Nickelback – Get Rollin’

Sie sind seit langem die „meistgehasste Rockband der Welt“. Und 2013 wählten die Leser des Musikmagazins Rolling Stone die kanadischen Nickelback zur zweitschlechtesten Band der 90er (Limp Bizkit landete zu Recht auf Platz drei, Creed eins). Das störte die Band nicht, denn die Hits (ua „How You Remind Me“, „Photograph“, „Rockstar“) häuften sich und ihre Konzerte waren ausverkauft. Aber es ist leicht, die Band zu hassen: Die aalglatten Dreizehn-in-einem-Dutzend-Songs strahlen kaum mehr als „kommerziell“ aus. Aber sie singen gut mit und es gibt eindeutig einen Markt für sie.

Mehr als fünf Jahre nach „Feed the Machine“ dreht dieses „Get Rollin’“ seine virtuellen Kreise auf meinem Computer. Obwohl ich das Album zehnmal gespielt habe, rutscht es mir immer noch genauso leicht ins eine Ohr und aus dem anderen heraus. Der glatte, etwas überproduzierte Radiosound, das 3 bis 4 Minuten Standardformat Strophen-Refrain und das Fehlen neuer Blickwinkel lassen selten die Ohren horchen. Wie auch immer, es ist kein Prog-Rock, also muss Nickelback für sich allein bewertet werden. Und das bei netten Pop-Rock-Songs zum Mitsingen, geschnitten als musikalische Tapete während einer langen Autofahrt oder beim Staubsaugen. Und das Album ist voll davon.

Die Single „San Quentin“ eröffnet das Album recht heftig. Der schwere Bass unterstützt den erkennbaren Gesang von Chad Kroeger und der raffinierte Mitsing-Refrain tut sein Übriges. Dies ist unbestreitbar Nickelback. Die volle Produktion von regulärem Chris Baseford ist wie immer poliert, aber deswegen rollt es schön aus den Lautsprechern. Das folgende „Skinny Little Missy“ ist etwas langsamer und hat einen eingängigen, aber nicht zu fesselnden Refrain. Dann höre ich lieber das halbakustische „Those Days“, das mit seinem Country-Einschlag sicher den nächsten Hit produzieren wird. Auch das leicht verdauliche „High Time“ reibt sich an diesem Cowboy-Sound und ist ebenfalls perfekt für die amerikanische Hausfrau.

Beim etwas monotonen „Vegas Bomb“ gehen Tempo und E-Gitarren-Anteil etwas nach oben, woraufhin mit dem unaufdringlichen „Tidal Wave“, das an Def Leppard erinnert, die erste richtige Ballade folgt. Das akustische „Weiß der Himmel überhaupt, dass du vermisst wirst?“ ist ebenfalls eine Ballade, die aber sofort mit ihrem wunderschönen überschwänglichen Refrain haften bleibt. Tolles Lied und ein Ausreißer! Danach schadet der Exzess, denn mit „Steel Still Rusts“ kommt eine weitere Ballade daher, die mir allerdings viel zu banal und glatt ist. Am Ende dieses „Get Rollin’“ können wir noch das leicht triviale „Horizon“, das geschmeidige und ziemlich starke, sofort mitsingende „Standing In The Dark“ und das „Just One More“, das sich wieder auf Leppard bezieht, hören können unauffällig geschlossen werden.

Gut, dieser Fast-Food-Rock läuft gut und an der Qualität gibt es nicht viel auszusetzen, dafür sind alle Nickelback-Kästchen angekreuzt, aber zu sagen, dass es ein ambitioniertes Meisterwerk ist, nein. Es bleibt ein Kaugummi-Steinchen, recht lecker, solange es dauert, aber der Geschmack ist im Handumdrehen verflogen. Wie gesagt, tolle Hintergrundmusik. (7/10) (BMG)

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