Übersicht über die Albumrezensionen: Dilemma, Sofía Valdés und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Vision Video – Modern Horror
Vision Videos drittes Album “Modern Horror” ist ein schonungsloser Tauchgang in die düstere Realität unserer Zeit. Die Post-Punk-Band aus Athens, Georgia, liefert mit diesen 11 Tracks ein kraftvolles Statement ab. Der Eröffnungstrack “Modern Horror” setzt sofort den Ton mit scharfen Gitarren und Dusty Gannons intensiven Vocals. “Dead Gods” folgt mit einer hypnotischen Basslinie und Emily Fredocks unheimlichen Synths, die die apokalyptische Atmosphäre verstärken. “Sign of the Times” ist kein Cover von His Royal Badness, erinnert aber eher an U2 in ihren Boy- und October-Zeiten, und das ist definitiv kein Affront! Der Song spiegelt Gannons Erfahrungen als Afghanistan-Veteran wider, mit dringlichen Texten und Ryan Houchens’ aggressivem Schlagzeugspiel. “Normalized” erinnert etwas an The Cure und ist entspannter als der Rest, mit einem kritischen Blick auf gesellschaftliche Gleichgültigkeit. Produziert vom Grammy-Gewinner Ben Allen und gemastert in den Abbey Road Studios, klingt “Modern Horror” groß und poliert, ohne an Rauheit zu verlieren. Mit diesem Album liefert Vision Video ein drängendes, packendes Werk, das den Post-Punk auf neue Höhen hebt. Es erinnert an die 80er – und das ist wunderbar! (Anton Dupont) (8/10) (Independente Veröffentlichung)
Dotan – A Little Light in the Dark
Zehn Jahre nach seinem Durchbruch mit “7 Layers” und dem Mega-Hit “Home”, nach einer Zeit in Ungnade, kehrt Dotan drei Jahre nach “Satellites” zurück. Mit seinem vierten Studioalbum “A Little Light in the Dark” zeigt Dotan eine überraschende und erfrischende musikalische Entwicklung. Die zuvor veröffentlichten Singles “Diamonds in My Chest” und “Louder” gaben bereits einen Vorgeschmack auf die musikalische Richtung, doch das vollständige Album übertrifft alle Erwartungen. Dotans charakteristische melancholische Stimme kommt in den von Folk und Roots beeinflussten Arrangements wunderbar zur Geltung. Höhepunkte auf “A Little Light in the Dark” sind das offene “No Kissing on a Sunday”, das eine berührende Geschichte der Akzeptanz erzählt, und die mitreißende Single “Drown Me in Your River”. Die Lieder zeigen Dotans Wachstum als Songwriter und seine Fähigkeit, universelle Themen in persönliche, bewegende Songs zu übersetzen. Die Produktion, die komplett in Dotans Händen liegt, ist klar und ausgewogen, sodass jeder Song Raum zum Atmen bekommt. “A Little Light in the Dark” markiert eine Rückkehr, die Dotans Platz in der niederländischen Musikszene bestätigt. Ein Fehler wurde gemacht, aber Schwamm drüber – Dotan ist zurück. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (8Ball Music)
Dilemma – The Purpose Paradox
Mit “The Purpose Paradox” hebt die niederländische Progressive-Rock-Band Dilemma die Messlatte noch höher als auf ihrem vorherigen Album “Random Acts of Liberation”. Dieses ambitionierte Doppelalbum, bestehend aus einer vokalen und einer instrumentalen Version derselben Tracks, ist eine wahre Tour de Force im Genre. Die Produktion, betreut von Rich Mouser und Schlagzeuger Colin Leijenaar, ist erstklassig. Der Eröffnungstrack “Sanctuary” demonstriert dies perfekt mit einem kristallklaren Mix, bei dem jedes Instrument und jede Stimme Raum zum Atmen hat, ohne an Kraft zu verlieren. Die Kompositionen, teils mitgeschrieben vom Ex-Sänger Dec Burke, sind durchdacht und mitreißend. Der neue Frontmann Wudstik erweist sich als Glücksgriff. Weit entfernt von seinen früheren Tagen im Vorprogramm von De La Soul beeindruckt er mit einer kraftvollen Stimme, die sowohl Power als auch Seele vereint. Es ist eine erfrischende Ergänzung zum ohnehin beeindruckenden Sound der Band. “The Purpose Paradox” bestätigt Dilemmas Status als beste Progressive-Rock-Band der Benelux. Die Kombination aus raffinierter Produktion, ausgeklügelten Kompositionen und gesanglicher Exzellenz macht dieses Album zu einem Meilenstein im Genre. Eine international bedeutende Veröffentlichung, die die niederländische Prog-Rock-Szene endgültig auf die Karte setzt. (Jan Vranken) (9/10) (Dilemma & Butler Records)
Joy Oladokun – Observations from a Crowded Room
Mit “Observations from a Crowded Room” liefert Joy Oladokun ein meisterhaft kontemplatives Album ab, das perfekt zu den späten Abendstunden passt. Der Eröffnungstrack “Letter from a Blackbird” ist ein Song, den man am besten mit geschlossenen Augen erlebt, um sich vollständig in Oladokuns kristallklare Stimme hineinzuversetzen, die wie ein Leuchtfeuer durch die Nacht strahlt. Das Album ist eine perfekt ausbalancierte Mischung aus zurückhaltendem Folk, subtilen R&B-Einflüssen und raffinierten Pop-Arrangements. Die Produktion ist warm und intim, wobei jedes Instrument genau den richtigen Raum erhält. “Am I” entfaltet sich mit jedem Hören zu einer immer reicheren Erfahrung, eine Qualität, die das gesamte Album auszeichnet. Oladokun schafft eine klangliche Welt, die in diesen turbulenten Zeiten Trost spendet und Perspektive bietet. Die Melodien sind gleichzeitig zugänglich und komplex, mit Beats, die nie aufdringlich sind, aber einen auf eine musikalische Reise mitnehmen, die einen kurz vergessen lässt, dass die Realität manchmal weniger schön ist als die Welt, die sie malt. Dieses Album kriecht langsam unter die Haut und bleibt dort. Eine starke 8/10, die knapp an einer 9 vorbeischrammt. (Elodie Renard) (8/10) (Amigo Records)
Sofía Valdés – Sofía Valdés
Nach einem vielversprechenden Debüt, das weltweit Streams und Lob erntete, enttäuscht das zweite Album der panamaischen Singer-Songwriterin Sofía Valdés leider. Während ihre EP “Ventura” noch mit Intimität und kulturellem Reichtum beeindruckte, bleibt ihr neues Werk in Mittelmäßigkeit stecken. Die Produktion schmälert Valdés’ natürliches Talent. Obwohl ihre musikalischen Wurzeln – von Beatles-Einflüssen bis hin zu Bossa Nova und lateinamerikanischen Klängen – noch vorhanden sind, werden sie durch eine chaotische Produktion und übermäßigen Einsatz von Effekten überschattet. Der Track “Midnight Freak-Out” illustriert perfekt, was schiefläuft: Zu viel Hall und unnötige Produktionstricks ersticken die Authentizität, die ihr Debüt so charmant machte. Für jemanden, der in Panama aufgewachsen ist und musikalische Inspiration aus verschiedenen Genres, von Motown bis kubanischer Musik, fand, ist dies eine verpasste Chance. Die Hoffnung, dass sie sich zu einem neuen Star in der Singer-Songwriter-Szene entwickeln würde, vergleichbar mit Caroline Polachek, erweist sich als verfrüht. Was bleibt, ist ein enttäuschendes Album, das das Versprechen ihres Talents nicht erfüllt. (Jan Vranken) (4/10) (Warner Records)