Übersicht über die Albumrezensionen: MC Solaar, Fink und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Wild River – Never Better

Wild Rivers werden bald ihr neues Album “Never Better” über Nettwerk veröffentlichen, als Nachfolger ihres letzten Albums “Sidelines”. Als Vorgeschmack ist die neue Single “Backfire” erschienen, die davon handelt, Chancen in Beziehungen aus Angst vor den Konsequenzen zu verpassen. Produziert von Gabe Wax und aufgenommen in Joshua Tree, CA, reflektiert “Never Better” die letzten Jahre der Band, in denen sie mit Burnout, psychischen Gesundheitsproblemen und ausgedehnten Tourneen zu kämpfen hatten, aber auch die Freude am gemeinsamen Musizieren wiederentdeckten. Die acht Tracks, darunter bereits veröffentlichte Songs wie “Anyways, I Love You”, “Cave” und “Everywhere I Go”, zeigen Wild Rivers in ihrer authentischsten und selbstbewusstesten Form. Ein fröhliches Album, das sich als eines der aufmunterndsten Alben des Jahres 2024 erweisen könnte. Fröhlich und beschwingt, aber nicht bahnbrechend. Aber ist das immer notwendig? (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Nettwerk)

Jake Xerxes Fussell – When I’m Called

Auf seinem fünften Album “When I’m Called” erforscht Jake Xerxes Fussell tiefgründig die zeitlose Anziehungskraft der Folkmusik. Mit seinem neuesten Werk unter Fat Possum Records taucht Fussell in traditionelle Melodien ein, die mit persönlichen Offenbarungen und historischen Echos durchzogen sind. Zusammen mit Produzent James Elkington und einer Starbesetzung, darunter Blake Mills und Joan Shelley, webt Fussell ein Teppich aus warmen, detaillierten Arrangements, die alten Liedern neues Leben einhauchen. Vom bewegenden Eröffnungstrack “Andy Warhol”, inspiriert vom berühmten Künstler, bis zu den eindringlichen Klängen von “One Morning in May”, resoniert jeder Track auf “When I’m Called” mit Fussells sorgfältiger Erzählweise. Seine markante Stimme und subtile Gitarrenarbeit bilden das Herzstück des Albums, während Schichten aus Klavier, Pedal Steel und Synthesizer die Klanglandschaften bereichern. Mit Ehrungen an Mentoren wie Art Rosenbaum und einer tief verwurzelten Wertschätzung für die Folktradition navigiert Fussell mit Anmut und Tiefe durch Themen von Identität und Verbundenheit. “When I’m Called” steht als Fussells bisher überzeugendstes Werk, eine fortlaufende Entdeckungsreise durch das reiche Geflecht der amerikanischen Musik. Minimalistisch, aber das ist seine große Stärke. (Norman van den Wildenberg) (8/10) (Fat Possum Records)

Neil Sadler – Past to Present

Am 31. März dieses Jahres schloss das No Machine Studio im englischen Wokingham nach dreißig Jahren seine Türen. Es war das Reich des Gitarristen und Sängers Neil Sadler. Unzählige Musiker haben dort ihre Aufnahmen gemacht, meist mit Neil an den Reglern. Um nur einige zu nennen: die Eric Street Band mit Neils altem Freund Dennis Siggery, das UK Blues Project, Blue Touch und Larry Miller. Die Covid-Zeit tat dem Studio keinen Gefallen, und gesundheitliche Probleme führten schließlich dazu, dass Neil beschloss, das Studio zu schließen. Aber das Blut kriecht, wo es nicht kann – Neil Sadler bleibt ein Musiker durch und durch – und es gab noch einige Arbeiten auf Lager. Aus diesen Arbeiten, einer Kombination aus bereits veröffentlichten und ganz neuen Songs, hat er eine Auswahl getroffen und diese neu aufgenommen. Von den elf Titeln wurden acht von Neil geschrieben, einer in Zusammenarbeit mit seiner Freundin Karen Jenkinson, einer von Henry Hopkins und dem UK Blues Project, und die einzige Coverversion stammt von Memphis Minnie und Kansas Joe McCoy. Das Ergebnis ist ein hervorragendes Album. Musikalisch ist es fest im Blues verankert mit Ausflügen in Rock und Soul. Es ist ein sehr persönliches Album. Neil hat mit der Schließung seines Studios einiges hinter sich gelassen. Seine gesundheitlichen Probleme und die seiner Freundin Karen haben ihn sicherlich auch belastet. Das ist deutlich hörbar. Es beginnt mit dem Eröffnungstitel “No Love Left, No More”, einem sehr emotionalen Blues über den Abschied vom Alten und den Übergang zum Neuen. Bevor Neil sich ganz der Musik widmen konnte, hatte er eine Zeit lang einen ‘richtigen’ Job. Dies beschreibt er schön in “A Bad Case Of Company Blues”. “I Ain’t Gonna Cross No River” beschreibt sein Gefühl, als sowohl Neil als auch Karen die Diagnose Krebs erhielten und er sich nicht damit abfinden wollte. Das Album endet mit dem wunderschönen instrumentalen Blues “No Rush”. Dies sind nur einige Beispiele, die auf diesem äußerst gelungenen Soloalbum von Neil Sadler zu hören sind. Große Klasse, sehr zu empfehlen. (Eric Campfens) (8/10) (Neil Sadler)

MC Solaar – Eclats Cosmiques

Mit “Eclats Cosmiques” bringt MC Solaar den zweiten Teil seines angekündigten Dreiteilers heraus und kündigt damit eine seiner produktivsten Phasen in seiner langen Karriere an. Dass Solaar seine Kunst noch immer bis ins Feinste beherrscht, zeigte sich bereits im ersten Teil dieses Dreiteilers, der Anfang des Jahres erschien, und dieser zweite Teil ist noch besser. Hört euch den Eröffnungstrack “Tot et vrai” an, ein Inbegriff des bekannten Solaar-Flows, hochstehende literarische Texte und Musik, die aus Tausenden als Solaar-Sound erkennbar ist. “Cinema” ist ein typisches Liebeslied, wie nur Solaar es machen kann. Herrlich. Dieses Dreiteiler wird immer besser, je näher es seiner Vollendung kommt. Wunderbar. Solaar war nie weg, er lehrt immer noch alle, wie man rappt. Was für ein großartiges Album! (Elodie Renard) (9/10) (Osmose Inverse)

Kokoko! – Butu

Kokoko!’s “Butu” ist ein lebendiger Tauchgang in das Herz des Nachtlebens von Kinshasa. Vom ersten Track an wirft dich das Album in eine chaotische, hektische Klanglandschaft, die die pulsierenden, unvorhersehbaren Straßen der kongolesischen Hauptstadt widerspiegelt. Es ist, als stünde man mitten im Verkehr, umgeben von einer wilden Mischung aus Geräuschen. Aus diesem anfänglichen Chaos entsteht ein unwiderstehlicher Beat, der das Album vorantreibt. Die Musik ist roh, unraffiniert und spontan, ein Zeugnis des einfallsreichen Geistes der Band. Der Einsatz von selbstgebauten Instrumenten, gefertigt aus Straßenschrott und Abfallmaterial, verleiht dem Sound eine einzigartige Textur und spiegelt die harte und erfinderische Umgebung wider, aus der sie stammen. “Butu” ist ein Schmelztiegel der Einflüsse, mit einer Mischung aus lo-fi elektronischen Texturen, unaufhörlichen Grooves und seltsamen Rhythmen. Diese eklektische Mischung kommt in einem Strom von Klängen zusammen, vergleichbar mit den Stromschnellen des Kongo-Flusses, dessen Kraft und Unvorhersehbarkeit selbst vom Stadtrand aus spürbar sind. Die Energie des Albums ist unaufhörlich und fängt den Spätabendpuls von Kinshasa ein, der sich in einer Reihe von durchgehend schnellen und lärmenden Tracks übersetzt. Das Album ist ein Kulturschock im besten Sinne, taucht dich in das kosmopolitische Chaos von Kinshasa ein. Das Hören von “Butu” fühlt sich an, als wäre man dorthin transportiert worden und würde das pulsierende Leben der Stadt aus erster Hand erleben. Lass dieses Album über dich ergehen als eine verwirrende, aber herrliche Erfahrung. Kokoko! haben mit diesem Album etwas Besonderes geschaffen. Eine Feier des unzähmbaren Geistes ihrer Stadt und ein Zeugnis der Kraft der Musik, Grenzen zu überwinden. (Jan Vranken) (9/10) (Kokoko!)

Fink – Beauty in Your Wake

Finks neuestes Album, “Beauty in Your Wake”, bringt zehn neue Tracks, die ordentlich produziert sind, aber dennoch einen etwas faden Eindruck hinterlassen. Der Opener “What Would You Call Yourself” ist geradezu langweilig und dauert zu lange, was kein gutes Zeichen für ein neues Album ist. Die Musik ist nicht besonders originell, sodass die Aufmerksamkeit des Zuhörers schnell nachlässt. Einer der besseren Tracks, “The Only Thing That Matters”, ist schön gesungen, leidet jedoch unter einer sehr vorhersehbaren Akkordfolge und einer nicht sehr interessanten Melodie. Das ist das Hauptproblem des Albums: Es klingt gut, aber die Lieder sind einfach nicht stark genug. Das Album bietet wenig Innovation und Originalität, was schade ist angesichts Fin Greenalls reichem Hintergrund als vielseitiger Musiker und Songwriter. Wenn du nach einfachen Liedern suchst, die du leicht auf deiner Gitarre nachspielen kannst, dann ist dies dein Album. Für diejenigen, die jedoch mehr Tiefe und Komplexität erwarten, ist “Beauty in Your Wake” leider eine verpasste Gelegenheit. (Jan Vranken) (6/10) (R’Coup’D)

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