen des Erwachsenwerdens und Loslassens beschäftigt. Das übergreifende Thema findet sich daher im Albumtitel wieder.

Trotz der starken Einzelstücke, die Sigrid spielt, ist „How To Let Go“ insgesamt nicht innovativ. Songs sind sich entweder musikalisch oder textlich sehr ähnlich. Trotzdem bleibt es ein unterhaltsames und leicht zu hörendes Album. Reiner Pop. Dafür sorgen Songs wie „Thank Me Later“, „Mistake Like You“ und „Dancer“. Aber Sigrid kommt damit gut zurecht. Im Vergleich zu ihrem ersten Album „Sucker Punch“ (2019) hat sich die Schlagersängerin neu erfunden.

Eine große Überraschung bei „How To Let Go“ ist die Zusammenarbeit mit der Rockband Bring Me The Horizon bei „Bad Life“. Die raue Stimme von Sänger Oliver Sykes und die feminine heisere Stimme von Sigrid passen unerwartet gut zusammen. Mit Texten, die jemand anderem helfen, etwas loszulassen, passt diese Single auch perfekt zum Albumtitel. Der Song unterscheidet sich am meisten von den anderen Songs des Albums, fällt aber dennoch in die Kategorie Pop. Für Bring Me The Horizon ist „Bad Life“ auch ein ziemlicher Trip weg von dem Rock und Metal, den die Band normalerweise spielt. Es ist die Überraschung, die „How To Let Go“ braucht.

Das zweite Album eines Künstlers wird oft als das schwierigste angesehen. Besonders wenn das Debütalbum ein ziemlicher Erfolg war. Mit „How To Let Go“ hat Sigrid einen feinen Nachfolger von „Sucker Punch“ abgeliefert. Es ist vielleicht nicht innovativ, aber es sind genug starke Songs darauf, mit denen der norwegische Sänger die gesamte Popwelt vollpacken kann. (7/10) (Island Records Group)

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