Übersicht über die Albumrezensionen: Bon Jovi, Alfie Templeman und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Bon Jovi – Forever

In den 80er- und 90er-Jahren war die Veröffentlichung eines neuen Bon Jovi-Albums ein weltweites Ereignis, das die Druckmaschinen überall zum Stillstand brachte. Doch im Jahr 2024 geht die Veröffentlichung ihres neuen Albums “Forever” eher geräuschlos vorbei. Bon Jovi, einst die Pioniere des Pop-Metal mit ihrem Blockbuster “Slippery When Wet” aus dem Jahr 1986, scheinen ihre goldenen Zeiten weit hinter sich gelassen zu haben. Nach “Keep the Faith” von 1992, dem letzten wirklich guten Album nach Ansicht vieler, ging es mit der Band bergab. “Forever” markiert einen Versuch von Bon Jovi, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, und ehrlich gesagt klingt es mehr nach Bon Jovi, als wir es seit langem gehört haben. Das Album erinnert an die Energie ihrer früheren Arbeiten, aber gleichzeitig ist das einer der größten Nachteile. Die Songs wirken veraltet und es fehlt die Innovation, um 2024 relevant zu bleiben. Wie die Deutschen treffend sagen würden: “Das war einmal”. Auf dem Album versucht die Band, die jetzt als Bon Jovi gilt, die Magie von “Livin’ on a Prayer” und “You Give Love a Bad Name” wiederzubeleben, zeigt aber hauptsächlich, wie veraltet die Produktionsvision der Band ist. Das Album bietet Nostalgie, fügt aber wenig Neues zur zeitgenössischen Musiklandschaft hinzu. Obwohl “Forever” nicht ohne seine Momente ist – die Melodien sind eingängig und die Balladen werden treue Fans sicher ansprechen -, ist es offensichtlich, dass Bon Jovi an einem Scheideweg steht. Jon Bon Jovis Gesangsleistung bleibt überraschend stark, aber vielleicht ist es an der Zeit, dass Jon die Band auflöst und neue Wege geht oder andere kreative Pfade erkundet. Das tragische Cover-Foto lässt leider anderes vermuten. (Jan Vranken) (6/10) (Captain Kidd Corp)

All Under Heaven – What Lies Ahead Of Me

Mit einer solchen Figur auf dem Cover entsteht sofort Spannung; es könnte dich leicht in einem unheimlichen Traum verfolgen und dich mit diesem Grinsen ansehen, wenn du nicht mehr entkommen kannst. In dieser Hinsicht ist es eine kluge Entscheidung, ein Cover wie dieses für dein Debütalbum zu wählen. Denn die Shoegaze/Alternative-Band All Under Heaven hatte zuvor nur eine EP veröffentlicht. Über die Gruppe ist noch nicht viel bekannt, außer dass sie 2017 gegründet wurde und bereits eine kleine Pause eingelegt hat. Dieses Debütalbum zeigt einen schönen Sound, und trotz seiner knapp über dreißig Minuten Länge gibt es genug Abwechslung, wobei der stärkste Track ‘Always’ ist, der mehrmals die Intensität wechselt. ‘What Lies Ahead Of Me’ ist angenehm zu hören, obwohl mich diese Figur ein wenig erschreckt. All Under Heaven muss meiner Meinung nach nicht zurückblicken, denn mit einem Debütalbum wie diesem könnte in Zukunft etwas Schönes auf sie zukommen. (Rik Moors) (7/10) (Sunday Drive Records)

Alfie Templeman – Radiosoul

Alfie Templeman, der vielseitige Multiinstrumentalist aus London, hat am Freitag sein lang erwartetes zweites Album “Radiosoul” veröffentlicht. Diese ambitionierte Arbeit zeigt seinen neuen Acid-Pop-Stil und bewegt sich mühelos zwischen Genres. Das Album, mitproduziert von Top-Namen wie Nile Rodgers und Dan Carey, spiegelt Templemans Leben und seine Reaktion auf die Auswirkungen der sozialen Medien wider. Der Titeltrack “Radiosoul” kombiniert Psychedelik, Soul und Indie und setzt den Ton für das Album. Andere bemerkenswerte Tracks sind “Eyes Wide Shut”, “This Is Just The Beginning” und das funky “Just A Dance” mit Nile Rodgers. “Vultures” und “Drag” erkunden dunklere Themen, während “Hello Lonely” und “Submarine” introspektiver sind. “Beckham” und “Switch” bringen spielerische Energie, und der Abschluss “Run To Tomorrow” hinterlässt ein Gefühl der Hoffnung. “Radiosoul” ist ein gelungenes Album, das für Fans von Templeman, aber auch für neue Hörer interessant ist. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Chess Club Records)

Oded Tzur – My Prophet

Der New Yorker Saxophonist Oded Tzur kehrt mit seinem neuesten Album “My Prophet” zurück, das auf dem renommierten ECM-Label veröffentlicht wurde. Bekannt für seinen einzigartigen Ansatz, der modale Jazz, indische klassische Musik und mikrotonale Traditionen vereint, liefert Tzur erneut ein faszinierendes Werk ab. “My Prophet” beginnt mit einem kurzen Epilog “Child You”, einem Stück, das den Hörer sofort in Tzurs warmen, resonanten Ton und seine meisterhafte Technik eintaucht. Die Art, wie er mühelos zwischen Noten gleitet, dank seiner selbst entwickelten “Middle Path”-Technik, ist einfach bezaubernd. Ein weiterer Höhepunkt ist der über 11 Minuten lange Titeltrack, in dem Tzurs narrative Sensibilität deutlich zum Ausdruck kommt. Seine Kompositionen fühlen sich wie musikalische Geschichten an, reich an Emotionen und tief verwurzelt sowohl in alten als auch in modernen Traditionen. Das Album endet mit “Last Bikeride in Paris”, einem Stück, das die Essenz von Tzurs musikalischer Reise einfängt: eine fesselnde Mischung aus ruhigen Meditationen und kraftvollen Ausrufen, die zusammen eine universelle Resonanz erzeugen. “My Prophet” ist ein wunderschönes Album, das Tzurs Position als eine der innovativsten und fesselndsten Stimmen im zeitgenössischen Jazz bestätigt. Ein Muss für jeden Jazzliebhaber. (Jan Vranken) (8/10) (ECM)

Tatiana Eva-Marie – Djangology

Tatiana Eva-Marie, von der New York Times als ‘Gypsy-Jazz-Warbler’ bezeichnet, hat mit “Djangology” ein eklektisches Album abgeliefert, das europäische musikalische Traditionen durch eine amerikanische Linse betrachtet. Das Album versucht eine charmante Pastische zu sein, die alles umfasst, was für einen Amerikaner als “authentisch” europäisch betrachtet werden könnte. “Djangology” mixt französische Lieder mit Gitarrenparts, die an den legendären Django Reinhardt erinnern, und würzt das Ganze mit einem leichten Balkanflair. Das Ergebnis ist eine verwirrende Mischung, die versucht, gleichzeitig nostalgisch und innovativ zu sein. Dieser kulturübergreifende Ansatz verleiht dem Album eine gewisse Verspieltheit, kann aber manchmal weder Fisch noch Fleisch sein. Man wartet die ganze Zeit auf ein fröhlich gemeintes “Oe-la-laaaa” am Ende eines Songs. Stücke wie “Nuages” und “Sweet Chorus” sind mit dem, was Amerikaner als authentisch pariserisch empfinden könnten, durchtränkt, während “Caravan” den Hörer auf eine Reise durch osteuropäische Klänge mitnimmt. Der tanzende Bär wird sicherlich in einem möglichen Musikvideo nicht fehlen. “Djangology” ist die falsche Art von kultureller Aneignung, die in Disneyland gehört. Warum sollte ich Tatiana zuhören, wenn ich den echten Django oder Goran Bregovic hören könnte? Das ist Kitsch. (Anton DuPont) (4/10) (Groundup Music)

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